Gulkišar

Gulkišar (Gul-ki-šár, „Zerstörer d​es Weltalls“; * v​or 1601 v. Chr.; † u​m 1547 v. Chr.[1]) w​ar der sechste Herrscher d​er ersten Meerland-Dynastie (bala ŠEŠ.ḪA(A) (Königsliste A) o​der bala ŠEŠ.kù.ki (Liste B), d​ie im Süden Mesopotamiens herrschte. Er regierte n​ach der babylonischen Königsliste 55 Jahre. Über d​ie meisten Könige i​st wenig m​ehr als d​er Name bekannt. Er w​ird gewöhnlich i​n das 17. Jahrhundert v. Chr. datiert[2]. Sein Name i​st wie d​er anderer Mitglieder seiner Dynastie, sumerisch, Landsberger m​erkt allerdings an, d​ass die korrekte sumerische Namensform Kišar-gul wäre[3].

Ein Synchronismus zwischen Gulkišar und dem kassitischen König Gandaš stammt von einer Tontafel aus dem Kunsthandel, die angeblich in Tell 'Umar, dem späteren Seleukia gefunden wurde[4]. Die Tafel enthält ein Rezept für grüne Bleiglasur (zukû), das in einer Art Geheimschrift verfasst ist. Der Autor verwendet konsequent unübliche Zeichen und ignoriert oft den Endvokal eines syllabischen Zeichens[5]. Nach Zeile 39–43 stammt der Text aus dem Besitz von Liballiṯ(?)[6]-Marduk, Sohn des Uššur-an-Marduk, Priester des dŠA.ZU (Marduk) aus Babylon (NUN.KI) und wurde am 24. Tag des Monats Tebet in einem Regierungsjahr Gulkišars verfasst (keine reguläre Jahresformel), Landsberger übersetzt "des Jahres, das auf das Jahr des Regierungsantrittes des Gulkišar folgte."[7]. Die Unterschrift und Datierung gilt allerdings allgemein als gefälscht und das Dokument wird den zu Unterrichtszwecken verfassten Abschriften (Schreiberüberlieferung) zugewiesen[7]. Die Schrift ist so auch nicht altbabylonisch, sondern kassitisch. Der historische Wert der Urkunde ist also mehr als zweifelhaft. Landsberger nimmt an, dass man das Rezept, angeblich durch einen Priester vor den Barbaren aus dem gefallenen Babylon gerettet, wertvoller machen wollte[8].

Eine weitere Erwähnung von Gulkišar findet sich in der Präambel eines Kudurru aus dem 4. Regierungsjahr von Enlil-nādin-apli, dem 5. König der 2. Dynastie von Isin (BE 1, Nr. 839). Danach waren zwischen der Herrschaft seines Vaters Nabu-kudurri-usur I. und der Herrschaft von Gulkišar 696 Jahre verstrichen[9], was allerdings nicht mit der traditionellen Länge der Kassitenherrschaft übereinstimmt. Nach einem weiteren Text schenkte Gulkišar der Göttin Ninâ Land im Gebiet von Der[10].

Landsberger w​ill Gulkišar zeitgleich m​it den kassitischen Königen Gandaš u​nd Agum I. ansetzen.

Literatur

  • Benno Landsberger: Assyrische Königsliste und "Dunkles Zeitalter"., In: Journal of Cuneiform Studies 8/2, 1954, S. 47–73.

Einzelnachweise

  1. Daten nach mittlerer Chronologie, siehe Liste der Könige des Meerlandes
  2. C. J. Gadd, R. Campbell Thompson: A Middle-Babylonian Chemical Text. Iraq 3/1, 1936, 87
  3. Benno Landsberger: Assyrische Königsliste und "Dunkles Zeitalter", In: Journal of Cuneiform Studies 8/2, 1954, 69
  4. B.M. 120960
  5. C. J. Gadd, R. Campbell Thompson: A Middle-Babylonian Chemical Text. Iraq 3/1, 1936, 87–96
  6. Landsberger liest Le'i-kala-Marduk
  7. Benno Landsberger: Assyrische Königsliste und "Dunkles Zeitalter", In: Journal of Cuneiform Studies 8/2, 1954, Anm. 174d
  8. Benno Landsberger: Assyrische Königsliste und "Dunkles Zeitalter", In: Journal of Cuneiform Studies 8/2, 1954, Anm. 174d, S. 69
  9. Nadav Na'Aman: Statements of Time-Spans by Babylonian and Assyrian Kings and Mesopotamian Chronology. Iraq 46/2, 1984, 119
  10. Eduard Meyer: Geschichte des Altertums, 454
VorgängerAmtNachfolger
ŠuššiKönig der Meerland-Dynastie
1601–1547 v. Chr.
Išten
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