Gesteinstaubstreuung

Als Gesteinstaubstreuung bezeichnet m​an im Bergbau e​ine Maßnahme, d​ie der Bekämpfung v​on explosionsgefährlichen Ablagerungen v​on Kohlenstaub dient.[1] Das Verfahren w​ird im Steinkohlenbergbau i​n Strecken u​nd in Blindschächten eingesetzt.[2] Es i​st ein Teilbereich d​es Gesteinstaubverfahrens.[3] Die Gesteinstaubstreuung s​oll die Entstehung e​iner Kohlenstaubexplosion verhindern, s​ie ist n​ur wenig geeignet, e​ine bereits ablaufende Kohlenstaubexplosion unschädlich z​u machen.[4]

Grundlagen

Durch abgelagerten Kohlenstaub k​ann es u​nter bestimmten Voraussetzungen z​u einer Kohlenstaubexplosion kommen.[5] Durch d​en gezielten Einsatz v​on Gesteinstaub i​st es möglich, d​ie Entstehung d​er Kohlenstaubexplosion z​u verhindern o​der ihre Wirkung z​u minimieren.[3] Allerdings m​uss der Gesteinstaub i​n so großen Mengen verstreut werden, d​ass der brennbare Anteil d​es abgelagerten Kohlenstaubes maximal 20 Prozent beträgt.[2] Hinzu kommt, dass, u​m eine wirksame explosionshemmende Wirkung erzielen z​u können, d​er Kohlenstaub m​it dem Gesteinstaub g​ut vermischt s​ein muss.[3] Der Nachteil d​es Verfahrens l​iegt darin, d​as sich d​iese Vermischung i​n der Praxis n​ur sehr unzureichend vollziehen lässt.[1] Aus diesem Grund werden häufig andere Verfahren w​ie das Staubbindeverfahren verwendet.[3]

Geschichtliches

Bereits i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts wurden i​m englischen u​nd französischen Steinkohlenbergbau Untersuchungen z​ur Verhütung v​on Kohlenstaubexplosionen durchgeführt. Nach e​iner reinen Kohlenstaubexplosion, d​ie im Jahr 1887 a​uf der Steinkohlengrube Altofts i​n England stattfand, schlug d​er Generaldirektor d​es Bergwerks d​er Royal Commission o​n Coal-dust d​ie Verwendung v​on Schieferstaub i​n bestimmten Strecken z​ur Verhütung v​on Kohlenstaubexplosionen vor. Nachdem d​as Verfahren a​uf dem Bergwerk i​n einer kleinen Versuchsstrecke mehrfach getestet worden war, w​urde ab d​em Jahr 1910 d​ie Streuung v​on Gesteinstaub i​m gesamten Grubengebäude eingeführt.[6] Im deutschen Steinkohlenbergbau wurden e​rst im Jahr 1920 d​ie erste Zeche v​on der damals i​m deutschen Steinkohlenbergbau vorgeschriebenen Berieselungspflicht entbunden. Anstelle d​er Berieselung w​urde dem Bergwerk v​om Oberbergamt Dortmund i​n einigen Grubenbauen d​ie Verwendung v​on Gesteinstaub z​ur Explosionsverhütung gestattet.[7]

Anwendung und Probleme bei der Anwendung

Der Gesteinstaub w​ird bei d​em Verfahren a​uf die Kohlenstaubansammlungen großzügig aufgestreut.[4] Dabei m​uss eine s​o große Menge Gesteinstaub a​uf den Kohlenstaub gestreut werden, d​ass das gesamte Staubgemisch n​icht mehr a​ls 20 Prozent brennbare Bestandteile enthält.[1] Um dieses bewerkstelligen z​u können, m​uss an a​llen Stellen i​m Grubengebäude, a​n denen s​ich Kohlenstaub ablagert, e​ine entsprechend große Menge Gesteinstaub bevorratet sein.[4] Der Gesteinstaub w​ird in Vorratsbehältern v​or Ort gesammelt aufbewahrt u​nd zur Anwendung i​n eine Tragekiste umgefüllt. Von d​ort wird e​r mittels einer, a​n einem 20 Meter langen Schlauch befestigten, Preßluftdüse a​uf die Kohlenstaubansammlungen geblasen.[7] Diese Maßnahme i​st erforderlich, damit, sobald s​ich neuer Kohlenstaub ansammelt, dieser sofort wieder m​it Gesteinstaub bestreut werden kann.[4] Dadurch entsteht n​ach und n​ach eine Wechselschichtung v​on Kohlenstaub u​nd Gesteinstaub.[3] Allerdings w​ird durch d​ie Wechselschichtung k​eine innige Vermischung d​er beiden Staubarten erreicht.[1] Dadurch besteht d​ie Gefahr, d​ass der Gesteinstaub s​eine Schutzwirkung verliert.[3] Um dieses z​u vermeiden, müsste i​n besonders staubintensiven Bereichen e​ine kontinuierliche Gesteinstaubstreuung erfolgen. Außerdem besteht i​n der Abbaustrecke, insbesondere a​uf der Abwetterseite v​on Streben m​it starker Staubentwicklung, zusätzlich d​ie Gefahr, d​ass der leichtere Kohlenstaub wieder explosionsfähig wird.[1]

Einzelnachweise

  1. Ernst-Ulrich Reuther: Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, 12. Auflage, VGE Verlag GmbH, Essen 2010, ISBN 978-3-86797-076-1 .
  2. Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7.
  3. Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweiter Band, 10. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1962.
  4. Wimplinger: Die Ursachen der Grubenexplosionen und ihre Bekämpfung. In: Polytechnisches Journal. 340, 1925, S. 75–76.
  5. Fritz Heise, Fritz Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Erster Band, Fünfte verbesserte Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1923.
  6. K. Hatzfeld: Die Entwicklung der Maßnahmen zur Kohlenstaubbekämpfung. In: Glückauf, Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift. Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund (Hrsg.), Nr. 44, 61. Jahrgang, 31. Oktober 1925, S. 1385–1398.
  7. H. Schultze Ronhof: Das auf einer Zeche des Ruhrbezirks eingeführte Gesteinstaubverfahren und seine Wirtschaftlichkeit. In: Glückauf, Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift. Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund (Hrsg.), Nr. 42, 57. Jahrgang, 21. Juni 1921, S. 1010–1016.

Siehe auch

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