Gérard Latortue
Gérard Latortue (* 19. Juni 1934 in Gonaïves) ist haitianischer Politiker und war von März 2004 bis Mai 2006 Ministerpräsident des Landes.
Eine Wahlkommission schlug den 69-Jährigen als Chef einer Übergangsregierung vor. Er nahm die Berufung an und kehrte einen Tag später aus seinem Exil in Florida zurück. Latortue löst damit seinen Vorgänger Yvon Neptune ab, der die Regierung unter dem gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide geführt hatte.
Latortue studierte in Paris und war ab 1961 Professor an der juristischen Fakultät in Port-au-Prince. 1963 floh er vor dem Diktator François Duvalier ins Exil. Während seiner Jahre im Ausland arbeitete er unter anderem als Professor für Ökonomie an der Interamerican University in Puerto Rico und als leitender Beamter bei der UN-Organisation für Industrielle Entwicklung (UNIDO). Erst 1988 kehrte er aus seinem Exil in Florida, USA nach Haiti zurück und wurde Außenminister im Kabinett des nach wenigen Monaten vom Militär gestürzten Präsidenten Leslie Manigat. Zuletzt war er Generaldirektor der Vereinigung der Universitäten und Forschungszentren der Karibik und auch Fernsehmoderator für Programme in der haitianischen Landessprache Créole in Miami.
Latortue erklärtes Ziel war es, eine Regierung der nationalen Versöhnung zu führen. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Wahl zum Ministerpräsidenten wurde er in seiner Heimatstadt Gonaïves am 21. März 2004 von 3.000 Menschen begeistert empfangen. Er hielt eine Gedenkminute für alle Opfer der Revolution ab und versprach den Bürgern der Stadt Trinkwasser und den Bau von Häusern.