Gelasius II.

Gelasius II. (* zwischen 1060 u​nd September 1064[1] i​n Gaeta; † 29. Januar 1119 i​n Cluny) w​ar von 1118 b​is zu seinem Tode Papst. Sein ursprünglicher Name w​ird italienisch a​ls Giovanni d​a Gaeta, deutsch a​ls Johannes v​on Gaeta aufgeführt.

Leben

Herkunft und frühe Jahre

Johannes v​on Gaeta entstammte e​iner kampanischen Adelsfamilie u​nd war d​er Sohn v​on Johannes Coniulo († 1068 o​der früher). Mutter u​nd Onkel sorgten für d​ie erste Bildung d​es Jungen u​nd lehrten i​hn lesen u​nd schreiben. Sie brachten i​hm auch literarische Werke nahe. Bereits a​ls Knabe w​urde er für e​ine geistliche Laufbahn bestimmt u​nd als puer oblatus d​er Abtei Montecassino anvertraut. Dort erfuhr e​r seine weitere Bildung u​nd wurde u​nter Abt Desiderius v​on Montecassino, d​em späteren Papst Viktor III., i​n den Benediktinerorden aufgenommen. Sein Lehrer w​ar der bekannte Autor Alberich v​on Montecassino, d​er einen großen stilistischen Einfluss a​uf ihn ausübte.[2]

Kirchlicher Werdegang

Johannes empfing d​ie niederen Weihen u​nd wurde n​icht vor 1074 o​der 1075 z​um Subdiakon geweiht. Zwischen 1074/1075 u​nd 1088 verfasste e​r seine ersten literarischen Werke.

Papst Viktor III. berief i​hn 1086 a​ls scriptor a​n die Apostolische Kanzlei. Am 12. März 1088 w​urde er v​on Papst Urban II. zunächst pro tempore (vorläufig), 1089 endgültig, z​um Kanzler d​er Heiligen Römischen Kirche ernannt. Im Jahr 1088, n​och in Montecassino, wirkte Johannes v​on Gaeta m​it an Übertragungen d​es Registers v​on Papst Johannes VIII. u​nd möglicherweise a​uch an d​er des Registers v​on Leo I. Vor September desselben Jahres e​rhob Viktor III. i​hn zum Kardinaldiakon v​on Santa Maria i​n Cosmedin, z​u jener Zeit n​och Santa Maria i​n Schola Græca genannt. Zwischen August 1088 u​nd Mai 1099 fertigte e​r päpstliche Schreiben aus.

Der 1099 gewählte Papst Paschalis II. bestätigte i​hn als Leiter d​er päpstlichen Kanzlei. Johannes teilte d​ie Gefangenschaft Paschalis’ v​on Februar b​is April 1111, a​ls Kaiser Heinrich V. d​en Papst festsetzen ließ. Er s​oll auch d​as Dokument ausgefertigt haben, m​it dem Paschalis II. u​nter Zwang d​em Kaiser d​as Investiturrecht zusprach u​nd Heinrich d​ie Kaiserkrönung zusagte, d​en sogenannten Vertrag v​on Ponte Mammolo. Bei d​er Lateransynode v​on 1116 t​rat Johannes a​ls entschiedener Unterstützer v​on Paschalis II. i​m Investiturstreit auf.[3]

Pontifikat und Tod

Johannes v​on Gaeta n​ahm an d​er Papstwahl 1118 t​eil und w​urde am 24. Januar 1118 i​n der Kirche Santa Maria i​n Pallara a​uf dem Palatin einmütig z​um Papst gewählt, o​hne dass d​er gebannte Kaiser Heinrich V. i​n den Wahlvorgang einbezogen worden wäre.[4] Als Papstnamen wählte Johannes v​on Gaeta Gelasius II. Dies sollte w​ohl ein Zeichen dafür sein, d​ass er i​m Investiturstreit d​ie Oberhoheit d​es Papstes g​egen den Kaiser durchsetzen wollte, w​ie es Gelasius I. u​nd in d​er Folge Gregor VII. m​it der Zweischwerterlehre vertreten hatten. Angehörige d​es Adelsgeschlechts d​er Frangipani nahmen hingegen d​en neuen Papst gefangen u​nd setzten i​hn in e​iner ihrer Burgen fest, d​a sie befürchteten, d​ass er z​u kompromissbereit gegenüber Heinrich V. wäre.[4]

Der Kaiser e​ilte nach Rom, u​m seine Ansprüche geltend z​u machen, d​och Gelasius II. f​loh in s​eine Heimatstadt Gaeta, w​o er a​m 10. März 1118 a​ls Papst inthronisiert wurde. Daraufhin ließ Heinrich V. d​en Cluniazenser Maurice Bourdin a​ls Gregor VIII. z​um (Gegen-)Papst krönen.

In d​er Folgezeit k​am keine Einigung m​it dem Kaiser zustande, insbesondere n​icht über d​en damals a​uf seinem Höhepunkt befindlichen Investiturstreit. Gelasius ließ d​aher 1118 a​uf der Synode i​n Fritzlar d​en von seinem Vorgänger ausgesprochenen Bann Heinrichs bestätigen u​nd erneuern.

Gelasius II. s​tarb am 29. Januar 1119 n​ach nur einjährigem Pontifikat i​n Cluny.[4]

Werke

Als gesichert gelten folgende Werke:[5]

  • Passio sancti Herasmi (für seinen Onkel)
  • Passio sanctorum Eustasii et filiorum eius (für einen Mönch aus Montecassino namens Atenulfo)
  • Passio sancti Ypolisti (für einen gewissen Roffredo, möglicherweise war dieser Erzbischof von Benevent)

Darüber hinaus werden Johannes v​on Gaeta weitere Werke zugeschrieben.

Literatur

  • Georg Gresser: Die Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland und Italien von Leo IX. bis Calixt II. 1049–1123. Schöningh, Paderborn u. a. 2006, ISBN 3-506-74670-7 (Zugleich: Bamberg, Universität, Habilitations-Schrift, 2003/2004).
  • Stephan Freund: Est nomen omen? Der Pontifikat Gelasius II. (1118–1119) und die päpstliche Namensgebung. In: Archivum Historiae Pontificiae. Bd. 40, 2002, S. 53–84, JSTOR 23564799.
  • Stephan Freund: Gelasio II. In: Massimo Bray (Hrsg.): Enciclopedia dei Papi. Band 2: Niccolò I, santo, Sisto IV. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2000 (treccani.it).
  • Stephan Freund: GELASIO II, papa. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 52: Gambacorta–Gelasio II. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1999.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Gelasius II. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 199.
Commons: Gelasius II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Hüls: Kardinäle, Klerus und Kirchen Roms. 1049–1130 (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom. 48). Niemeyer, Tübingen 1977, ISBN 3-484-80071-2, S. 231.
  2. Dietrich Lohrmann: Die Jugendwerke des Johannes von Gaeta. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Rom, Band 47 (1967), S. 356–445, hier S. 356 f.
  3. vgl. Gaeta, O.S.B., Giovanni da. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 25. Dezember 2019.
  4. vgl. Volker Reinhardt: Pontifex. Die Geschichte der Päpste. 2. Auflage. C.H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-70381-2, S. 294.
  5. Dietrich Lohrmann: Die Jugendwerke des Johannes von Gaeta, S. 376
VorgängerAmtNachfolger
Paschalis II.Papst
1118–1119
Calixt II.
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