Girolamo Porro
Girolamo Porro (* ca. 1520 in Padua; † nach 1604) war ein italienischer Kupferstecher, Holzschneider und Verleger.
Leben
Über Porros Leben ist wenig bekannt. Er arbeitete den größten Teil seines Lebens in Venedig und soll noch 1604 gearbeitet haben.
Werk
Porro arbeitete mit Holz und Kupfer. Er gravierte beinahe 100 Vignetten für Imprese illustri di diversi (1536) von Camillo Camilli und schuf Gravuren für Orlando furioso (1548) von Ludovico Ariosto.[1] Ariosto stellt in diesem Werk europäische Geschichte und Zukunft dar, reflektiert aber auch die Stellung von Malern und Dichtern und erinnert seine Auftraggeber daran, dass ihr zukünftiger Ruhm nicht nur von ihren eigenen Taten, sondern auch von der Repräsentation durch Dichter abhängt. In diesem Zusammenhang bedienen sich wie der Autor auch die Illustratoren der Ekphrasis, einer anschaulichen Darstellung, die das von Porro entworfene Deckblatt durch die Zentralperspektive umsetzt.[2]
Für Tomaso Porcacchis L'Isole piu famose del mondo (1572) schuf Porro die Kartenansichten. Porcacchi war ein Gelehrter, der keine Reisen außerhalb Italiens unternahm und dessen Kenntnisse der Geographie gering waren. Seine Stärke lag in der Redaktion von Texten, aus denen er Informationen zusammenstellte und einen neuen Text erarbeitete, durchsetzt mit Zitaten aus der klassischen Antike von Homer, Aristoteles, Caesar, Vergil und von Autoren der italienischen Sprache wie Dante, Petrarca und Ludovico Ariosto. An dieser Konzeption von L'Isole piu famose del mondo hatte Porro vermutlich großen Anteil, er wird auf dem Titelblatt des Werkes genannt. Die Überschriften jeder Karte sind aufwändig gestaltet, und auf dekorative Funktion der Darstellung, zum Beispiel einer Windrose, wird geachtet. Die Karten zeigen eine hohe Dichte topographischer Details wie zum Beispiel Flüsse und Küstenlinien und sind im Stil der damaligen Ästhetik der venezianischen Kartografie gehalten. Große Atlanten waren im 16. Jahrhundert eine neue Form der Publikation.
1596 veröffentlichte Porro einen eigenen kleinen Weltatlas.[3]
Weitere Arbeiten Porros finden sich in Funerali antichi di diversi Popoli et Natione von Tomaso Porcacchi (1574), für Sommario delle Vite de’ Duchi di Milano von Scipione Barbò Soncino (1574) schuf Porro die Porträts. Auch die Karten in Girolamo Ruscellis Übersetzung der "Geographike Hyphegesis" von Ptolemäus aus dem Jahre 1574 sind von Porro.[1]
1589 druckte und illustrierte er Bernardino Baldis Übersetzung Heron von Alexandrias Automata unter dem Titel De glie automati ouero mache se moventi, libri due.[4]
1591 veröffentlichte Porro L’horto de i semplici di Padova, einen Reiseführer für den botanischen Garten Paduas, der auch leere, nummerierte Seiten hatte, die den nummerierten Beeten im Garten entsprachen. Inspiriert war dieses Design vom Erinnerungstheater der Renaissance und der Entstehung von Alltagsbüchern in der Mitte des 16. Jahrhunderts.[5]
Literatur
- Fernanda Ascarelli, Marco Menato: La tipografia del ’500 in Italia (= Biblioteca di bibliografia italiana. Band 116). Olschki, Florenz 1989, ISBN 88-222-3691-2 (italienisch).
Weblinks
- Literatur von und über Girolamo Porro in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Michael Bryan: Porro, Girolamo. In: Walter Armstrong, Robert Edmund Graves (Hrsg.): Dictionary of Painters and Engravers. Biographical and Critical. 2. Auflage. Band 2. George Bell and Sons, London 1889, OCLC 7728027, S. 310 (englisch, Textarchiv – Internet Archive – New Edition, Revised and Enlarged).
- Mario Klarer: Ekphrasis. Bildbeschreibung als Repräsentationstheorie bei Spenser, Sidney, Lyly und Shakespeare (= Stephan Kohl, Karl Reichl, Hans Sauer, Hans Ulrich Seeber, Hubert Zapf [Hrsg.]: Buchreihe der Anglia. Band 35). De Gruyter, Berlin / Boston 2001, ISBN 978-3-11-091432-0, S. 30–31 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Reprint 2015).
- Annette Gerstenberg: Thomaso Porcacchis „L'Isole piu famose del mondo“. Zur Text- und Wortgeschichte der Geographie im Cinquecento (mit Teiledition) (= Claudia Polzin-Haumann, Wolfgang Schweickard [Hrsg.]: Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie. Band 326). De Gruyter, Berlin / Boston 2004, ISBN 978-3-11-094436-5, S. 83–84 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Reprint 2011).
- Friedrich Klemm: Geschichte der Technik. Der Mensch und seine Erfindungen im Bereich des Abendlandes (= Einblicke in die Wissenschaft). 3. Auflage. B. G. Teubner, Stuttgart / Leipzig 1998, ISBN 3-322-91106-3, S. 202 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Tore Frängsmyr: The Structure of Knowledge: Classifications in Science and Learning since the Renaissance. University of California at Berkeley, Berkeley 2001, ISBN 0-9672617-1-6, S. 34 (englisch, Tagungsband).