Gildo (Feldherr)
Gildo (* um 330[1]; † 398) war ein spätrömischer Offizier und Usurpator.
Leben
Gildo war der Sohn König Nubels von Mauretanien und hatte eine Tochter namens Salvina. 373 diente er unter dem älteren Theodosius, dem Vater des späteren Kaisers Theodosius I., in Africa und kämpfte in diesem Zusammenhang erfolgreich gegen seinen eigenen Bruder Firmus, der durch den Statthalter Romanus zu einem Aufstand gegen die römische Regierung angestachelt worden war.[2]
Seit 386 fungierte Gildo in Africa als Oberbefehlshaber (Comes Africae) der Provinzarmee, wobei er den Usurpator Magnus Maximus gegen den legitimen Westkaiser Valentinian II. unterstützte. Religionspolitisch förderte er die Donatisten. Gildo gelang es im Laufe der Zeit, eine quasi unabhängige Stellung in Africa zu erlangen. Bereits 394 hatte er Kaiser Theodosius seine Unterstützung im Kampf gegen den Usurpator Eugenius verweigert. Dies war auf Dauer nicht hinnehmbar, da die reichen und stark urbanisierten Provinzen auch die Kornkammer Roms war und Gildo die Getreideversorgung nach Belieben drosseln konnte.
Als es nach der Reichsteilung von 395 zu immer mehr Spannungen zwischen beiden Reichsteilen kam, erhob sich Gildo 397 gegen den weströmischen Kaiser Honorius, taktierte offen mit der oströmischen Regierung und stoppte die Getreidelieferungen nach Italien. Daraufhin ging der weströmische Regent und Heermeister Stilicho gegen ihn vor. Gildo wurde zum Staatsfeind (hostes) erklärt, und eine weströmische Armee unter dem Befehl von Gildos Bruder Mascezel, dessen Kinder von Gildo ermordet worden waren, landete in Africa. Gildo unterlag ihr in der Schlacht von Tabraca am 31. Juli 398 und wurde hingerichtet. Seine Güter wurden konfisziert, was offenbar eine derart umfangreiche Aufgabe war, dass eigens dafür der Posten des comes Gildoniaci patrimonii geschaffen werden musste. Die Provinz Africa gelangte wieder unter die Kontrolle der weströmischen Regierung. Stilicho ließ später auch Mascezel beseitigen.
Der Dichter Claudian verfasste über den Krieg gegen Gildo ein gleichnamiges, allerdings unvollendetes Werk (de bello Gildonico). Darin wird Gildo als tyrannus bezeichnet, was in spätrömischer Zeit auch als Synonym für Usurpator galt. Dennoch war dies eher propagandistischen Zwecken geschuldet.[3] Gildo beabsichtigte zwar eine quasi-unabhängige Stellung zu behaupten – dies sollte aber im Verbund mit der (ost-)römischen Regierung geschehen.
Literatur
- Alan Cameron: Claudian. Poetry and Propaganda at the Court of Honorius. Oxford 1970, S. 93ff.
- Arnold Hugh Martin Jones, John Martindale, John Morris: The Prosopography of the Later Roman Empire. Bd. 1, Cambridge 1971, S. 395f.
Anmerkungen
- Kai Brodersen und Bernhard Zimmermann (Hrsg.): Personen der Antike. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart und Weimar, Seite 85, ISBN 3-476-02023-1.
- Zum Ende des Firmus siehe Ammianus Marcellinus 29,5.
- Claudian, Gild. 5f. Vgl. zur Interpretation Cameron, Claudian, speziell S. 102f.