Gregor Wilhelm von Kirchner
Gregor Wilhelm von Kirchner (* 1671; † 15. März 1735 in Wien) war ein österreichischer Hofbeamter, Kunstmäzen und Erbauer des abgerissenen Schlosses Breitenfurt bei Wien.
Leben
Gregor Wilhelm von Kirchners Abstammung ist ungeklärt und aufgrund seines ungewöhnlichen Lebenslaufes mit verschiedenen Legenden behaftet. Selbst der vielfach behauptete Freiherrenstand ist ungewiss. Im 19. Jahrhundert galt er, obschon deutlich jünger, als natürlicher Sohn Karls VI, dann als dessen illegitimer Bruder. Am Hofe des Kaisers durchlief er eine steile Karriere und hatte die Ämter eines Ministerial-Blanko-Deputationsbuchhalters, Bergrates und Oberaufsehers über den Waldbesitz des Kaisers inne. In diesen einträglichen Verwendungen erlangte Kirchner ein großes Vermögen. 1703 heiratete er Anna Christina von Rosenberger, die Witwe des Breitenfurter Gutsbesitzers Christoph von Rosenberger. Auf seinem vom Kaiser geschenkten Ländereien in Breitenfurt ließ Gregor Wilhelm von Kirchner zwischen 1714 und 1732 das Breitenfurter Schloss errichten. Der gigantische, in der Längsachse 222 Meter messende, Bau wurde in einer dem Buchstaben W ähnelnden Form als zweiflügelige im Haupttrakt doppelgeschossige Anlage erbaut. Diese Form soll auf den Anfangsbuchstaben des Vornamens Wilhelm anspielen.
Gregor Wilhelm von Kirchner verpflichtete herausragende Künstler zur Ausstattung des vom Hofarchitekten Anton Erhard Martinelli entworfenen Schlosses. Der Bildhauer Georg Raphael Donner schuf 1734 für den Festsaal die heute im Wiener Belvedere aufgestellte Apotheose Kaiser Karls VI., eines seiner Hauptwerke, sowie eine Reihe weiterer Skulpturen für den Park und die Schlosskapelle[1]. Daniel Gran und Bartholomäus Altomonte übernahmen die Ausmalung, Giovanni Giuliani fertigte die Stuckaturen und Johann Hencke baute die Orgel der Kapelle.
Am 15. März 1735 verstarb Gregor Wilhelm von Kirchner in Wien ohne Nachkommen zu hinterlassen. Das noch ohne Nordflügel errichtete Schloss vermachte er dem Kaiser zur Verwendung als Armenspital und Versorgungshaus. Von Kichner wurde in der Krypta der Schlosskapelle bestattet. In der Sakristei wird die lebensgroße Wachsfigur von Kirchners aufbewahrt, die von Albert Ilg aufgrund ihrer herausragenden Qualität Georg Raphael Donner zugeschrieben wurde[2]. Infolge der hohen Defizite bei der Unterhaltung wurde das Armenspital 1786 auf Weisung Joseph II. 1786 aufgehoben und ab 1796 demontiert. Lediglich die Schlosskapelle hat mit ihrer grandiosen Ausstattung überdauert und wird heute als katholische Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk genutzt.
Würdigung
In Breitenfurt wurde eine Straße als Gregor Kirchner-Straße benannt. Unweit davon befindet sich auch die Schlossallee, die an das von ihm erbaute Schloss Breitenfurt erinnern soll.
Literatur
- Gregor Wilhelm Kirchner: (1671–1735); Festschrift zum 250. Todestage des Begründers der heutigen Pfarrkirche St. Johann in Breitenfurt, Marktgemeinde Breitenfurt 1986, 25 Seiten.
Weblinks
- Geschichte Breitenfurts, Das Schloß, daß einst in Breitenfurt stand (Online)
Einzelnachweise
- Luigi Ronzoni: Das Kirchnerische Schloß Breitenfurt und seine Ausstattung. Gregor Wilhelm von Kirchner und die Apotheose Kaiser Karls VI. von Georg Raphael Donner. S. 101–116, in Barockberichte N° 31, Barockmuseum Salzburg
- Julius von Schlosser: Tote Blicke: Geschichte der Porträtbildnerei in Wachs; ein Versuch / Julius von Schlosser. Hrsg. Thomas Medicus, Akad. Verl., Berlin 1993, S. 86f., ISBN 3-05-002408-9