Guiot de Provins
Guiot de Provins (* um 1150 in Provins; † nach 1208) war ein französischer Poet und Trobador. Nur fünf Lieddichtungen von Guiot sind uns überliefert; sie können in die Zeit um 1180 datiert werden.[1]
Leben
Er reiste viel und rezitierte seine Verse in den wichtigsten Städten Europas, vom Heiligen Römischen Reich bis nach Griechenland. Er kannte Konstantinopel und Jerusalem, er nahm wahrscheinlich auch am Dritten und auch am Vierten Kreuzzug teil. Guiot zog sich als Mönch in die Abtei von Cluny zurück. Während dieser Zeit verfasste er um 1204 zwei satirische Gedichte über die Moral, darunter die berühmte Bible Guiot (Das Wort «Bibel» bedeutete zu jener Zeit «Satire».). In diesem Gedicht, das 2700 Verse umfasst, kritisiert Guiot das Verhalten der Angehörigen jeden Standes, von den Prinzen bis zu den einfachen Leuten. Hierin findet sich auch eine der frühesten Beschreibungen des Kompasses: dieser wird unter dem Namen «marinette» erwähnt.[2][3]
Geistige Erben
Der amerikanische Historiker Henry Osborn Taylor (en) (1856 – 1941) beschreibt die Positionen des Dichters folgendermaßen:
- In diesem Aufschrei gegen die päpstliche Raubgier schwieg Frankreich nicht. Am extremsten ist die „Bibel“ von Guiot de Provins (...) Die Kardinäle sind vollgestopft mit Habgier, Simonie und Ausschweifung; ohne Glauben oder religiöse Gefühle verkaufen sie Gott und die Jungfrau Maria und täuschen uns und verraten ihre Väter. Rom saugt und verschlingt uns; Rom tötet und zerstört alles. Die Stimme Guiots erhebt sich gegen die gesamte Kirche; weder die Mönche noch die Säkularen entkommen: Bischöfe, Priester, Kanonen, die schwarzen oder weiße Mönche. Templer oder Krankenpfleger, Nonnen und Äbtissinnen, alle schlecht.
- Henry O. Taylor, The Mediaeval Mind[4].
Im Roman Baudolino von Umberto Eco wird Guiot de Provins als Kyot von Wolfram nachempfunden und als Begleiter des Helden Baudolino präsentiert, der mit Robert de Boron über die Natur des Heiligen Grals diskutiert. Am Ende des Romans verkündet er, dass er den Rest seines Lebens damit verbringen wird, andere dazu zu bringen, den Gral (im Roman Gradale genannt) zu begehren, indem er Folgendes festlegt:
- «Ich weiß nicht, ob ich fähig bin die Geschichte des Gradale zu schreiben, aber ich werde sicher jemanden finden, dem ich sie erzählen kann und der sie dann schreibt.»
Literatur
- Manfred Tietz: Guiot de Provins. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 4. Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp. 1737.
Weblinks
- Veröffentlichungen zu Guiot de Provins im Opac der Regesta Imperii
- Bibliographie zu Guiot de Provins in Arlima (Archives de littérature du Moyen Age)
Einzelnachweise
- Troubadours, Trouvères and Minnesingers (en) Abgerufen am 13. Februar 2019.
- siehe John Munro: The Story of Electricity. Hrsg.: Kessinger. 2004, ISBN 1-4191-8384-2.
- siehe lateralscience: Munro (Memento des Originals vom 25. April 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , The Story Of Electricity by John Munro, Lateral Science.
- Henry O. Taylor: The Mediaeval Mind, éd. MacMillan, 1911. „In this outcry against papal rapacity France was not silent. Most extreme is the "Bible" of Guiot de Provens: ...The cardinals are stuffed with avarice and simony and evil living; without faith or religion, they sell God and His Mother, and betray us and their fathers. Rome sucks and devours us; Rome kills and destroys all. Guiot's voice is raised against the entire Church; neither the monks nor the seculars escape—bishops, priests, canons, the black monks and the white, Templars and Hospitallers, nuns and abbesses, all bad“.