Funktionszuordnungsdiagramm
Das Funktionszuordnungsdiagramm (FZD) ist ein Modell zur Darstellung der Beziehungen von betriebswirtschaftlichen Funktionen zu Ressourcen, Informationsobjekten und weiteren Objekten der Geschäftsprozessmodellierung. Es findet hauptsächlich bei der detaillierten Darstellung von Geschäftsprozessen Anwendung, wo es eine Funktion näher beschreibt.
Elemente und Beziehungen des Funktionszuordnungsdiagramms
Im Funktionszuordnungsdiagramm kann die Funktion zu sehr vielen Elementen Beziehungen eingehen. Hier soll daher nur eine Auswahl der möglichen Elemente beschrieben werden, die für die Praxis von besonderer Bedeutung sind.
Ressourcen
- Als Human-Ressource sind Rollen/Personentypen am gebräuchlichsten. Sie sollten verwendet werden, wenn eine oder mehrere Personen in einem Unternehmen zu bezeichnen sind und die Zuordnung der Person(en) zu einer Organisationseinheit eine untergeordnete Rolle spielt.
- Auch Gruppen sind als Human-Ressource weit verbreitet. Sie sollten verwendet werden, wenn ein fest definiertes Team zu bezeichnen ist.
- Organisationseinheiten werden seltener zum Ausdruck einer Human-Ressource verwendet. Ihr Nachteil ergibt sich hauptsächlich daraus, dass die Namen von Organisationseinheiten bei einer Unternehmensreorganisation regelmäßig mit verändert werden und diese Änderung dann auch in den Funktionszuordnungsdiagrammen gepflegt werden muss.
- Als technische Ressource sind Anwendungssysteme am gebräuchlichsten. Sie sollten verwendet werden, wenn eine Software zu bezeichnen ist, die nicht an nahezu jedem Arbeitsplatz des Unternehmens zur Verfügung steht, also zum Beispiel kein E-Mail-Programm/keine Office-Suite ist.
Element | Beziehung zur Funktion |
---|---|
Rolle/Personentyp | verantwortlich |
Gruppe | |
Organisationseinheit | |
Rolle/Personentyp | entscheidet |
Gruppe | |
Organisationseinheit | |
Rolle/Personentyp | führt aus |
Gruppe | |
Organisationseinheit | |
Rolle/Personentyp | wird informiert |
Gruppe | |
Organisationseinheit | |
Rolle/Personentyp | wirkt mit |
Gruppe | |
Organisationseinheit | |
Anwendungssystem | unterstützt |
Informationsobjekte
- Als Informationsobjekte sind Fachbegriffe am gebräuchlichsten. Sie sollten verwendet werden, wenn das Informationsobjekt hauptsächlich einen betriebswirtschaftlichen Begriff repräsentiert.
- Auch Informationsträger sind als Informationsobjekte weit verbreitet. Sie sollten verwendet werden, wenn das Informationsobjekt ein Dokument, eine Datei, einen optischen Datenträger oder ähnliches repräsentiert.
Element | Beziehung zur Funktion |
---|---|
Fachbegriff | ist Input |
Fachbegriff | ist Output |
Informationsträger | trägt Input |
Informationsträger | trägt Output |
Standards, Regelungen und Empfehlungen
- Als Standard, Regelung oder Empfehlung ist die Verwendung von Dokumentiertem Wissen am gebräuchlichsten.
Element | Beziehung zur Funktion |
---|---|
Dokumentiertes Wissen | wird benötigt |
Weitere Elemente und Beziehungen
- Ereignis
- Maske
- Risiko, Control
- Cluster
- Entity-Typ
- Attribut
- Klasse
- Use Case
- Hardware-Komponente
- Kostentreiber
- Leistung
Einsatzgebiete
Das folgende Bild zeigt das Beispiel eines Funktionszuordnungsdiagramms mit Fokus auf der Beschreibung von Geschäftsprozessen. Dabei geht es vorrangig darum, eine Funktion näher zu beschreiben, um etwa ein Qualitätsmanagementhandbuch (QMH) zu erstellen, eine Geschäftsprozessoptimierung durchzuführen oder einfach nur das Geschäftsprozessmodell zu vervollständigen.
Das folgende Bild zeigt das Beispiel eines Funktionszuordnungsdiagramms mit Fokus auf der Beschreibung von Datenflüssen und der zugehörigen Anwendungssysteme. Dabei geht es vorrangig darum, die an die Funktionen gelieferten Daten mit ihrer Herkunft und die von der Funktion erzeugten Daten mit ihrem Ablageort zu beschreiben. Darüber hinaus können die in der Funktion verwendeten Anwendungssysteme, Dialoge und Systemtransaktionen erfasst werden.
Durch Auswertung aller nach diesem Schema erstellten Funktionszuordnungsdiagramme kann für die Anwendungssysteme
- eine Liste der verwendeten Schnittstellen,
- eine Liste der verwendeten Dialoge und
- eine Liste der verwendeten Systemtransaktionen erstellt werden.
Für die Rollen und Organisationseinheiten ist es möglich,
- ein Berechtigungskonzept für den Zugriff auf die Anwendungssysteme, Dialoge und Systemtransaktionen sowie
- ein Schulungskonzept für die Anwendungssysteme abzuleiten.
Außerdem können wertvolle Informationen
- für die Lebenszyklusplanung der Anwendungssysteme und
- für die Anforderungsanalyse bei der Planung, Auswahl oder Einführung neuer Anwendungssysteme gewonnen werden.
Vorteile und Nachteile des Funktionszuordnungsdiagramms
Vorteile
- Mittels Funktionszuordnungsdiagrammen kann die Übersichtlichkeit von Wertschöpfungskettendiagramm (WKDs) durch Auslagerung der nicht strukturbildenden Beziehungen verbessert werden.
- Bei der erweiterten Ereignisgesteuerten Prozesskette (eEPK) kann die Komplexität durch Auslagerung der nicht strukturbildenden Beziehungen in beliebiger Abstufung reduziert und im Extremfall stattdessen eine Ereignisgesteuerte Prozesskette verwendet werden.
- Auch beim Vorgangskettendiagramm (VKD) kann die Komplexität durch Auslagerung der nicht strukturbildenden Beziehungen in beliebiger Abstufung reduziert werden.
- Bei Verwendung von Funktionsbäumen können Funktionszuordnungsdiagramme die Darstellung nicht strukturbildende Beziehungen ermöglichen.
- Grundsätzlich kann man sagen, dass die Verwendung eines Funktionszuordnungsdiagramms überall von Vorteil sein kann, wo die Darstellung nicht strukturbildender Beziehungen nicht im Vordergrund steht, aber auch nicht gänzlich verzichtbar ist.
Nachteile
- Werden Funktionszuordnungsdiagramme verwendet, um die Übersichtlichkeit von Wertschöpfungskettendiagrammen zu verbessern oder die Komplexität von erweiterten Ereignisgesteuerten Prozessketten (eEPKs) oder Vorgangskettendiagramm zu reduzieren, erfordert der Zugriff auf die nicht strukturbildenden Beziehungen einer Funktion eine getrennte/zusätzliche Darstellung, auf die explizit zugegriffen werden muss.
- Im Funktionszuordnungsdiagramm unterliegt die Darstellung von Beziehungen zwischen Elementen (außer Funktionen) einigen Einschränkungen:
- So lässt sich etwa eine Funktion mit einer Rolle über die Beziehung führt aus verbinden, es ist aber nicht möglich, die Rolle mittels einer Beziehung gehört zu einer Organisationseinheit zuzuordnen.
- Auch die Beziehungen aktiviert vom Ereignis zur Funktion und erzeugt von der Funktion zum Ereignis lassen sich im Funktionszuordnungsdiagramm nicht abbilden, wodurch die Zustände vor und nach der Ausführung einer Funktion nicht beschrieben werden können.
- Ebenso ist es nicht möglich, Fachbegriffe, die mittels der Beziehungen ist Input oder ist Output den Datenfluss an einer Funktion beschreiben, mit einem Datenträger zu verbinden, um den physikalischen Ablageort der Daten zu spezifizieren.
- Weiterhin kann zwar die Beziehung einer Funktion zu einer Maske dargestellt werden, um einen von der Funktion verwendeten Dialog zu beschreiben. Aber die Maske kann keine Beziehung zu einem Anwendungssystem eingehen, um darzustellen, durch welche Software der Dialog bereitgestellt wird.
Siehe auch
- Wertschöpfungskettendiagramm (WKD)
- Ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK)
- Vorgangskettendiagramm (VKD)
- Funktionsbaum (FB)
- Swimlane-Diagramme (z. B. Business Process Modeling Notation)