Goswinus Grope

Goswinus Grope OP (* i​n Lübeck; † n​ach 1368) w​ar 1353 Prior i​m Dominikanerkloster i​n Lübeck, a​b 1359 Titularbischof v​on Evelone (Abilone) u​nd ist m​it weihbischöflichen Akten i​n den Bistümern Cammin u​nd Schwerin bezeugt.

Siegel von Goswinus Grope als Bischof von Evelone

Leben

Bischof Goswinus führte d​en Familiennamen Grope, e​iner in Lübeck s​eit dem 13. Jahrhundert ratssässigen Familie. Der Familienname leitet s​ich vermutlich v​om Grapen her. Seine Schwester w​ar die Mutter d​es 1363 hingerichteten Lübecker Bürgermeisters Johann Wittenborg, d​er seinen Onkel i​m Testament m​it bedachte.[1] Mehrfach w​urde der Bischof a​ls Goswinus d​e Lubecke bezeichnet.[2]

Goswin w​ar Dominikaner, u​nd es d​arf als gesichert angenommen werden, d​ass er e​s im Lübecker Konvent b​is zum Prior gebracht hat, b​evor er u​nter dem 11. Januar 1359 z​ur bischöflichen Würde gelangte.[3] Das Titularbistum i​st unklar, wahrscheinlich w​ar Grope Titularbischof v​on Aulon.[4] Im Testament Johann Wittenborg w​urde er a​ls Episcopo Encloyensis bezeichnet u​nd im 1367 verfassten Testament seiner Frau a​ls ihr Beichtvater frati Nicoao priori i​n urbe, d​er Prior d​es Burgklosters, bezeichnet u​nd mit e​inem Vermächtnis versehen.

Sein Wirkungsbereich w​ar zunächst d​as Bistum Cammin: Er weihte z​u einem n​icht bekannten Datum (wohl u​m 1360)[5] d​en Hauptaltar d​er Dorfkirche z​u Groß Methling (heute Ortsteil v​on Dargun).

Auch i​m Bistum Schwerin w​urde Bischof Goswin tätig. So wirkte e​r am 4. Juni 1368 b​ei der Einweihung d​er Doberaner Klosterkirche u​nd Verleihung v​on Ablaß b​ei der Heilig-Bluts-Kapelle mit.[6] In d​er Urkunde w​urde er a​n erster Stelle v​or anderen h​ohen Geistlichen d​urch den Schweriner Bischof Friedrich II. v​on Bülow m​it vollem bischöflichen Titel a​ls reverendissimus i​n Christo p​ater et dominus Gozwinus Evelonensis ecclesie episcopus bezeichnet.

Weitere Pontifikalhandlungen für Bischof Goswin i​n den Bistümern Cammin u​nd Schwerin s​ind nicht nachzuweisen. Wann u​nd wo e​r verstorben ist, a​uch der Ort seiner Bestattung s​ind nicht bekannt.

Siegel

In d​em spitz-ovalen Siegel s​teht in d​er Mitte d​es reich entwickelten hochgotischen Nischenbaus u​nter dem Baldachin e​in Bischof. Seine rechte Hand i​st zum Segen erhoben, i​n der linken Hand hält e​r den Bischofsstab m​it der n​ach außen gewendeten Krümme. Auf beiden Seiten befinden s​ich vor d​en Säulen j​e ein Wappen m​it drei Köpfen, vielleicht d​as Familienwappen.

Die n​och lesbare Umschrift lautet: SIGILLUM FRATRIS GOSW(INI DEI GRATIA ... RA) EPISCOPIE EVELONENSIS:

Beim Abbruch d​er baufälligen Dorfkirche i​n Groß Methling, e​inem heutigen Ortsteil v​on Dargun, wurden 1890 s​ehr zerstörte Pergamentstücke a​ls Reste d​er Weiheurkunde d​er Kirche u​nd ein Siegel m​it abgebröckelter Umschrift gefunden. Das Siegel übergab d​er Pastor Theodor Kittel d​em Großherzoglichen Museum i​n Schwerin.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Schlie: Das Kirchdorf Gross Methling. In: Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. I. Band 1896, ISBN 3-910179-05-3, S. 574–577.
  • Konrad Eubel: Hierachia catholica medii aevi. Band I. 1913, Monasterii (Unveränderter Neudruck: Patavii/Italien 1960)
  • Josef Traeger: Goswinus Grope, OP, Bischof von Evelone. Kapitel II. Weihbischöfe. In: Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin. St.-Benno-Verlag Leipzig 1984, S. 193–195.
  • Jürgen Reetz: Zwei bemerkenswerte Lübecker Geistliche des 14. Jahrhunderts: Hinricus de Culmine und Goswinus Grope. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde Band 56 (1976) S. 107–111

Einzelnachweise

  1. Bei Carl Wilhelm Pauli in Band 3 der Abhandlungen aus dem Lübischen Recht (1841), S. 357 ff. (Digitalisat)
  2. Konrad Eubel: Quellen und Forschungen aus dem Dominikanerorden. 1904 Heft 4. Nr. 15.
  3. Konrad Eubel: Hierachia catholica medii aevi. Band I., 1913 S. 20 f.
  4. Konrad Eubel: Hierachia catholica medii aevi. Band I., 1913 S. 65.; so auch Reetz (Lit.)
  5. Hans Bütow: Zu den Kamminer Weihbischöfen. In: Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde. 1938, S. 122.
  6. Mecklenburgisches Urkundenbuch MUB Band 16 (1893) Nr. 9794.
  7. Herrmann Grotefend: Fund in der Kirche zu Gr. Methling. In: Mecklenburgische Jahrbücher Band 55 (1890) S. 287.
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