Gelbschwanz-Wollaffe
Der Gelbschwanz-Wollaffe ist eine seltene südamerikanische Primatenart aus der Familie der Klammerschwanzaffen (Atelidae) und zählt zu den bedrohtesten amerikanischen Primaten.
Gelbschwanz-Wollaffe | ||||||||||||
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Gelbschwanz-Wollaffe (Oreonax flavicauda) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Oreonax | ||||||||||||
Thomas, 1927 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Oreonax flavicauda | ||||||||||||
(Humboldt, 1812) |
Beschreibung
Erwachsene Gelbschwanz-Wollaffe erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 40 bis 54 cm. Dazu kommt noch ein 56 bis 63 cm langer Schwanz. Ausgewachsene Männchen können 8,3 bis 10 kg wiegen, Weibchen erreichen ein Gewicht von 5 bis 7 kg. Ihr Fell ist lang und dicht, so dass sie insgesamt als robuste, stämmige Affen erscheinen. Normalerweise sind sie mahagonifarben bis kupferfarben, Rücken, Nacken und die relativ kurzen Gliedmaßen können dunkler sein. Die Schnauze ist weißlich. Der lange Schwanz ist als Greifschwanz ausgebildet und im hinteren Drittel an der Unterseite unbehaart. Der Name Gelbschwanz-Wollaffe kommt von einem Kranz gelber Haare um diese unbehaarte Stelle. Männchen haben deutlich längere Eckzähne als die Weibchen und ein gelbes Haarbüschel in der Genitalregion. Wie bei den Spinnenaffen (Brachyteles) ist die Klitoris der Weibchen genau so lang oder länger als der Penis der Männchen.
Verbreitung und Lebensweise
Gelbschwanz-Wollaffen leben ausschließlich in einem kleinen Gebiet im nördlichen Peru zwischen den Oberläufen von Río Marañón und Río Huallaga in den Regionen von Amazonas und San Martín, sowie in Grenzgebieten der Regionen La Libertad, Huánuco und Loreto. Ihr Lebensraum sind gebirgige, unwegsame, sehr feuchte Nebelwälder mit steilen Berghängen und tiefen Schluchten in einer Höhe von 1400 bis 2700 Metern. Die Temperatur schwankt dort zwischen 4 und 25 °C.
Sie sind tagaktive Baumbewohner, die die meiste Zeit hoch in den Bäumen verbringen, sich auf allen vieren durch das Geäst bewegen und den Schwanz als Greifschwanz verwenden können. Gelbschwanz-Wollaffen leben in Gruppen von drei bis über 20 Tieren. Diese können aus mehreren Männchen und Weibchen mit ihren Jungtieren bestehen und dürften, ähnlich wie andere Klammerschwanzaffen, wenig Konkurrenzverhalten zeigen. Männchen wurden auch allein beobachtet. Die Nahrung besteht vorwiegend aus reifen Früchten, daneben nehmen Gelbschwanz-Wollaffen Blätter, Blüten, die dicken Blattbasen von Bromelien, Luftwurzeln, Flechten und möglicherweise auch Insekten und Spinnen zu sich. Außerdem fressen sie Erde (Geophagie), wodurch sie Eisen und andere Spurenelemente aufnehmen, die sie durch ihre normale Ernährung nicht erhalten.[1]
Fortpflanzung
Weibchen bekommen etwa alle 3,5 Jahre, nach einer Tragezeit von ca. 7,5 Monaten, ein einzelnes Jungtier. Geburten können das ganze Jahr über stattfinden, die meisten Jungtiere werden jedoch während der Regenzeit geboren. Das Jungtier ähnelt den Adulten, es fehlt aber das gelbe Band am letzten Schwanzdrittel und der gelbe Büschel am Geschlechtsteil. Beide Geschlechter werden mit einem Alter von etwa 8 Jahren geschlechtsreif.
Systematik
Der Gelbschwanz-Wollaffe wurde 1812 durch den deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt als Simia flavicauda beschrieben. Zeitweise wurde der Gelbschwanz-Wollaffe auch zu den Wollaffen (Lagothrix) gezählt, wurde dann aber in eine eigene Gattung, Oreonax, gestellt, da man annahm, dass er enger mit den Klammeraffen (Ateles) verwandt sei. Eine neuere Untersuchung bestätigt aber die nahe Verwandtschaft mit den Wollaffen der Gattung Lagothrix. Der Gelbschwanz-Wollaffe steht basal zu dieser Kalde und hat sich von Lagothrix vor etwa 2,1 Millionen Jahren getrennt.[2][3]
Bedrohung
Bis in die 1950er-Jahre waren sie durch die Unzugänglichkeit ihres Verbreitungsgebietes relativ geschützt, durch Straßenbau und Waldrodungen ist die Art aber stark dezimiert worden. Zwei Schutzgebiete wurden eingerichtet, dennoch zählen Gelbschwanz-Wollaffen auch aufgrund ihrer niedrigen Fortpflanzungsrate zu den bedrohtesten Arten. Die Gesamtpopulation ist deutlich im Rückgang begriffen, die IUCN listet die Art als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered). Der ursprüngliche Lebensraums wird auf rund 11.000 km2 geschätzt,[4] jüngste Schätzungen beziffern den verbleibenden ungestörten Lebensraum jedoch nur noch auf 2000 km2. Dort sollen nicht mehr als 1000 ausgewachsene Tiere leben. Innerhalb des Verbreitungsgebietes gibt es zwar fünf Schutzzonen, aber die Populationen in diesen Schutzzonen sind nur sehr klein. Die Art gehört zu den 25 am meist gefährdeten Primaten.[5]
Literatur
- A. B. Rylands, R. A. Mittermeier: Family Atelidae (Howlers, Spider and Woolly Monkeys and Muriquis). In: Russell A. Mittermeier, Anthony B. Rylands, Don E. Wilson (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 3: Primates. Lynx Editions, 2013, ISBN 978-84-96553-89-7, S. 547.
- José E. Serrano-Villavicencio, Sam Shanee, Víctor Pacheco: Lagothrix flavicauda (Primates: Atelidae). Mammalian Species, Volume 53, Issue 1010, 11. Oktober 2021, S. 134–144; doi:10.1093/mspecies/seab013
Einzelnachweise
- S. Ferrari, L. Veiga, Urbani Bernardo: Geophagy in New World Monkeys (Platyrrhini): Ecological and Geographic Patterns. 2007, S. 402–415.
- Anthony Di Fiore, Paulo B. Chaves, Fanny M. Cornejo, Christopher A. Schmitt, Sam Shanee, Liliana Cortes-Ortiz, Valéria Fagundes, Christian Roos, Víctor Pacheco: The rise and fall of a genus: Complete mtDNA genomes shed light on the phylogenetic position of yellow-tailed woolly monkeys, Lagothrix flavicauda. and on the evolutionary history of the family Atelidae (Primates: Platyrrhini). In: Molecular Phylogenetics and Evolution. 19. April 2014, doi:10.1016/j.ympev.2014.03.028
- M. Ruiz-García, M. Pinedo-Castro, J. M. Shostell: How many genera and species of woolly monkeys (Atelidae, Platyrrhine, Primates) are there? The first molecular analysis of Lagothrix flavicauda. an endemic Peruvian primate species. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. June 2014, doi:10.1016/j.ympev.2014.05.034
- M. Leo Luna: Estudio Preliminar Sobre la Biología y Ecológica del Mono Choro de Cola Amarilla Lagothrix flavicauda (Humboldt, 1812). Master. Universidad Nacional Agraria La Molina, Lima, 1982.
- R. A. Mittermeier, J. Wallis, A. B. Rylands, J. U. Ganzhorn, J. F. Oates, E. A. Williamson, E. Palacios, E. W. Heymann, M. C. M. Kierulff, Y. Long, J. Supriatna, C. Roos, S. Walker, L. Cortés-Ortiz, C. Schwitzer (Hrsg.): Primates in Peril: The World's 25 Most Endangered Primates 2008–2010. (PDF). Illustrated by S.D. Nash. Arlington, VA: IUCN/SSC Primate Specialist Group (PSG), International Primatological Society (IPS), and Conservation International (CI), 2009, ISBN 978-1-934151-34-1, S. 1–92.
Weblinks
- Lagothrix flavicauda in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: F. Cornejo, F, 2008. Abgerufen am 66. 04. 2016.