George Etherege
George Etherege (* um 1635 in Maidenhead, Berkshire; † um 1691 in Paris) war ein englischer Dramatiker der Restaurationszeit.
Leben
Über das Leben, insbesondere die frühen Jahre, von George Etherege ist wenig bekannt. Er war der älteste Sohn von Captain George Etherege und Mary Powney, die sieben Kinder hatten.[1] Einige Jahre soll Etherege in Frankreich verbracht haben, später besuchte er die Lord Williams’s School in Thame, Oxfordshire; es mag sein, dass er eine schulische Ausbildung in Cambridge genossen hat,[2] doch behauptete John Dennis zu wissen, dass Etherege weder der griechischen noch der lateinischen Sprache mächtig war, es wird also angezweifelt, ob Etherege dort studierte.[3]
Er war Anwaltsgehilfe in Beaconsfield und widmete sich später den Rechtswissenschaften in Clement’s Inn, London, einer der Inns of Chancery. Vermutlich reiste er in jungen Jahren mit seinem Vater nach Frankreich, der Königin Henrietta Maria während des Bürgerkriegs ins Exil gefolgt war. Es wird angenommen, dass Etherege in Paris die frühen Komödien von Molière gesehen hat; einer Anspielung in einem seiner Stücke entnimmt man, dass er Roger de Rabutin, den Comte de Bussy, persönlich kannte.
Die Komödien
Ethereges erstes Stück, The Comical Revenge, or Love in a Tub (1664), war ein Bühnenerfolg und sicherte ihm einen Platz in der Gesellschaft. Ungefähr um diese Zeit schloss er Bekanntschaft mit Charles Sackville (Lord Buckhurst, später Earl of Dorset) und gehörte zum Kreis der Court Wits, bei denen John Wilmot (Earl of Rochester), Charles Sedley, George Villiers (Duke of Buckingham), John Sheffield (Earl of Mulgrave) u. a. den Ton angaben.
Zeitgenossen nannten Etherege “gentle George” und “easy Etheredge”. 1668 kam She would if she could auf die Bühne, eine klassische Restaurationskomödie voller Witz und Esprit. Spätestens mit diesem Stück hatte Etherege sich einen Namen gemacht. Zwischen 1668 und 1671 war Etherege Sekretär des Botschafters Sir Daniel Hervey in Konstantinopel, ein Posten, der mit dem Bühnenerfolg in Zusammenhang gebracht wird.
Acht Jahre war es still um ihn geworden, bis er mit seinem nächsten Stück aufwartete: The Man of Mode or, Sir Fopling Flutter, eine Komödie, die zu den besten Schauspielen der Epoche zählt und den Weg ebnete für Autoren wie William Congreve. Das Stück war ein Riesenerfolg, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass gewisse allseits bekannte Höflinge satirisch aufs Korn genommen wurden. Sir Fopling Flutter war ein Porträt von Beau Hewit, Dorimant ist eine Anspielung auf John Wilmot, Medley ist entweder Etherege selbst oder Sir Charles Sedley.
Die Zeit nach dem Theater
Etherege war nachweislich mit John Wilmot, dem Earl of Rochester, befreundet und war gemeinsam mit Rochester in eine Auseinandersetzung verwickelt, in deren Verlauf jemand ernsthaft verletzt wurde;[4] beide Männer hatten ein Kind mit der Schauspielerin Elizabeth Barry.[5] Die drei gehören zu den Charakteren in dem Film The Libertine (2005), Grundlage dafür war ein Stück von Stephen Jeffreys.
Etherege kehrte der Literatur den Rücken und verlor ein Großteil seines Vermögens beim Spiel. Ca. 1679 wurde er in den Adelsstand erhoben und heiratete eine wohlhabende Witwe, Mary Sheppard Arnold. Ab 1685 war er Botschafter am Immerwährenden Reichstag in Regensburg.[6] Nach dreieinhalb Dienstjahren dort und nach der Glorious Revolution ging er nach Paris und schloss sich dem im Exil lebenden James II. an. Seine Briefe aus der Zeit in Regensburg, in denen zum Ausdruck kommt, wie gelangweilt und einsam Etherege war, werden im Britischen Museum aufbewahrt; sie wurden 1927 von Sybil Rosenfeld (1928), später von Frederick Bracher ediert. Etherege starb in Paris, vermutlich 1691, denn Narcissus Luttrell merkt im Februar 1692 an, Sir George Etherege, ehemals Botschafter von King James in Wien, sei in Paris verstorben.
Ausgaben
- The Man of Mode. Ed. John Barnard. London und New York, 1979 [1993].
- The Plays of Sir George Etherege. Ed. Michael Cordner. Cambridge, London, New York 1982.
- The Poems of Sir George Etherege. Ed. J. Thorpe. Princeton 1963.
- The Letters of Sir George Etherege. Ed. Frederick Bracher. London, 1974.
Literatur
- Etheredge, Sir George. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 9: Edwardes – Evangelical Association. London 1910, S. 807 (englisch, Volltext [Wikisource]).
Weblinks
Einzelnachweise
- H.F.B. Brett-Smith: The Dramatic Works of Sir George Etherege. Introduction. Basil Blackwell, Oxford 1927, S. xi-lxxxiiii.
- William Oldys: Biographia Britannica. Vol. III. 1750, S. 1841.
- John Dennis: A Defence Of Sir Fopling Flutter, A Comedy. Pamphlet, London, 2. November 1722.
- vgl. E. M. Thompson (Hrsg.): Correspondence of the Family of Hatton. vol 1. Camden Society, 1878, S. 133–134
- Cambridge Guide to Literature in English.
- Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 409–411.