Gerhard Gottsberger
Gerhard Gottsberger (* 1940 in Judenburg, Österreich) ist ein deutsch-österreichischer Wissenschaftler[1] und Erfinder des Copas-Verfahrens zur Erforschung des Lebens in tropischen Baumwipfeln.
Leben
Gerhard Gottsberger wurde 1940 in Judenburg in Österreich geboren. Er studierte Naturwissenschaften und schloss sein Studium mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Sein wissenschaftliches Spezialgebiet war die Botanik, insbesondere die des tropischen Regenwaldes. Ganz besonders interessierten ihn die tierischen und pflanzlichen Lebensgemeinschaften in den Wipfeln tropischer Regenwälder, die bis dahin weitgehend unerforscht waren. Zu diesem Zweck forschte er zunächst in Brasilien und stieß dabei auf erhebliche technische Schwierigkeiten, weil die Arbeit in den Wipfeln der bis zu 45 Meter hohen Bäume und der dort schwer mögliche Wechsel von Baum zu Baum die Arbeit aufwendig und unergiebig machte. Er kehrte 1983 nach Deutschland zurück und wurde Professor für Botanik an der Universität Gießen[2]. Hier konzipierte und entwickelte er ein Gerät, eine Art Seilbahn an drei zum Dreieck gestellten hohen Trägermasten, mit denen man durch die Kronen der Bäume fahren konnte und so die Lebewesen pflanzlicher und tierischer Art, ihre Lebensverhältnisse, sowie die dort angesiedelten Bakterien beobachten, klassifizieren, sammeln und ihre Lebensgewohnheiten erforschen konnte[2]. Seine Studien wurden dabei durch den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft, den er 1996 in Höhe von 1,25 Millionen DM erhielt, finanziell abgesichert. Trotzdem musste der ordentliche Professor für Spezielle Botanik an der Universität Ulm und Direktor des Botanischen Gartens und des Herbariums der Ulmer Hochschule fast 25 Jahre warten, bis sein Copas (Canopy Operation Permanent Access System) genannte Verfahren in die Tat umgesetzt wurde, obwohl bereits 2000 im Ulmer Botanischen Garten der Prototyp aufgestellt worden war. Als Standort für das endgültige Projekt wurde das Naturschutzgebiet Les Nouragues in Französisch-Guayana ausgewählt. 2007 standen die Masten und im Frühjahr 2014 war die Anlage fertiggestellt[2], 25 Jahre nach dem ersten Entwurf von Copas und 18 Jahre nach dem Förderpreis der Körberstiftung. Im September 2014 weihte Gerhard Gottsberger, längst emeritiert, die Anlage feierlich ein.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Life in the cerrado: A South-American tropical ecosystem, zusammen mit Silke Silberbauer-Gottsberger, Ulm
- Life forms and dynamics in tropical forrests, Berlin, 2001.
- Life in the cerrado:Pollination and seed dispersal, Ulm, 2006.
- The seedpod gum of Parkia pendula (Fabaceae) as a deadly trap for vertebrates (Elektronische Ressource), zusammen mit Daniel Piechowski, Ulm, 2009.
Weblinks
Einzelnachweise
- Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Jahrgang 2009.
- Der Spiegel: Nr. 45 vom 3. November 2014, Artikel Der Wipfelstürmer, Seiten 128 ff.