Gremberger Wäldchen
Das Gremberger Wäldchen ist ein städtisches Naherholungsgebiet am Rand des rechtsrheinischen Kölner Stadtteiles Gremberg. Er beherbergt eine Rotbuche aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, den wahrscheinlich ältesten Baum Kölns.[1]
Geschichte
Das Gremberger Wäldchen gehört zu den Besonderheiten im rechtsrheinischen Grüngürtel. Es erinnert mit seinem Laubwald an die ursprüngliche Bewaldung der sich über Gremberg hinaus erstreckenden Niederterrasse der Kölner Bucht.
Vom Klosterbesitz zum Staatsforst
Der ehemals klösterliche, der Abtei Deutz zugehörige Gremberger Hof mit den ihn umgebenden Waldflächen wurde bereits im Jahr 1003 urkundlich erwähnt.[2] Das Gelände blieb jedoch wohl auf Grund seiner abgeschiedenen Lage über Jahrhunderte im Wesentlichen unberührt. Mit der Besetzung in der Franzosenzeit und der dann einsetzenden Säkularisation fiel auch dieser kirchliche Besitz an den Staat.
Städtischer Wald
1899 wurde durch die Stadt Köln eine etwa 72 Hektar große Waldparzelle im rechtsrheinischen Gremberg erworben. Es war eine dem „Forstfiskus“ unterstehende Liegenschaft, das sogenannte „Gremberger Wäldchen“. Der Kaufpreis von 400000 Mark beinhaltete neben dem verwilderten Forst ein auf dem Gelände stehendes Forsthaus sowie Wirtschaftsgebäude des Gremberger Hofes.[3]
Erschließung des Waldes
Der Zustand des Waldes war desolat, er enthielt nach Enke „früher in achtzehnjährigem Umlauf abgetriebenen Niederwald mit einem Schirmstand alter Eichen und Buchen“.[4] Zur Jahrhundertwende befand sich der Wald in einem völlig ungeregelten Zustand. Sein Unterholz bestand aus Stockausschlag von Linden, Hainbuchen und Eichen, welcher zu einem undurchdringlichen Dickicht verwachsen war, über dem sich uralte Eichen und Buchen erhoben und ihre mächtigen Laubkronen breiteten.
Den Auftrag zur Erschließung des Waldgeländes erhielt im Herbst des Jahres 1901 der städtische Obergärtner Hermann Robert Jung. Jung war seit 1890 zuständig für die Bereiche der Alt- und Neustadt und betreute erste rechtsrheinische, stadtkölnische Gebiete. Unter ihm wurde der Wald gelichtet und ein Wegenetz angelegt. Nach der Auslichtung und der Anlage eines dichten Wegenetzes erfolgten unter Wahrung des bestehenden Waldcharakters Anpflanzungen von weiteren Arten. Eine Anstellung eines Försters sowie ein Neubau des alten Forsthauses erfolgten 1912. Mit der Einrichtung einer Gastwirtschaft im Forsthaus wurde das Gremberger Wäldchen zu einem beliebten Ausflugsziel der Kölner. So zeigt ein Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1916 das Forsthaus als Gartenwirtschaft mit einer Anzahl von aufgestellten Tischen und Stühlen im Freien.[3] Das immer noch in seiner alten Form erhaltene Gebäude ist heute privater Wohnraum.
Gedenkstätte Gremberger Wäldchen
Im westlichen Bereich des Waldgeländes liegt eine kleine gepflegte, von einem Jägerzaun eingefriedete Gedenkstätte. Die Texte der auf den Mahnmalen zu lesenden Inschriften sind selbsterklärend.
- Große Steintafel
„Hier sind 74 sowjetische Bürger begraben, die während ihrer Gefangenschaft unter dem Faschismus in den Jahren 1941 bis 1945 ermordet wurden.“
- Ein mannshoher Felsblock gibt dies in Kyrillisch wieder.
- Sockel der Bronzeplastik
„Und alles Mitleid, Frau, nenn ich gelogen,
das sich nicht wandelt in den roten Zorn,
der nicht mehr ruht, bis endlich ausgezogen,
dem Fleisch der Menschheit dieser alte Dorn.“
Die Bronzeplastik „Trauernde Eltern“ wurde 1985 auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes angeschafft und von dem Künstler Klaus Balke ausgearbeitet. 2020 wurde die Bronzefigur gestohlen[5] und im Januar 2022 von Balke durch ein motivgleiches Relief aus Keramik ersetzt.[6]
Weiterentwicklung bis heute
Am Anfang der 1970er Jahre wurde das Waldstück durch den Bau des östlichen Autobahnzubringers in seiner Mitte durchtrennt. Das der Naherholung der Bevölkerung dienende Areal erhielt zum Ausgleich eine Erweiterung durch das weiter östlich um das Zwischenwerk IX herum gelegene, ebenfalls bewaldete Gebiet am Autobahnkreuz Gremberg.
Das um 1900 als Naherholungsgebiet realisierte Waldstück hat diese Funktion weitgehend verloren. Eingeengt und durchtrennt durch die Autobahn, deren Zubringer, eine S-Bahntrasse und städtische Straßen, ist das „Wäldchen“ einem permanenten Verkehrslärm ausgesetzt. So blieben viele der ehemals zahlreichen Besucher dem Wald fern, sodass auch das beliebte Gartencafé ob dieser Entwicklung schon vor vielen Jahren den Betrieb einstellte.
Weblinks
Literatur
- Joachim Bauer und Carmen Kohls: Köln unter französischer und preußischer Herrschaft. In: Werner Adams und Joachim Bauer (Hrsg.): Vom Botanischen Garten zum Großstadtgrün – 200 Jahre Kölner Grün (Stadtspuren – Denkmäler in Köln, Band 30) Bachem Verlag, Köln 2001, ISBN 3-7616-1460-8
Einzelnachweise
- Martin Oehlen: Die Gremberger Rotbuche, in Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers, S. 6 vom 4. Dezember 2015
- Offizielle Webseite der Stadt Köln zum Stadtteil Humboldt/Gremberg
- Henriette Meynen, 'Gremberger Wäldchen': In Joachim Bauer und Carmen Kohls: Köln unter französischer und preußischer Herrschaft. In: Werner Adams und Joachim Bauer (Hrsg.): Vom Botanischen Garten zum Großstadtgrün – 200 Jahre Kölner Grün (Stadtspuren – Denkmäler in Köln, Band 30.) S. 71.
- Fritz Encke: Die öffentlichen Anlagen. In Naturwissenschaft und Gesundheitswesen in Cöln, 1908, S. 137
- Norbert Ramme: Bronzefigur am Mahnmal gestohlen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 10. September 2020, S. 30.
- Hans-Willi Hermanns: Neues Mahnmal am Gremberger Wäldchen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 27. Januar 2022, S. 36.