Gröbere und feinere Topologien
Gröbere und feinere Topologien sind in dem mathematischen Teilgebiet der Topologie spezielle Mengensysteme, die in einer gewissen Beziehung zueinander stehen. Dabei heißt eine Topologie eine gröbere Topologie als eine andere Topologie, wenn sie in dieser enthalten ist, und eine feinere Topologie, wenn sie diese enthält.
Definition
Gegeben sei eine Menge , versehen mit zwei Topologien und . Ist
- ,
so heißt die Topologie stärker oder feiner als . Umgekehrt wird dann schwächer oder gröber als genannt.
Beispiele
Für ein gegebenes ist die triviale Topologie
die gröbste mögliche Topologie und somit in jeder weiteren Topologie enthalten. Dies gilt bereits aufgrund der Definition einer Topologie, die immer die Grundmenge und die leere Menge enthalten muss.
Umgekehrt ist die diskrete Topologie
die feinste Topologie, da sie per Definition der Potenzmenge alle Teilmengen der Grundmenge enthält. Es kann somit keine Topologie geben, die echt mehr Mengen als enthält.
Ein nichttriviales Beispiel von gröberen und feineren Topologien sind die schwache Topologie und die Normtopologie auf normierten Räumen. Dabei ist die schwache Topologie als Initialtopologie definiert: Sie ist die gröbste Topologie auf dem Grundraum , so dass alle linearen normstetigen Funktionale auf stetig sind. Die Normtopologie wird hingegen von den Norm-Kugeln
erzeugt. Die schwache Topologie ist dann schwächer (bzw. gröber) als die Normtopologie.
Eigenschaften
Für zwei Topologien und auf einer Menge gilt: Es ist genau dann, wenn die identische Abbildung stetig ist.
In metrischen Räumen und normierten Räumen vererben sich viele Eigenschaften von den Metriken bzw. den Normen auf die entsprechenden Topologien. Ist beispielsweise die Norm auf eine stärkere Norm als , so ist die von induzierte Normtopologie feiner als die von induzierte Normtopologie. Die analoge Aussage gilt auch für die von Metriken erzeugten Topologien.
Allgemein gilt: feinere Topologien haben
- mehr offene Mengen
- mehr abgeschlossene Mengen
- mehr stetige Abbildungen in beliebige weitere topologische Räume
- weniger stetige Abbildungen von beliebigen weiteren topologischen Räumen
- weniger kompakte Mengen und
- weniger konvergente Folgen
Verband der Topologien
Ist eine Menge, so lässt sich auf natürliche Weise durch Inklusion eine Halbordnung auf definieren. Diese Halbordnungsstruktur vererbt sich auf die Menge
- .
Es gilt sogar noch mehr: wird bezüglich der durch die Inklusion induzierten Halbordnung zu einem vollständigen Verband:[1]
Man definiert dazu für zwei Topologien
- als den Schnitt sowie
- als die von erzeugte Topologie,
da die Vereinigung von Topologien im Allgemeinen nur die Subbasis einen Topologie liefert. Weiter definiert man für beliebige und damit insbesondere unendliche Familien
- als den Schnitt sowie
- als die von der Subbasis erzeugte Topologie.
Als vollständiger Verband ist auch beschränkt, in diesem Falle durch die diskrete Topologie einerseits und die indiskrete Topologie andererseits. Der Verband ist jedoch nicht distributiv.[2]
Literatur
- Hans Wilhelm Alt: Lineare Funktionalanalysis. 6. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-22260-3, doi:10.1007/978-3-642-22261-0.
- Dirk Werner: Funktionalanalysis. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg Dordrecht London New York 2011, ISBN 978-3-642-21016-7, doi:10.1007/978-3-642-21017-4.
Einzelnachweise
- René Bartsch: Allgemeine Topologie. De Gruyter, 2015, ISBN 978-3-110-40618-4, S. 79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- H.J. Kowalsky: Topologische Räume. Springer-Verlag, 2014, ISBN 978-3-034-86906-5, S. 59 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).