Gerhard Kranemann
Gerhard Kranemann, auch Gherard[us] gen. Crapemann, Gerhard Cranemann, war ein Glocken- und Grapengießer, der Mitte des 14. Jahrhunderts in Lübeck tätig war.
Leben und Werk
Kranemann war in Lübeck als Gießer von 1351 bis 1381 gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder Hinrich tätig. Er ist als Eigentümer des Gießereihauses in der Lübecker Engelsgrube 46 nachgewiesen, das vorher dem bekannten Gießer Hans Apengeter gehört hatte und bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts als Gießereihaus genutzt wurde. Von Gerhard Kranemann haben sich zwei bronzene Tauffässer erhalten, die über die Inschriften datiert und signiert sind. Weiter sind noch vier von ihm gegossene Glocken bekannt.[1]
Grapen und Pfannen
Aus der Werkstatt Gerhard Kranemanns ist ein Grapen erhalten, der gleichzeitig auch für den Export des Lübecker Handwerks in den Ostseeraum steht. Es handelt sich um den Münztopf von Petersborg, einen Münzschatz aus Skänninge in Östergötland. Lübeck und die Wendischen Städte hatten ab 1354 Gießermarken und Städtemarken eingeführt, wodurch die Identifizierung heute erleichtert wird. Auch eine Pfanne konnte ihm bislang zugeordnet werden.[2]
Fünten
Die Herstellung von bronzenen Tauffässern oblag den Beckenwerkern. Von Gerhard Kranemann haben sich im Lübecker Umland zwei dieser Taufbecken erhalten. 1357 goss er für St. Laurentius in Schönberg (Mecklenburg) das dort heute benutzte, eigentlich glockenförmige Taufbecken. Es ruht auf drei knienden Engelsgestalten als Füßen. Die Wandung ist mit zwei Reihen übereinander angebrachter Heiligenfiguren, insbesondere den Kirchenpatronen Laurentius und Katharina, aber auch der Taufe und Kreuzigung Christi, Christus mit den Leidenswerkzeugen sowie einem Wappen verziert. Eine weitere bronzene Fünte befindet sich in der Friedenskirche von Siek im Kreis Stormarn. Die Fünte in Siek ist 84 cm hoch und hat drei Löwen mit Männerköpfen als Füße. Der Kessel wird von Reliefs geziert (Adlerköpfe und Petrusreliefs). Die lateinische Umschrift in gotischer Minuskel: Magister gherardus fecit me cuius anima et hinrici Wlmctles Requiescant in pace; Meister Gerhard hat mich gemacht, dessen Seele und die des Heinrich Wlmctles /Ulmtles mögen ruhen in Frieden. Es wird vermutet, dass die Taufe als Gelegenheitskauf erst nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert nach Siek kam.[3] Sie stammt vermutlich aus einer Lübecker Kirche. Dazu passt auch, dass ein Heinrich Wullenpunt 1329 als Lübecker Bürger urkundlich nachgewiesen ist.[4]
Glocken
Von Kranemann sind folgende Glocken bekannt:
- die Glocke im ca. 1970 abgerissenen Siechenhaus St. Jürgen vor Travemünde (heute im St.-Annen-Museum)
- Glocke in der Kirche von Skanör
- Glocke in der Klosterkirche in Nykøbing Falster[5]
- Glocke in der Kirche von Brudager, Svendborg Kommune auf Fünen[6]
Literatur
- Hartwig Beseler: Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster 1974, S. 857.
- Hans Drescher: Grapen des 12.–13. Jahrhunderts aus Lübeck, Arbeiten Lübecker Gießer? In: Olaf Ahlers (Hrsg.): Lübeck 1226 – Reichsfreiheit und frühe Stadt. Lübeck 1976, S. 307–320.
- Theodor Hach: Lübecker Glockenkunde. Lübeck: Max Schmidt 1913 (Veröffentlichungen zur Geschichte der Freien und Hansestadt Lübeck 2), S. 111f und 192f
- Gustav Lindtke: Lübecker Bronzetaufen des Mittelalters. In: Der Wagen. 1966, S. 53–62.
- Gerhard, gen. Crapemann. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 13: Gaab–Gibus. E. A. Seemann, Leipzig 1920, S. 450 (Textarchiv – Internet Archive).
- Johannes Warncke: Gerhard Cranemann zu Lübeck, der Meister der Taufen zu Sieck und Schönberg. ZVLGA 22 (1925), S. 172–178.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans Drescher: Grapen des 12.–13. Jahrhunderts aus Lübeck, Arbeiten Lübecker Gießer? 1976, S. 307.
- Hans Drescher: Grapen des 12.–13. Jahrhunderts aus Lübeck, Arbeiten Lübecker Gießer? 1976, S. 307; Abb. S. 311 Nr. 3.
- Geschichte der Kirche (Memento des Originals vom 25. September 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 23. Juni 2010.
- Theodor Hach: Lübecker Glockenkunde. S. 112.
- Nyholm Nr. 2172
- Nyholm Nr. 275