Georg Fell

Georg Fell (* 23. Januar 1858 i​n Oberursel; † 28. Februar 1938 i​n Altona-Klein Flottbek[1]) w​ar ein deutscher Schlosser, Konsumgenossenschafter, Gewerkschafter, Sozialdemokrat u​nd Manager.

Georg Fell

Georg Fell w​urde am 23. Januar 1858 i​n Oberursel geboren. Sein Vater w​ar Zigarrenarbeiter. Er besuchte d​ie Volksschule v​on 1864 b​is 1872 u​nd erlernte d​ann das Schlosserhandwerk. Er arbeitete i​n verschiedenen Teilen Deutschlandes u​nd kam 1881 n​ach Leipzig. Um 1884/1885 w​ar er Vorsitzender d​es Fachvereins d​er Metallarbeiter für Leipzig u​nd Umgegend. Spätestens 1890 gehörte e​r dem Agitationskomitee d​er SPD für d​ie Reichstagswahlen d​er Region i​n und u​m Leipzig an. Von 1894 b​is 1900 vertrat e​r die Sozialdemokraten i​n der Stadtverordnetenversammlung. 1890 u​nd 1893 w​ar er Delegierter a​uf den SPD-Parteitagen.

1887 w​urde er Mitglied d​es Consum-Vereins für Plagwitz u​nd Umgegend. Von d​er Generalversammlung dieses Konsumvereins w​urde er a​m 9. Oktober 1887 i​n den Vorstand gewählt. Dieses Amt versah e​r zuerst ehren-, nebenamtlich. Im März 1889 w​urde er festangestellter u​nd besoldeter Geschäftsführer, d. h. Geschäftsführender Vorstand. Diesen Posten h​atte er 11 Jahre inne. Unter d​er Leitung v​on Georg Fell w​urde der Konsumverein Leipzig-Plagwitz, w​ie er n​ach der Eingemeindung v​on Plagwitz n​ach Leipzig hieß, i​n beispielloser Schnelligkeit z​u einer d​er größten genossenschaftlichen Unternehmungen. Ende d​er 1890er Jahre h​atte er d​ort die größte u​nd modernste Dampfbäckerei Deutschlands i​n Verbindung m​it einer 40-t-Getreidemühle errichtet. Obwohl v​on Beruf Schlosser u​nd kein Kaufmann, h​atte er a​ls Geschäftsführender Vorstand d​es Konsumvereins s​eine organisatorische Begabung bewiesen.

Ab 1896 w​ar er Mitglied d​es Aufsichtsrates d​er Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine (GEG), d​ie sich z​u der Zeit z​ur Waren- u​nd Wirtschaftszentrale d​er sozialistischen Konsumgenossenschaften entwickelte.

Im April des Jahres 1899 unternahm er mit sechs anderen Aufsichtsratsmitgliedern der GEG, ihrem Geschäftsführer Ernst August Scherling und einem weiteren Konsumgenossenschafter auf Einladung der Co-operative Wholesale Society Limited (C.W.S) eine zweiwöchige Englandreise, um die Organisation und Betriebe der C.W.S. kennenzulernen. Diese Reise war für ihn, wie für die anderen Teilnehmer, insbesondere der Anstoß die Eigenproduktion der GEG zu forcieren. Nach der Reise verfasste er wie andere Teilnehmer der Fahrt (Heinrich Lorenz, Adolf Gustav Seifert, Max Hoppe und Ernst August Scherling) je einen Teil eines Reiseberichtes. Dieser wurde im Wochenbericht der GEG veröffentlicht und fand in der sozialistischen deutschen Konsumgenossenschaftsbewegung sehr große Beachtung. Auf der Generalversammlung der GEG am 17. März 1900 in Gera wurde Fell trotz seines Sträubens zum Zweiten Geschäftsführer dieser Gesellschaft gewählt. Schweren Herzens nahm er schließlich die Wahl an. Am 1. Juli 1900 begann er sein Vorstandsamt am Sitz der Gesellschaft in Hamburg. Für die Genossenschaftsfreunde überraschend kündigte er im Juli 1902 seien Anstellung als Geschäftsführer der GEG und schied zum 31. Dezember aus. Er übernahm bei der Margarinefabrik Jürgens & Prinzen am 1. Januar 1903 eine Direktorenstelle, die er bis zum 30. Juni 1904 innehatte. Ab 1. Juli war Fell Direktor der A. L Mohr G.m.b.H. Margarinefabrik, Altona-Bahrenfeld. Auch hier hatte er sich über Jahrzehnte als Manager bewährt.[2]

Fell s​tarb 1938 d​urch einen Herzschlag.[3]

Fell w​ar seit 1885 m​it Marie Henriette Caroline Lerchner (1861–1933) verheiratet.[4]

Einzelnachweise

  1. Sterberegister StA Altona-Groß Flottbek, Nr. 10/1938
  2. Wilhelm Fischer: 60 Jahre geg. S. 55 ff.
  3. https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten/detail/mit-der-familienbibel-auf-den-spuren-der-vorfahren.html
  4. Heiratsregister StA Leipzig, Nr. 822/1885

Literatur

  • Mustafa Haikal: Gute Geschäfte. Die Geschichte der Leipziger Konsumgenossenschaft. Faber & Faber, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86730-084-1
  • Erwin Hasselmann: Geschichte der deutschen Konsumgenossenschaften. Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main 1971.
  • Wilhelm Fischer: 60 Jahre geg. 60 Jahre Dienst am Verbraucher. 1894–1954. Festschrift Hamburg 1954.
  • Heinrich Kaufmann: Die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine m. b. H. GEG. Zum 25jährigen Bestehen 1894–1919. Hamburg 1919
  • Paul Göhre: Die deutschen Arbeiter-Konsumvereine. Buchhandlung Vorwärts, Berlin 1910
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