Generative Gestaltung
Generative Gestaltung, auch Generatives Design, bezeichnet eine Entwurfsmethode in den verschiedenen Bereichen der Gestaltung (Kunst, Architektur, Kommunikationsdesign, Produktdesign, …). Wesentlich dabei ist, dass der Output – Bild, Sound, architektonisches Modell, Animation, … – durch ein Regelwerk, bzw. einen Algorithmus (üblicherweise in Form eines Computerprogramms) erzeugt wird, wodurch wesentlich Arbeitsschritte wie konstruktive Bemessungen jenseits der Auslegung entfallen. Auszeichnendes Element ist dabei zumeist auch die Visualisierung der technischen Optimierung.
Anwendung
Im Unterschied zu schon seit längerem etablierten Begriffen wie Generative Kunst oder Computerkunst umfasst Generative Gestaltung insbesondere auch Aufgabenstellungen aus Design,[1] Architektur[2] und Ingenieursdisziplinen[3]. Hauptanwendungsgebiete im Bereich des Kommunikationsdesigns ist die Erstellung von Informationsgrafiken, Diagrammen oder flexiblen Erscheinungsbildern. In der Architektur wird Generative Gestaltung (dort auch häufig Computational Design genannt) hauptsächlich zur Formfindung und Simulation architektonischer Strukturen verwendet. In der technischen Produktentwicklung kann es zur Werkstoffauswahl, Konstruktion anhand weniger Anforderungen bzw. Eingangs- und Ausgangsparameter und Gewichtsreduzierung beitragen. Dies könne insbesondere in Paarung mit additiven Fertigungsverfahren bisher nicht in Erwägung gezogene Lösungen aufwerfen[4][5][6] – die Begriffe (Generatives Design, Generative Fertigung) sind jedoch nicht zu verwechseln.
Entwicklung
Dass Generative Gestaltung an Bedeutung zunimmt, liegt vor allem daran, dass neue Entwicklungsumgebungen (Processing, VVVV, Quarz Composer, OpenFrameworks, …) oder Scriptingmöglichkeiten (Rhinoscripting, Scriptographer, …) es mittlerweile auch Gestaltern mit wenig Programmiererfahrung vergleichsweise leicht machen, ihre Ideen auf diesem Gebiet umzusetzen.
Es ist zu erwarten, dass derartige Optimierungsprobleme durch den Einsatz von Quantencomputern einen Produktivitätszuwachs erzielen werden.
Literatur
- Hartmut Bohnacker, Benedikt Groß, Julia Laub, Claudius Lazzeroni (Hrsg.): Generative Gestaltung: Entwerfen, Programmieren, Visualisieren. Schmidt, Mainz 2009. ISBN 978-3-87439-759-9
- Gary William Flake: The Computational Beauty of Nature: Computer Explorations of Fractals, Chaos, Complex Systems, and Adaptation. MIT Press 1998, ISBN 978-0-262-56127-3
- John Maeda: Design by Numbers, MIT Press 2001, ISBN 978-0-262-63244-7
- Georg Nees: Generative Computergraphik, 1969
- Georg Trogemann, Jochen Viehoff: CodeArt. Eine elementare Einführung in die Programmierung als künstlerische Praktik. Springer, Wien 2004, ISBN 978-3-211-20438-2
Weblinks
- Processing – Java-basierte Scriptsprache für generatives Coding
- vvvv – Toolkit for real time video synthesis
- OpenFrameworks – C++ toolkit for creative coding
- Visual Complexity
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Infosthetics
- Generator X
- Generative Gestaltung — Homepage zum Buch Generative Gestaltung (Präsentation und ergänzende Inhalte zu den Auflagen von 2010 und 2018)
Einzelnachweise
- Achim Schaffrinna: Generatives Design. Co-Kreation dank künstlicher Intelligenz. In: Design Tagebuch. 16. Juli 2018, abgerufen am 11. November 2020 (deutsch).
- Generatives Design. In: DETAIL. Zeitschrift für Architektur + Baudetail. DETAIL Business Information GmbH, abgerufen am 11. November 2020.
- Monika Zwettler: Was ist eigentlich Generatives Design? In: Konstruktionspraxis. Vogel Communications Group, 19. Mai 2020, abgerufen am 11. November 2020.
- Was ist generatives Design. Tools und Software. In: Autodesk. Abgerufen am 11. November 2020.
- Generative Design. Die Zukunft der Produktentwicklung. In: PTC. Abgerufen am 11. November 2020 (deutsch).
- Performance-Driven Engineering Design Approaches Based on Generative Design and Topology Optimization Tools: A Comparative Study. In: Applied Sciences journal. 2022.