Ground Proximity Warning System

In e​inem mit e​inem Ground Proximity Warning System (dt.: Bodenannäherungs-Warnsystem) ausgerüsteten Luftfahrzeug werden i​n niedriger Flughöhe u​nter 762 m Radarhöhe (2500 ft) a​us verschiedenen Daten Kriterien abgeleitet, b​ei deren Unterschreitung e​in Alarm i​m Cockpit ausgelöst wird.

Geschichte

Das System w​urde Ende d​er 1960er Jahre b​ei Honeywell International u​nter Leitung v​on C. Donald Bateman entwickelt, 1975 eingeführt u​nd war e​ine Antwort a​uf sogenannte CFIT-Unfälle, b​ei denen e​in ansonsten v​oll funktionsfähiges Flugzeug „in d​en Boden“ geflogen wurde. Das GPWS arbeitet i​n einem Betriebsbereich v​on 9m b​is 747m Höhe über Grund (Radarhöhe). Fünf verschiedene Bedingungen (modes, Betriebsarten) führen b​ei Überschreitung unterschiedlicher Grenzen z​u Warnungen.

Weiterentwicklung

Das System w​urde zum Enhanced Ground Proximity Warning System EGPWS ausgebaut.

Durch Positionsbestimmung mit Satelliten und eine Geländedatenbank wird nicht nur die aktuelle Höhe über Grund, sondern die gesamte Flugbahn über Grund der nächsten 60 Sekunden berechnet. Dadurch können Kollisionen mit steilen Berghängen deutlich zeitiger erkannt werden (z.B. 60 Sekunden mit EGPWS statt 6 Sekunden des GPWS des Air-New-Zealand-Fluges 901).

GPWS-Modi

Sink Rate vs. Sink Rate, Pull Up

In allen Modi, ausgenommen Mode 6, werden Warnungen sowohl akustisch als auch visuell ausgegeben. Die ersten beiden Warnungen gibt es in zwei Ausführungen abhängig von der Kritikalität.

Mode 1
Mode 1: Gefährliche Sinkgeschwindigkeit – englisch excessive rate of descent
Warnmeldung: SINK RATE bzw. SINK RATE PULL UP
Radarhöhe und barometrisch gemessene Sinkgeschwindigkeit werden ausgewertet. Je niedriger die Radarhöhe, desto kleiner ist die Toleranz der maximal erlaubten Sinkgeschwindigkeit.
Mode 2
Mode 2: Gefährliche Bodenannäherungsrate – englisch excessive terrain closure rate
Warnmeldung: TERRAIN bzw. TERRAINTERRAIN PULL UP
Warnung vor schnell ansteigendem Gelände. Berücksichtigt wird die vom Radarhöhenmesser abgeleitete Höhe und Höhenänderungsrate. Je niedriger die Höhe, desto kleiner ist die Toleranz der maximal erlaubten Höhenänderungsrate. Befinden sich die Klappen in Landekonfiguration, ist die Warnung unterhalb von 60 m ausgeschaltet.
Mode 3
Mode 3: Höhenverlust nach Start oder Durchstarten – englisch altitude loss after take-off or go-around
Warnmeldung: DON'T SINK
Ausgewertet werden die Radarhöhe und der barometrische Höhenverlust nach Aktivierung des TOGA-Modus. Je niedriger die Radarhöhe, desto kleiner ist die Toleranz des maximal erlaubten Höhenverlusts. Im Allgemeinen deaktiviert sich der Modus oberhalb von 1500 ft Radarhöhe.
Mode 4
Mode 4: Unsicherer Bodenabstand und keine Landekonfiguration – englisch unsafe terrain clearance and not in landing configuration
Warnmeldung: TOO LOW – TERRAIN, TOO LOW – GEAR, TOO LOW – FLAPS
Das Warnkriterium wird aus Radarhöhe, Fluggeschwindigkeit und der Stellung des Fahrwerks und der Klappen abgeleitet.
Mode 5
Mode 5: Abweichung unter Gleitpfad im ILS-Anflug – englisch deviation below glideslope
Warnmeldung: GLIDESLOPE
Das Warnkriterium wird aus Radarhöhe und der Abweichung unter den Gleitpfad gebildet. Je niedriger die Radarhöhe, desto kleiner ist die Toleranz der maximal erlaubten Gleitpfadabweichung.
Mode 6: Hinweise – englisch advisories
Beim Erreichen bestimmter Radarhöhen ertönen Radarhöhen-Ansagen wie five hundred. Class A-Geräte erlauben zusätzliche konfigurierbare Radarhöhenansagen zwischen 10 und 2000 Fuß.[1]
Mode 7: Windscherung – englisch windshear
Warnmeldung: WINDSHEAR
Tendenzenvergleich zwischen IAS vom Air Data Computer und der GS vom IRS: Schnelle IAS-Änderung gegenüber langsamer GS-Änderung deutet auf eine Windscherung. Eine rapide IAS-Verringerung weist auf eine negative Windscherung (Rückenwindstoß), eine rapide IAS-Erhöhung auf eine positive Windscherung, welche das GPWS – wenn so programmiert – ebenfalls erkennt. Des Weiteren erkennt das GPWS übermäßige vertikale Beschleunigungen im IRS (Fallwind, Microburst).

Informationsfluss GPWS

Das GPWS verarbeitet Signale v​om Radar-Altimeter (Höhe über Grund) (nicht v​om Funkhöhenmesser), v​om ADIRS (Air Data a​nd Inertial Reference System: Druckmessungen u​nd Trägheitsnavigation, daraus d​ie barometrische Höhe, d​ie Vertikalgeschwindigkeit u​nd die Geschwindigkeit), v​om Instrumentenlandesystem (ILS, daraus d​ie Ablage v​om Gleitpfad), v​om Flight Management Computer u​nd Guidance Computer, v​om Fahrgestell (ausgefahren o​der nicht), v​on den Landeklappen (Stellung).

Signalfluss

Ein zusätzliches Signal „Stall“ v​om Flight Warning Computer stoppt a​lle GPWS-Ausgaben, w​eil die Reaktion a​uf einen Strömungsabriss Vorrang hat. Zusätzlich können einzelne Modes d​urch eine „Inhibit“-Schaltung unterdrückt werden.

Mensch-Maschine-Schnittstelle

Alarme d​es GPWS werden a​ls auditive Anzeige (Töne u​nd Sprache) ausgegeben, zusätzlich a​ls visuelle Anzeige (Textmeldung u​nd Anzeigelampe) i​m Blickfeld j​edes Piloten. Es werden k​eine exakten Messwerte (die Höhe o​der die Sinkgeschwindigkeit) angegeben, d​ie Alarme wecken Aufmerksamkeit u​nd erhöhen d​as Situationsbewusstsein. Die Bedienung erfolgt m​it Tasten i​m Overhead-Panel.

Einzelnachweis

  1. TAWS Brochüre
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