Gemüse-Gänsedistel
Die Gemüse-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Weitere Namen sind Kohl-Gänsedistel oder Gewöhnliche Gänsedistel. Es handelt sich um eine in Mitteleuropa alteingebürgerte Art, die im Mittelalter als Gemüsepflanze angebaut wurde.
Gemüse-Gänsedistel | ||||||||||||
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Gemüse-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sonchus oleraceus | ||||||||||||
L. |
Merkmale
Die einjährige krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 100 cm. Sie besitzt einen hohlen, fleischigen, meist ästigen Stängel. Die Stängelblätter sind weich und blaugrün, ihre Form ist buchtig-fiederschnittig und am Rand weichborstig gezähnt. An der Basis tragen die Laubblätter waagrechte abstehende, stängelumgreifende, zugespitzte Öhrchen.
Die Körbchen werden 20 bis 25 mm breit. Die kahle Hülle misst 10 bis 15 mm und ist nicht drüsig. Es sind nur Zungenblüten vorhanden. Die zygomorphen Einzelblüten sind hellgelb. Die Frucht ist querrunzelig und beiderseits dreirippig mit Pappus.
Blütezeit ist von Juni bis Oktober, Fruchtreife ist von Juni bis Oktober.[1]
Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 32.[2]
Vorkommen
Diese Art ist als Kulturbegleiter in der gemäßigten Zone weltweit und fast in ganz Europa verbreitet. Sie kam ursprünglich in den gemäßigten Zonen Eurasiens und in Nordafrika vor.[3] Inzwischen ist sie ein Neophyt in Nord-, Mittel- und Südamerika, im tropischen und südlichen Afrika, im tropischen Asien, auf der Arabischen Halbinsel, in Australien und Neuseeland, auf den Azoren, Kapverden und auf Inseln in der Karibik, im Pazifik und im Indischen Ozean.[3]
Als Standort bevorzugt die Ruderalpflanze Unkrautfluren an Wegrändern, Schuttplätze, Gärten und Äcker. Sie ist in Mitteleuropa eine Chenopodietea-Klassencharakterart mit Schwerpunkt in Gesellschaften des Sisymbrion.[2] Sie ist bis in Höhenlagen von 1500 m NN anzutreffen. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg auf der Körberalpe am Kalbelesee sogar bis zu 1665 m Meereshöhe auf.[4]
Ökologie
Die Gemüse-Gänsedistel ist eine sommerannuelle oder winterannuelle Halbrosettenpflanze. Sie gilt mit ihrer bis in mehr als 1 Meter Tiefe vordringenden Wurzel als Pionierpflanze. Die Bestäubung erfolgt durch Bienen und Schwebfliegen. Bei feuchtem Wetter biegen sich die äußeren Blüten über die inneren.[1]
Die Früchte sind ölreiche Achänen. Die Pflanze ist heterokarp, d. h. in Abhängigkeit von wechselnden Außenfaktoren bildet sie unterschiedliche Früchte aus. Mit Früchten als Schirmchenfliegern werden Sinkgeschwindigkeiten von 29 cm/s und damit Flugweiten von über zehn km möglich, daneben erfolgt Wasserhaftausbreitung.[1]
Verwendung
Die auch als Cicerbita, Sanddistel und Sonchus levis bezeichnete[5] Pflanze wird erwähnt bei Dioskurides, Theophrast und Antiphanes. Die griechische Volksmedizin verwendete den Saft der Pflanze als Antidot bei Skorpionbissen.
Sie wird roh als Bestandteil verschiedener Salate gegessen.
- Gemüse-Gänsedistelsalat mit Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch, Gurken und Möhren
- Pflanzenbild der Gänsedistel im Wiener Dioskurides (um 512)
- Fruchtstand
- Jungpflanze
Literatur
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Dankwart Seidel: Blumen. Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check. 2., durchgesehene Auflage. blv, München/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-405-15766-8.
- Myrsini Lambraki: Honig, Wildblumen und Heilkräuter Griechenlands. Selbstverlag, Iraklion 2003, ISBN 960-92291-0-7.
Einzelnachweise
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 991. ISBN 3-8001-3131-5
- Sonchus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 8. April 2018.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 667.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 139 und 156.
Weblinks
- Gemüse-Gänsedistel. FloraWeb.de
- Gemüse-Gänsedistel. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Sonchus oleraceus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Gänsedistel Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)