Georg Wolf von Kaltental
Georg Wolf(gang) von Kaltental (* 4. Dezember 1681 in Aldingen am Neckar; † 14. Februar 1746 in Ludwigsburg) war Direktor des schwäbischen Ritterkantons Kocher sowie württembergischer Obervogt und brandenburg-ansbachisch Wirklicher Geheimer Rat. Er entstammte dem Geschlecht der Herren von Kaltental.
Leben
Georg Wolf wurde am 4. Dezember 1681 in Aldingen (heute Stadtteil von Remseck am Neckar) als Sohn des Georg Friedrich von Kaltental geboren. Sein Vater besaß einen Anteil an der Ortsherrschaft der im Ritterkanton Kocher immatrikulierten Herrschaft Aldingen und war Offizier bei den württembergischen Dragonern, zuletzt im Rang eines Obristen. Er kämpfte unter anderem im Großen Türkenkrieg und im Pfälzischen Erbfolgekrieg.[1] In Letzterem fiel Georg Friedrich am 12. Juli 1697 im Kampf gegen die Franzosen.[2] Damit erbte der zu diesem Zeitpunkt 15-jährige Georg Wolf die Güter und Besitzungen seines Vaters.
Die geerbte Herrschaft bestand zum Teil aus Eigengut und war somit reichsunmittelbar, ein Teil war allerdings württembergisches Lehen, das die Kaltentaler bereits seit 1278 innehatten. Der Bau der neuen württembergischen Residenz Ludwigsburg brachte die Kaltentaler zu Aldingen daher zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Konflikt mit den Herzögen von Württemberg, die bestrebt waren, das Gebiet rund um ihre neue Residenz zu arondieren und die zahlreichen kleinen Rittergüter aufzulösen. Im Mai 1708 wollte Herzog Eberhard Ludwig das mitten in seinem Jagdgebiet gelegene Gut Aldingen kaufen, Georg Wolf und seine an der Ortsherrschaft beteiligten Verwandten konnten dank der Unterstützung durch die Reichsritterschaft zu diesem Zeitpunkt aber noch ablehnen.[1] Dieser auch in anderen Regionen betriebene sogenannte „Ausverkauf der Reichsritterschaft“ prägte im Weiteren das Leben Georg Wolfs. Württemberg und der Kanton Kocher waren zudem seit 1697 in verschiedene Rechtsstreitigkeiten am Reichshofrat um diverse ritterschaftlichen Gebiete und Rechte des Kantons verwickelt, die Eberhard Ludwig teilweise mit Gewalt an sich gebracht hatte.[3]
War sein Vater noch Offizier in württembergischen Diensten gewesen, engagierte sich Georg Wolf nun vor allem in der Politik der Reichsritterschaft. So wurde er im Jahr 1719 Ritterrat im Ritterkanton Kocher und gehörte damit zum Direktorium des Kantons. In seine Zeit als Ritterrat fiel auch der Bau des Esslinger Ritterbaus als Kanzleigebäude des Kantons. Parallel ließ Georg Wolf auch den zum kaltentalischen Eigengut zählenden bis dahin sehr schlichten Familiensitz Schloss Aldingen ausbauen und verzieren. In der Zeit um 1726 oder 1728 entstand dabei ein barockes Eingangsportal mit dem Wappen seiner Familie sowie im Inneren unter anderem mehrere barocke Deckengemälde. Besonders in den Motiven der Deckengemälde wird seine selbstbewusste Haltung gegenüber Württemberg deutlich – in den Darstellungen erkannte Georg Wolf zwar den Rangunterschied zwischen sich und den Württembergern an, betonte jedoch auch seine Unabhängigkeit.[4] Die Gemälde stammten vom Maler Paul Ambrosius Reith, der in Esslingen für den Ritterkanton tätig war, wo er mutmaßlich die Kontakte zu Georg Wolf knüpfen konnte.[1]
Um 1730 erlaubte Georg Wolf zwei aus Württemberg geflüchteten jüdischen Familien sich in Aldingen niederzulassen. Die daraus entstandene jüdische Gemeinde bestand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.[1]
Im Jahr 1731 wurde Georg Wolf Direktor des Kantons Kocher und damit eine der führenden Persönlichkeiten in der schwäbischen Reichsritterschaft seiner Zeit. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod im Jahr 1746.[3] Trotz der Differenzen zwischen Württemberg und dem Kanton Kocher im Allgemeinen sowie den Kaltentalern zu Aldingen im Speziellen ist Georg Wolfs Beziehung zu Herzog Carl Alexander bemerkenswert. Die Korrespondenz zwischen Georg Wolf und Carl Alexander deuten auf ein möglicherweise sogar freundschaftlich-familiäres Verhältnis hin. Kurz nach Carl Alexanders Machtübernahme in Württemberg wurde Georg Wolf am 21. November 1733 zudem zum württembergischen Obervogt zu Kirchheim unter Teck, Nürtingen, Denkendorf, Wendlingen, Neidlingen und Owen ernannt.[1]
Als 1744 Herzog Carl Eugen mit 16 Jahren für mündig erklärt wurde und die Amtsgeschäfte als Herzog von Württemberg übernahm, versuchte der Kanton Kocher die seit Jahrzehnten andauernden Prozesse vor dem Reichshofrat durch einen gütlichen Vergleich beizulegen, doch auch der neue Herzog zeigte dem Ritterkanton gegenüber keinerlei Kompromissbereitschaft.[3] Bereits im Jahr 1739 hatte sich der zu diesem Zeitpunkt kränkliche und an Auszehrung leidende Georg Wolf nach Ludwigsburg zurückgezogen, wo er ständig einen Arzt um sich haben konnte. Am 14. Februar 1746 starb er dort unverheiratet und kinderlos als letzter Vertreter der Aldinger Linie der von Kaltental.[1] Carl Eugen nutzte dies, um nun auch das Lehen Aldingen sowie auch das dortige Eigengut der Familie von Kaltental einzuziehen. Der darauf folgende Rechtsstreit zwischen der Familie von Kaltental und dem Herzogtum Württemberg war der Letzte der vor dem württembergischen Manngericht durchgeführt wurde und endete mit einem finanziellen Vergleich. 1769 musste auch der Ritterkanton Kocher auf seine steuerlichen Ansprüche verzichten.[5] Die ehemaligen Güter Georg Wolfs waren von da an vollständig württembergisch, sein einstiges Schloss wurde in private Hand verkauft.
Literatur
- Norbert Stein, Eduard Theiner, Heinz Pfizenmayer: Die Herren von Kaltental und die Reichsfreien Nothaft von Hohenberg (= Heinz Pfizenmayer [Hrsg.]: Heimatkundliche Schriftenreihe der Gemeinde Remseck am Neckar, Band 9). 1989
Weblinks
- Seeger, Ulrike: Aldingen, ehemals Neues Schloss, In: Stephan Hoppe, Hubert Locher und Matteo Burioni (Hrsg.): Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 2020
Einzelnachweise
- Norbert Stein, Eduard Theiner, Heinz Pfizenmayer: Die Herren von Kaltental und die Reichsfreien Nothaft von Hohenberg (= Heinz Pfizenmayer [Hrsg.]: Heimatkundliche Schriftenreihe der Gemeinde Remseck am Neckar. Band 9). 1989.
- Kaltental, Georg Friedrich von. In: Deutsche Biographie. Abgerufen am 29. Mai 2020.
- Thomas Schulz: Der Kanton Kocher der Schwäbischen Reichsritterschaft 1542 - 1805. Hrsg.: Stadtarchiv Esslingen (= Esslinger Studien Schriftenreihe. Band 7). Esslingen am Neckar 1986.
- Ulrike Seeger: Aldingen, ehemals Neues Schloss. In: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland. Stephan Hoppe, Hubert Locher und Matteo Burioni, 2020, abgerufen am 28. September 2020.
- Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Kapitel B2 - Aldingen. Königlich statistisch-topographisches Bureau Württemberg, 1859 .