Giuseppe Marchese

Giuseppe „Pino“ Marchese (* 12. Dezember 1962 i​n Palermo) i​st ein ehemaliges Mafia-Mitglied d​er sizilianischen Cosa Nostra, d​er mit seiner Aussage a​uf dem Maxi-Prozess v​on Palermo z​u einem wichtigen Zeugen (Pentito) d​er Staatsanwaltschaft wurde. Er gehörte z​u der „Squadra d​ella Morte“ (Todesschwadron[1]), d​ie im Auftrag d​er Corleonesi e​ine Serie v​on Morden i​n Palermo u​nd Umland begangen. Sein Vater Vincenzo u​nd sein Onkel Filippo Marchese w​aren hohe Mitglieder d​er Corso-dei-Mille Familie, d​ie der Palermitaner Achse Bontade-Inzerillo-Badalamenti abtrünnig wurden u​nd ab 1981 für d​ie Corleonesi arbeiteten.

Laufbahn innerhalb der Mafia

Giuseppe Marchese wurde mit den harten Gepflogenheiten der Mafia früh vertraut gemacht. Im Alter von 16 Jahren beabsichtigte er ein Mädchen zu heiraten, dessen Eltern getrennt lebten. Nach dem Kodex der sizilianischen Mafia galt dies als unverzeihliches Sakrileg. Sein Bruder Antonino „Nino“ schlug vor, den Vater dieses Mädchens zu töten, um die Ehre wiederherzustellen und das Mädchen daher auf rechtmäßigem Wege heiraten zu können. Falls Giuseppe dies nicht tun würde, würde er dies tun. Daraufhin brach Giuseppe die Beziehung zu dem Mädchen ab. Sein Initiationsritus erlebte Giuseppe Marchese im Jahr 1980 im Alter von 17 Jahren. Seine Patenonkel waren Salvatore Riina und Leoluca Bagarella, zwei Bosse der Corleonesi-Fraktion. Giuseppe Marcheses Zugehörigkeit zur Mafia wurde geheim gehalten, damit er ungestört Aufträge für Riina und seinen Onkel Filippo durchführen konnte. Ihm wurden zahlreiche Morde im Zuge des Zweiten Mafiakrieges zur Last gelegt, die von den Corleonesi befohlen waren. Darunter unter anderem auch die Tötung von Stefano Bontade Salvatore Inzerillo und Santo (der Bruder von Inzerillo).

Im Alter von 19 Jahren war er am „Weihnachtsmassaker“ (Strage di Natale), am 25. Dezember 1981, in Bagheria beteiligt und tötete zusammen mit Filippo Marchese und Giuseppe „Scarpuzzedda“ Greco drei verfeindete Mafiosi, unter anderem Giovanni Di Peri, das Oberhaupt der Villabate-Familie. Am 15. Januar 1982 wurde Giuseppe Marchese festgenommen und für seine Tatbeteiligung am „Weihnachtsmassaker“ verurteilt. Der Forensiker Dr. Paolo Giaccone, der Giuseppe Marcheses Fingerabdrücke an einem der Fluchtfahrzeuge fand, wurde später von Rosario Rotolo, einem der Killer aus Filippo Marcheses Todesschwadron ermordet.

Verhaftung und Verurteilung

Am 11. Mai 1989 erschlugen Giuseppe Marchese u​nd sein Bruder Antonino Marchese i​hren Mithäftling Vincenzo Puccio, d​em Boss d​es Mandamento v​on Ciaculli. Puccio h​atte zuvor erfolglos versucht, Salvatore Riina u​nd Bernardo Provenzano z​u stürzen. Der Befehl, Puccio z​u exekutieren, k​am direkt v​on Riina, d​er jedoch a​m gleichen Tag Vincenzo Puccios Bruder z​u ermorden. Daraufhin wurden d​ie beiden Marchese-Brüder z​u lebenslangen Haftstrafen verurteilt.

1992 wurde Giuseppe Marchese zum Pentito und arbeitete mit der Staatsanwaltschaft zusammen. Sein Motiv war, dass er sich am Ende durch Riina verraten fühlte. Insgesamt gab er seine Beteiligung an 20 Morden zu und wurde zum ersten Staatszeugen der siegreichen Corleonesi-Fraktion im Zweiten Mafiakrieg. Giuseppes Schwester Vincenzina war seit 1991 mit Leoluca Bagarella (Giuseppes Patenonkel) verheiratet[2]. Am 12. Mai 1995 beging sie nach einer Aussage des Pentito Toni Calvaruso vorgeblich Selbstmord[3], da sie unter einer Reihe von Fehlgeburten litt und es nicht verkraften konnte, dass ihr Bruder Giuseppe die Seiten gewechselt hatte.

Quellen

Erläuterungen und Einzelnachweise

  1. zu deren Mitgliedern gehörten Antonino Madonia, Calogero Ganci, Filippo Marchese, Antonino Marchese, Giuseppe „Pino“ Marchese, Gaetano Carollo, Giuseppe Lucchese, Giuseppe Giacomo Gambino und Mario Prestifilippo
  2. Reputed Head of the Mafia Is Arrested in Palermo Chase. The New York Times. 26. Juni 1995
  3. Italien. Je brutaler, desto besser. Focus Magazin Nr. 27, 1995

Literatur

  • Pino Arlacchi: Mafia von innen: Das Leben des Don Antonino Calderone. S. Fischer Verlag
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