Günter Oesterle

Günter H. Oesterle (* 13. August 1941 i​n Stuttgart) i​st ein deutscher Literatur- u​nd Kulturwissenschaftler.

Leben und Wirken

Günter Oesterle w​urde in Stuttgart geboren u​nd ist d​ort aufgewachsen. Er studierte Germanistik, Geschichte, Politik u​nd Philosophie i​n Tübingen, Freiburg u​nd Gießen, u. a. b​ei Erwin Rotermund, Wolfgang Preisendanz u​nd Clemens Heselhaus. 1971 w​urde er a​n der Universität Würzburg m​it der Arbeit „Integration u​nd Konflikt. Die Prosa Heinrich Heines i​m Kontext oppositioneller Literatur d​er Restaurationsepoche“ promoviert. Seit 1974 i​st er Professor für Neuere deutsche Literatur u​nd Kulturwissenschaft a​m Institut für Germanistik d​er Justus-Liebig-Universität Gießen. 2006 w​urde er emeritiert.[1][2]

Günter Oesterle w​ar in mehreren fachübergreifenden Forschungsverbünden aktiv. Er gehörte z​u dem Teilnehmerkreis d​er interdisziplinären Forschergruppe „Poetik u​nd Hermeneutik“ (1963–1994). An d​er Justus-Liebig-Universität Gießen w​ar er v​on 1997 b​is 2006 Sprecher d​es Graduiertenkollegs „Klassizismus u​nd Romantik i​m europäischen Kontext“ (GRK 412). Von 2001 b​is 2004 w​ar er Sprecher d​es Sonderforschungsbereichs „Erinnerungskulturen“ (SFB 434), i​n dem e​r zunächst e​in Teilprojekt „Erinnern u​nd Erfinden“ (1997–2002) u​nd anschließend e​in Teilprojekt „Andenken u​nd Eingedenken“ (2002–2008) leitete.

Während u​nd nach seiner Lehrtätigkeit a​n der Universität Gießen h​atte Günter Oesterle zahlreiche Gastprofessuren inne: 1981/1982 a​n der University o​f Wisconsin–Madison, 1984 a​n der Philipps-Universität Marburg, v​on 2004 b​is 2005 d​en Walter-Benjamin-Lehrstuhl a​n der Hebrew University i​n Jerusalem, 2011 d​ie Max-Kade-Gastprofessur a​n der Columbia University i​n New York u​nd 2012 e​ine Gastprofessur a​n der Beihang University i​n Peking.

Nach seiner Emeritierung w​urde er m​it mehreren Senior Fellowships ausgezeichnet: v​on 2008 b​is 2009 a​m Freiburg Institute f​or Advanced Studies (FRIAS)[3], v​on 2009 b​is 2010 a​m Gutenberg Forschungskolleg i​n Mainz (GFK)[4][5] u​nd von 2010 b​is 2011 a​m Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften i​n Wien (IFK)[6].

Günter Oesterle i​st seit 1967 m​it Ingrid Oesterle verheiratet; s​ie haben e​ine Tochter.[7]

Forschungsschwerpunkte

Günter Oesterles Forschungsschwerpunkte liegen i​m Feld d​er Kulturpoetik i​m epochalen Gefüge v​on Klassizismus, Romantik u​nd Vormärz:

Veröffentlichungen

Eine vollständige Liste d​er wissenschaftlichen Publikationen findet s​ich auf d​er Webseite v​on Günter Oesterle a​n der JLU Gießen.[8]

Regelmäßige Herausgeberschaften

  • 1991–2007 Mitherausgeber der Zeitschrift „Athenäum. Jahrbuch für Romantik“, Schöningh, Paderborn
  • 1995–2015 Mitherausgeber der Reihe „Schriften der Stiftung für Romantikforschung“, Königshausen & Neumann, Würzburg
  • 2004–2008 Herausgeber der Reihe „Formen der Erinnerung“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
  • Seit 2019: Mitherausgeber der „Handlichen Bibliothek der Romantik“, Secession, Zürich/Berlin

Aufsätze (Auswahl)

  • „Vorbegriffe zu einer Theorie der Ornamente“. Kontroverse Formprobleme zwischen Aufklärung, Klassizismus und Romantik am Beispiel der Arabeske. In: Herbert Beck, Peter C. Bol u. a. (Hg.): Ideal und Wirklichkeit der bildenden Kunst im späten 18. Jahrhundert, Berlin 1984, S. 119–139.
  • Arabeske, Schrift und Poesie in E.T.A. Hoffmanns Kunstmärchen „Der goldne Topf“. In: Athenäum. Jahrbuch für Romantik 1 (1991), S. 69–107.
  • Arabeske/Groteske/Karikatur. In: Christine Lubkoll, Harald Neumeyer (Hg.): E.T.A. Hoffmann Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart 2015, S. 339–345.
  • Art. Arabeske. In: Karlheinz Barck, Martin Fontius u. a. (Hg.): Ästhetische Grundbegriffe. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, Stuttgart 2000, Bd. 1, S. 272–286.
  • Karikatur als Vorschule von Modernität. Überlegungen zu einer Kulturpoetik der Karikatur mit Rücksicht auf Charles Baudelaire. In: Silvio Vietta, Dirk Kemper (Hg.): Ästhetische Moderne in Europa, München 1998, S. 259–286.
  • Das Groteskkomische. In: Uwe Wirth (Hg.): Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart 2017, S. 35–42.
  • Art. Grotesk (zus. mit Rolf Haaser). In: Georg Braungart, Harald Fricke u. a. (Hg.), Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Berlin 1997, Bd. 1, S. 745–748
  • Souvenir und Andenken. In: Der Souvenir. Erinnerungen in Dingen von der Reliquie zum Andenken. (Ausst.-Kat. Museum für Angewandte Kunst Frankfurt, 29. Juni–29. Oktober 2006; Museum für Kommunikation Frankfurt, 29. Juni–10. September 2006), Köln 2006, S. 16–45.
  • Zu einer Kulturpoetik des Interieurs im 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Germanistik NF XXIII/3 (2013), S. 543–557.
  • Skizze einer Kulturgeschichte des kleinen Gartenhauses. In: Hubertus Fischer, Sigrid Thielking und Joachim Wolschke-Bulmahn (Hg.): Reisen in Parks und Gärten. Umrisse einer Rezeptions- und Imaginationsgeschichte. (CGL-Studies; 11), München 2012.
  • „Unter dem Strich“. Skizze einer Kulturpoetik des Feuilletons im neunzehnten Jahrhundert. In: Jürgen Barkhoff, Gilbert Carr und Roger Paulin (Hg.): Das schwierige 19. Jahrhundert. Germanistische Tagung zum 65. Geburtstag von Eda Sagarra im August 1998, Tübingen 2000, S. 229–250.
  • Friedrich Schlegels Reise nach Frankreich als romantisch-ethnographisches Projekt (zus. mit Ingrid Oesterle). In: David Wellbery (Hg.): Kultur-Schreiben als romantisches Projekt. Romantische Ethnographie im Spannungsfeld zwischen Imagination und Wissenschaft, Würzburg 2012, S. 275–292.
  • Annette von Droste-Hülshoffs lyrische "Versuche im Komischen". In: Claudia Liebrand, Irmtraud Hnilica und Thomas Wortmann (Hg.): Redigierte Tradition. Literaturhistorische Positionierungen Annette von Droste-Hülshoffs, Paderborn 2010, S. 253–270.
  • Das Komischwerden der Philosophie in der Poesie. Literatur-, philosophie- und gesellschaftsgeschichtliche Konsequenzen der „voie physiologique“ in Georg Büchners Woyzeck. In: Georg Büchner Jahrbuch 3 (1983), S. 200–239 (Themenheft: Hubert Gersch, Thomas Michael Mayer und Günter Oesterle (Hg.): Internationales Georg Büchner Symposium. Ergebnisse und Perspektiven der Forschung. Darmstadt 25.–28. Juni 1981).
  • Ästhetische Verfahren in Klassizismus, Romantik und Vormärz. Georg Büchners poetische Verarbeitung zeitgenössischer poetischer Vorgaben. In: Roland Borgards und Harald Neumeyer (Hg.): Georg Büchner Handbuch. Epoche – Werk – Wirkung, Stuttgart 2009, S. 299–305.
  1. Germanistenverzeichnis. Verzeichnis der Hochschulgermanistinnen und -germanisten. Hg. v. dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Gesellschaft für Hochschulgermanistik im Deutschen Germanistenverband: http://www.germanistenverzeichnis.phil.uni-erlangen.de/institutslisten/files/de/00500_de/508_de.html
  2. Homepage des Instituts für Germanistik, Justus-Liebig-Universität Gießen: https://www.uni-giessen.de/fbz/fb05/germanistik/abliteratur/ndlk/mitarbeiter/oesterle
  3. Germanistik im Netz (GiN): https://www.germanistik-im-netz.de/recherchieren/
  4. GEPRIS – Geförderte Projekte der DFG: Graduiertenkolleg „Klassizismus und Romantik im europäischen Kontext“ (GRK 412)
  5. GEPRIS – Geförderte Projekte der DFG: Sonderforschungsbereich „Erinnerungskulturen“ (SFB 434)
  6. GoogleBooks: Günter Oesterle „Integration und Konflikt. Die Prosa Heinrich Heines im Kontext oppositioneller Literatur der Restaurationsepoche“ (1971)
  7. Homepage des Verlags Brill | Schöningh: „Athenäum. Jahrbuch für Romantik“
  8. Reihe „Schriften der Stiftung für Romantikforschung“ auf der Homepage des Verlags "Königshausen & Neumann"
  9. Reihe „Formen der Erinnerung“ auf der Homepage des Verlags V&R
  10. Reihe „Handliche Bibliothek der Romantik“ auf der Homepage des Secession-Verlags
  11. Literatur von und über Günter Oesterle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise

  1. Prof. em Dr. Günter Oesterle, Institut für Germanistik, JLU Gießen. Abgerufen am 27. Juli 2021.
  2. Kalender kleiner Innovationen. 50 Anfänge einer Moderne zwischen 1755 und 1856. Für Günter Oesterle. Hg. v. Borgards Roland, Almuth Hammer und Christiane Holm, Würzburg 2006.
  3. Homepage Freiburg Institute for Advanced Studies, Universität Freiburg. Abgerufen am 27. Juli 2021.
  4. Homepage Gutenberg Forschungskolleg, Universität Mainz. Abgerufen am 27. Juli 2021.
  5. Inhaber des GFK-Fellowship "Theorien und Methoden der Historischen Kulturwissenschaften" vorgestellt. Abgerufen am 27. Juli 2021.
  6. Homepage IFK Wien. Abgerufen am 27. Juli 2021.
  7. Saskia Elisa Sophie Nagel: Goldhochzeit bei Oesterles. Gießener Allgemeine, 21. Juli 2017, abgerufen am 27. August 2021.
  8. Prof. em. Dr. Günter Oesterle – Liste der Publikationen. Justus-Liebig-Universität Gießen, abgerufen am 27. August 2021.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.