Great Balls of Fire (Lied)
Great Balls of Fire ist ein von Jerry Lee Lewis temperamentvoll vorgetragener Rock & Roll-Song, der sich im Jahre 1957 zu einem der umsatzstärksten Millionenseller dieses Genres entwickelte.
Entstehungsgeschichte
Texter des Songs ist Jack Hammer (richtiger Name: Earl Salomon Burroughs), dessen Text durch den Komponisten Otis Blackwell (Musik) modifiziert wurde. Jack Hammer war ein afro-amerikanischer Autor und Sessionpianist aus New Orleans, der die Idee zum Song hatte. Er übertrug seine Rechte an Otis Blackwell, weil dieser als Musikregisseur beim Kino-Musikfilm (Disc Jockey) Jamboree fungierte. Dieses Teen-Movie wurde ab August 1957 produziert und präsentierte Jerry Lee Lewis mit Great Balls of Fire, nachdem Carl Perkins den Song ablehnte und anstatt dessen im Film Glad All Over sang. In der schwachen Story werden immerhin 21 Titel innerhalb einer Filmlänge von 86 Minuten präsentiert.[2]
Der von manchen Christen als blasphemisch angesehene Songtitel[3] ist ein Südstaatenausdruck für den Heiligen Geist, der sich selbst als cloven tongues as of fire manifestiert („wie durch Feuer gespaltene Zungen“).[4] Dieses – im Text nicht weiter konkretisierte – Sakrileg wird zuweilen in der Literatur über den Song überbetont.
Als Aufnahmedatum war der 8. Oktober 1957 anberaumt. Die Instrumentation zum Song besteht lediglich aus Gesang, Klavier (beides Jerry Lee Lewis), Bass (Sidney Stokes) und Schlagzeug (James Mack van Eaton). Das von Sun-Records-Labelinhaber Sam Phillips und Jack Clement gemeinsam eingepegelte intensive Echo fungiert beim Song quasi als drittes Instrument und verleiht der Aufnahme Tiefe und Unmittelbarkeit.[5] Es handelte sich um das sog. „Slapback“-Verfahren (Rückwand-Echo) der Tonbandverzögerung, das bei vielen Sun-Records-Aufnahmen zum Einsatz kam.[6] Dem Song ist die Atmosphäre anzumerken, die während der Aufnahmezeit im Tonstudio herrschte. Es entstand nämlich ein sich steigernder Dialog zwischen Phillips und Lewis über biblische Themen, der letztlich zu einer der infamsten Aufnahmesessions der Rockmusik überhaupt eskalierte.[7] Der Song beginnt mit vier temperamentvollen Glissandi in der für Lewis typischen Form und steigert sich in ein kaum mehr zu überbietendes Tempo. Sein Pianospiel steht instrumental derart im Vordergrund, dass – abweichend von der bei Sun Records sonst üblichen Studiobesetzung – nur noch Schlagzeug und Bass notwendig sind.[8]
Veröffentlichung und Erfolg
Veröffentlicht am 3. November 1957 als Sun #281 mit der B-Seite You Win Again wurde die Single parallel zum Erscheinen des Musikfilms Jamboree auf den Markt gebracht. Der Titel kam zuerst am 25. November 1957 in die Billboard-Pop-Hitparade, wo er Rang Zwei erreichte, drang bis auf Platz 3 der R&B-Charts vor und schaffte den ersten Platz in den Country-Charts, den er für zwei Wochen innehatte. Auch in den britischen Pop-Charts konnte er die Nummer Eins erreichen.
Great Balls of Fire avancierte zum zweiten Millionenseller für Jerry Lee Lewis. Er wurde zunächst drei Millionen Mal in kürzester Zeit verkauft,[9] weltweit lag der Umsatz bei insgesamt fünf Millionen Exemplaren.[10] Es war damit einer der erfolgreichsten Crossover-Hits aller Zeiten. Der gleichnamige Film mit der Lebensgeschichte von Jerry Lee Lewis vom Juli 1989 erbrachte innerhalb der ersten 17 Tage seit seiner Veröffentlichung bereits einen Umsatz von zehn Millionen US-Dollar (siehe Great Balls of Fire).
Statistik
Der Song erhielt einen BMI-Award und wurde der BMI zufolge 13 mal gecovert.[11] Für Jack Hammer werden bei BMI insgesamt 152 Titel urheberrechtlich registriert, für Blackwell sind es 394. In der Liste der 500 besten Songs wird er vom Musikmagazin „Rolling Stone“ an Rang 96 geführt.
Coverversionen
Von dem Titel gibt es viele verschiedene Coverversionen. Zum Beispiel von Electric Light Orchestra (1974), Dolly Parton (1979), Fleetwood Mac (1999), Chris Isaak (2011) und vielen anderen. Zudem wurden Teile davon in anderen Liedern als Samples verwendet, zum Beispiel von The Beach Boys (1964) und Jive Bunny and the Mastermixers (1989).[12]
Weblinks
- Mark Kemp: Otis Blackwell, 70; Wrote Hits for Presley and Others. In: New York Times. 9. Mai 2002, abgerufen am 13. November 2016 (Teile dieses Textes stammen aus der The Rolling Stone Encyclopedia of Rock & Roll (Simon & Schuster, 2001)).
Einzelnachweise
- Charts UK Charts US
- Nick Toshes: Hellfire – The Jerry Lee Lewis Story. 1982, S. 133.
- Dave Marsh: The Heart of Rock And Soul. 1989, S. 128.
- Zungenrede mit dem Heiligen Geist in der Pfingstbewegung (Zungen sind ein Symbol für verschiedene Sprachen)
- Colin Escott/Martin Hawkins: Good Rockin‘ Tonight - Sun Records And The Birth of Rock And Roll. 1992, S. 198.
- Rick Kennedy/Randy McNutt: Little Labels – Big Sound. 1999, S. 100.
- Jim Cogan/William Clark: Temples of Sound – Inside The Great Recording Studios. 2003, S. 91.
- Craig Morrison: Go Cat Go! Rockabilly Music And Its Makers. 1998, S. 91.
- Joseph Murrells: Million Selling Records. 1985, S. 108.
- Jerry Lee Lewis Bio. In: Rolling Stone. Abgerufen am 13. November 2016.
- BMI-Eintrag für Great Balls of Fire (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Great Balls of Fire auf Whosampled.com