Galitzin
Das Haus Galitzin (kyrillisch: Голицын; auch Galizyn, Golizyn, Gallitzin) ist ein russisches Fürstengeschlecht litauischer Abstammung.
Geschichte
Der Ahnherr der Galitzin im Mannesstamm Großfürst Gediminas war auch der Stammvater der Jagiellonen und des Fürstenhauses Trubezkoi war. Einer seiner Nachkommen, Iwan Bulgark (der Bulgare), soll von den starken Leder- oder Eisenhandschuhen (golitza), die er über die Wollhandschuhe trug, unter anderm in der Schlacht bei Orscha (1514), den Beinamen Golizyn (sprich Galizyn) erhalten und auf seine Nachkommen vererbt haben.[1] Von den zahlreichen Zweigen des fürstlichen Adelsgeschlechtes der Galizin, die 1917 existierten, überlebte in der Sowjetunion nur einer; alle anderen wurden vernichtet oder ins Exil gezwungen.
Die Bolschewiki verhafteten Dutzende von Galizins, um sie dann zu erschießen oder im Gulag umkommen zu lassen; weitere Dutzend verschwanden im Sturm der Revolution, und ihr Schicksal blieb unbekannt. Heute leben mehr Galizins in den USA als in Russland. Sergei Golitsyn (1909–1989) schrieb "Memoirs of a Survivor: The Golitsyn Family in Stalin's Russia"; das Buch umfasst den Zeitraum von der Revolution 1917 bis zum Eintritt der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg 1941. Das Schicksal der Familie Galitzin/Golizyn bildet auch einen der Schwerpunkte des Buches des Historikers Douglas Smith über den Untergang der russischen Aristokratie während des Sowjetregimes.
Namensträger
- Alexander Alexandrowitsch Galitzin (1908–2005), unter dem Namen Alexander Golitzen bekannter US-amerikanischer Filmarchitekt
- Alexander Fjodorowitsch Golizyn (1796–1864), russischer Fürst
- Alexander Michailowitsch Golizyn (1718–1783), russischer Feldmarschall
- Amalie von Gallitzin (1748–1806), deutsche Aufklärerin
- Boris Borissowitsch Golizyn (1862–1916), russischer Geophysiker
- Demetrius Augustinus Gallitzin (1770–1840), US-amerikanischer Priester
- Dmitri Alexejewitsch Golizyn (1734–1803), russischer Diplomat und Mineraloge
- Dmitri Michailowitsch Golizyn (1721–1793), russischer Diplomat, Militär und Kunstmäzen
- Dmitri Wladimirowitsch Golitzyn (1771–1844), russischer Generalleutnant
- Georgi Sergejewitsch Golizyn (* 1935), russischer Physiker und Hochschullehrer
- Grigory Sergejewitsch Golitzin (1838–1907), russischer General und Staatsmann
- Irene Galitzine (1916–2006), italienische Modeschöpferin
- Iwan Wassiljewitsch Bulgakow-Galitzin († 1498), russischer Fürst und Bojar mit dem Spitznamen Golitza
- Juri Nikolajewitsch Golizyn (1823–1872), russischer Komponist
- Lew Golizyn (1845–1915), Fürst und Getränkeunternehmer
- Michail Iwanowitsch Bulgakow-Galitzin (1466–1556), russischer Beamter und Feldherr
- Michail Michailowitsch Golizyn (der Ältere) (1675–1730), russischer Generalfeldmarschall und Gouverneur Finnlands
- Michail Michailowitsch Golizyn (der Jüngere) (1684–1764), russischer General und Admiral
- Michail Michailowitsch Golizyn (1840–1918) (1840–1918), russischer General
- Dmitri Michailowitsch Golizyn (1665–1737), russischer Senator und Mitglied des Obersten Geheimen Rates
- Nikolai Borissowitsch Golizyn (1794–1866), russischer Adliger und Mäzen
- Nikolai Dmitrijewitsch Golizyn (1850–1925), russischer Politiker, letzter Ministerpräsident des Zarenreichs
- Nikolai Sergejewitsch Golizyn (1809–1892), russischer Generalleutnant und Militärhistoriker
- Sergei Michailowitsch Golizyn (1774–1859), russischer Fürst
- Wassili Wassiljewitsch Golizyn (1644–1714), russischer Staatsmann und Geliebter der Zarin Sofia
- Wladimir Michailowitsch Golizyn (1847–1932), russischer Fürst, Gouverneur und Bürgermeister von Moskau
- Wladimir Wladimirowitsch Golizyn (* 1947), russischer Jurist und Richter
Literatur
- Douglas Smith: Der letzte Tanz. Der Untergang der russischen Aristokratie. Aus dem Amerikanische von Bernd Rullkötter. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-596-19777-4 (Orig.: Former People. The Final Days of the Russian Aristocracy, 2012).
Weblinks
Einzelnachweise
- Meyers Konversationslexikon, S. 847, unter Galizyn