Günter Hepe
Leben
Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Hepe in Amsterdam Kunstgeschichte und eröffnete eine Galerie, die sich insbesondere mit außereuropäischer Kunst befasste. Er knüpfte damit gezielt an die Tradition der durch den Nationalsozialismus verfolgten und unterbrochenen Klassischen Moderne an und wollte dieser im nördlichen Mitteleuropa neue Impulse geben. In den frühen 1970er Jahren zog Hepe nach Berlin und gründete dort die erste auf afrikanische und ozeanische Kunst spezialisierte Galerie. Von dieser Galerie mit dem niederländischen Namen „Van Alom“ („Von überall her“) gingen entscheidende Impulse auf den Westberliner und Westdeutschen Kunstmarkt über, aber auch auf die museale Ausstellungspraxis.[1]
Im Laufe der Jahrzehnte wechselte die Galerie mehrmals ihren Standort von Berlin-Schöneberg nach Charlottenburg und schließlich in unmittelbare Nähe der Museumsinsel in Berlin-Mitte. Im Jahr 2006 schloss die Galerie in der Anna-Louisa-Karsch-Straße ihre Pforten, da Hepe lebensbedrohlich erkrankt war und die Ärzte mit seinem baldigen Tod rechneten. Nach seiner Genesung in den folgenden Jahren pflegt Hepe weiterhin Kontakte mit Galeristen, Museumsleuten, Händlern, Sammlern und Forschern im In- und Ausland. Er ist seitdem beratend beim Aufbau und bei der Rezeption musealer und privater Sammlungen tätig. Ein Beispiel dafür ist die Ausstellung „Die Entdeckung des Individuums“ (2016/17) in der Lutherstadt Wittenberg, in der einige zentrale Werke ursprünglich aus Hepes Sammlung stammten.[2]
Kooperationen
Zu den engen Kooperationspartnern und Vertrauten Hepes zählte der Galerist Rudolf Springer, dem Hepe über viele Jahre beratend zur Seite stand. Vielfach kam es zu Kontakten mit dem Ethnologischen Museum in Berlin; auch der Kunstsammler und Museumsgründer Heinz Berggruen war häufiger Gast in Berlin-Mitte und suchte Rat in Bezug auf afrikanische Kunst.[3] Gleichzeitig wurde die Galerie Van Alom zu einem Forum für Künstler mehrerer Generationen, wie Thuur Camps, Udo Nöger, Ottavio Giacomazzi, Simone Kornfeld[4] oder Friedrich Schröder-Sonnenstern[5], mit denen Hepe auch eine persönliche Freundschaft verband.[6] Hepe war beratend bei den Dreharbeiten zu dem Film “F for Fake” von Orson Welles (1973) tätig, steuerte aus seiner Galerie Requisiten bei und spielte selbst als Statist mit.[7][8][9]
Literatur und eigene Publikationen (Auswahl)
- Günter Hepe: Ermuth der Hüther, ein Bildroman aus Deutschlands großer Zeit in vielen Fortsetzungen; 1. Erdmuth hüthet das Geheimnis des Buchstaben T. In: Kurt Mühlenhaupt (Herausgeber): Die No1 aus dem Leierkasten, Berlin 1962.
- Alfred Bader: Geisteskranker oder Künstler. Der Fall Friedrich Schröder-Sonnenstern, 1972.
- Bruno Duborgel: La Maison. l’artiste et l’enfant. Publications de l’Université Jean Monnet, 2001
- Ferdinand Schädler: Afrikanische Kunst in deutschen Privatsammlungen. 1973.
- Galerie Springer: Kissi-Mende: afrikanische Steinfiguren. 17. Oktober bis 20. November 1980.
- Galerie Springer: 117 mal Afrika, 1989.
- Galerie Van Alom: Rongo rongo. Udo Nöger – Südseebilder 87/88, 1987
- Camps, Thuur. In: P. M. J. Jacobs: Beeldend Nederland. Biografisch handboek. Deel 1, A–K. Jacobs, Tilburg 1993, ISBN 90-801063-1-3.
- Galerie Van Alom: Udo Nöger. Neue Arbeiten 89–90. 1990.
- Galerie Van Alom: Achse Nord HENKEL – KEMPFER – WILKE; mit Texten von Jens Semrau, Ursula Feist und Jürgen Schweinebraden, 1992.
- Galerie van Alom: Ottavio Giacomazzi, .e vorrei s-perdermi in immagini e ricordi . costruire. 1997
Einzelnachweise
- Ferdinand Schädler: Afrikanische Kunst in deutschen Privatsammlungen. 1973: S. 2ff., 45, 57ff.
- Rainer Greschik/ Nils Seethaler (Vorwort): Lobi. Westafrikanische Skulpturen aus der Sammlung Greschik. Herausgegeben anlässlich der Ausstellung „Die Entdeckung des Individuums“ in der Lutherstadt Wittenberg, 2016: S. 60f., 180
- Heinz Berggruen: Hauptwege und Nebenwege, 1997
- Solo Exhibitions. In: simonekornfeld.de. Abgerufen am 14. Dezember 2019 (englisch).
- Alfred Bader: Geisteskranker oder Künstler. Der Fall Friedrich Schröder-Sonnenstern, 1972: S. 45ff.
- Bruno Duborgel: La Maison. l’artiste et l’enfant. Publications de l’Université Jean Monnet: S. 23
- https://www.dailymotion.com/video/x2qgjwf
- Uwe Wiedleroither (Herausgeber): Filmprogramm 10: F wie Fälschung, Wiedleroither Verlag, Stuttgart 1978.
- Chuck Berg/Tom Erskine: The Encyclopedia of Orson Welles. From The Hearts of Age to F for Fake, New York 2003: S. 256ff.