George Dalgarno
George Dalgarno (* etwa 1620 in Aberdeen; † 28. August 1687 in Oxford)[1] war ein schottischer Pädagoge und Sprachwissenschaftler.
Leben
1657 gründet er in Oxford eine Schule. Ab 1661 leitet er die private Elizabeth School auf Guernsey. 1664 kehrt er nach Oxford zurück. Nach einem erneuten Aufenthalt in Guernsey ab 1670 kommt Dalgarno aus Gesundheitsgründen 1672 wieder nach Oxford. Dort stirbt er 1687 und wird am 30. August an der Pfarrkirche St. Mary Magdalen beigesetzt.
Er war verheiratet mit Margarett Dalgarno und hatte sieben Kinder, von denen einige früh verstarben.
Werk
Mit Dalgarnos Namen verbinden sich eine innovative Unterrichtsmethode für Gehörlose sowie eine frühe Form des Gebärdenalphabets. Sein Didascalocophus or the Deaf and Dumb man's tutor erscheint 1680, wird kontrovers diskutiert, aber auch in der Praxis eingesetzt.
Bekannter ist er jedoch als Konstrukteur einer Plansprache. Seine Ars Signorum veröffentlicht er 1661 auf Latein in London. Ziel ist eine „philosophische Sprache“, die Menschen unterschiedlicher Sprachgemeinschaften binnen zweier Wochen in die Lage versetze, „sich über alles, was ihnen in Alltagsdingen auf der Seele brennt, zu verständigen, und zwar sowohl schriftlich als auch mündlich und genau so gut wie in ihrer Muttersprache“, wie es im Untertitel heißt.
Ars Signorum
Von nah betrachtet, handelt es sich bei Dalgarnos auch als character universalis bezeichnetem Konzept um ein Wörterbuch als logische Klassifikation „sämtlicher Ideen“.[2] Bei ihm sind alle denkbaren Begriffe unterteilt in 17 Grundklassen, die mit lateinischen und griechischen Buchstaben gekennzeichnet werden. Jeder dieser Buchstaben soll Anfangsbuchstabe bestimmter Wortgruppen sein. A = Wesen – H = Substanz – E = Akzidentien – I = konkretes Ding, O = Festkörper – S = soziales Phänomen – P = Gefühl – K = politisches Phänomen usw. Der zweite Buchstabe eines Wortes gibt die entsprechende Zwischenklasse an. Die Grundklasse der politischen Phänomene = K umfasst zum Beispiel folgende Zwischenklassen: Ka = amtliche Berichte – Ke = Gerichtsangelegenheiten – Ki = Rolle der Parteien – Ko = Rolle des Richters.
Nηko heißt nach Dalgarnos System: N = Lebewesen – η = Tier – k = Vierfüßler – o = die Art, also insgesamt: Maultier. Eine Alltagssache wie Knoblauch wird Nebghnagbana, was sich so deuten lässt: N = etwas Konkretes – e = wurzelhaft – b = essbar – g = wohlschmeckend – h = süß – n = fett – a = jahreszeitlich, g = blättrig – b = Ordnungsmerkmal – a = Ersteindruck – n = länglich. Der Satz „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ lautet: Dam semu Sava samesa Nam tηn Nom.[3]
Alles in allem war Dalgarnos Ansatz für die Kommunikationspraxis zu kompliziert. Er geriet in Vergessenheit, obwohl sich die Oxforder Intelligenz damit intensiv befasst hatte.
Einfluss
In Oxford gehört Dalgarno ab den 1650er-Jahren zu einem Kreis von Gelehrten, aus dem heraus sich später die Royal Society entwickelt.
Mit seiner Arbeit beeinflusst Dalgarno unmittelbar zwei weitere Plansprachenprojekte: John Wilkins und seinen Essay towards a real character and a Philosophical Language sowie Gottfried Wilhelm Leibniz und seine Lingua universalis.
Quellen
- Louis Couturat, Léopold Léau: Histoire de la langue universelle. 1903
- Eine ausführliche Darstellung liefert Umberto Eco: Die Suche nach der vollkommenen Sprache. 1993
- David Cram und Jaap Maat (eds.): George Dalgarno on Universal Language: The Art of Signs, The Deaf and Dumb Man's Tutor, and the Unpublished Papers. 2001
Einzelnachweise
- Das Geburtsjahr ist nicht exakt belegt. Manche Quellen geben es mit 1616 an, andere mit 1626. Cram/Maat datieren die Einschreibung am Marischal College auf 1631, was für 1616 spricht.
- Ernest Drezen: Historio de la mondolingvo. Oosaaka 1967.
- Zitiert von Detlev Blanke in: Internationale Plansprachen. 2003