Fundus-Theater
Über das Theater
Das Fundus-Theater wurde von Sylvia Deinert und Tine Krieg 1980 als Tourneetheater gegründet; beide gehören bis heute der Theaterleitung an.[1] Das Theater erarbeitet eigene Stücke für Kinder im Alter von 3–14 Jahren in engem Austausch mit seinem Publikum. Hierbei verfolgt es einen transdisziplinären Ansatz, in dem Schauspiel, Figurentheater, Musik, Film und bildende Kunst eng zusammenwirkten.[2] Die Eigenproduktion Das Familienalbum von 1984 fand überregionale Beachtung und wurde als Buch auf der Grundlage des Theaterstücks 1992 mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet.[3]
1993 wurde eine eigene Probebühne bezogen, ab 1997 befand sich das Theater in Räumen einer ehemaligen denkmalgeschützten Tabakfabrik in Hamburg-Eilbek als Spielort für die freie Kindertheaterszene.[4] Ab 2022 liegt die Spielstätte des Theaters am Platz der Kinderrechte in Hamburg-Hamm.[5] Neben Eigenproduktionen finden Premieren und Aufführungen Hamburger Kindertheatergruppen sowie überregionale und internationale Gastspiele und Festivals statt.[6] Auch werden Workshops veranstaltet.
Im Jahr 2003 wurde von Sibylle Peters das Forschungstheaterprogramm gegründet, heute Theatre of Research – eine Sparte des Fundus-Theaters, wo Begegnungen zwischen Kindern, Künstlern und Wissenschaftlern stattfinden. 2015 wurde das Konzept des Forschungstheaters mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet.[7] Das Theatre of Research hat seit 2011 eigene Räume, die an das Theaterhaus angeschlossen sind. Mit zwei Graduiertenkollegs[8][9] entwickelte das Theatre of Research seinen transdisziplinären Forschungsansatz weiter, verschiedene Forschungsprojekte zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft mit Kindern und Jugendlichen als Co-Forscher fanden statt.[10][11][12][13]
Das Theater begann früh, Performancekunst mit Kindern und Erwachsenen zu erarbeiten, und damit transgenerationelle Begegnungen zu schaffen.[14] Dabei arbeitet das Theater regelmäßig mit der Live Art Development Agency (LADA) in London[15][16] zusammen, mit der auch das international beachtete Spiel Playing up! in Kooperation mit Tate Modern in London entwickelt wurde.[17]
Kooperationen
Es finden regelmäßige Kooperationen mit verschiedenen Hamburger Schulen statt, mit denen gemeinsame künstlerische Projekte erarbeitet werden.[18] Partner sind zum Beispiel PROFUND Kindertheater e.V., der Arbeitskreis Hamburger Puppen- und Figurentheater (ahap e.V.),[19] der Verein für professionelle Hamburger Kindertheatergruppen (kitsz e.V.)[20] – seit 2015 zunehmend auch internationale Partner wie Live Art Denmark, Live Art Development Agency (LADA), Tate Modern sowie das Goethe Institut London.
Die Graduiertenkollegs Versammlung und Teilhabe und Performing Citizenship sowie das daran angeschlossene Forschungsprojekt Participatory Art Based Research wurden in Kooperation mit K3 – Zentrum für Choreographie, Tanzplan Hamburg sowie mit der HafenCity Universität und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg entwickelt.
Festivals
Regelmäßig ist das Theater Mitveranstalter des Hamburger Kindertheater Treffens,[21] von Play – Creative Gaming Festival sowie Mitbegründer von Transgenerationen: Kunst und Politik für Kinder und Erwachsene und darüber hinaus Spielort für weitere Festivals, wie u. a. das Festival Spurensuche im Jahr 2014.[22] Koproduktionen mit Einladungen fanden zu verschiedenen Festivals statt, zum Beispiel zum Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffen (2005 und 2013), Wiener Festwochen,[23] UNICORN Theatre (2015), Manchester International Festival (2019), Theater der Welt (2020/2021) und Zürcher Theaterspektakel (2020).
Auszeichnungen
- 1992: Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (Das Familienalbum)
- 2012: Bundespreis für Kulturelle Bildung 2012 (Die Kinderbank)[24]
- 2015: Hamburger Stadtteilkulturpreis (Der Klassentausch)[25]
- 2015: Theaterpreis des Bundes
Literatur
- Sylvia Deinert: Das Wie zum Sprechen bringen – Postdramatische Stückentwicklung im Kindertheater. Nold Verlag, Frankfurt am Main 2005
- Elise von Bernstorff: Das theatrale und das bürokratische Dispositiv des Gerichts. In: Regula V. Burri, Kerstin Evert, Sibylle Peters et al. (Hrsg.): Versammlung und Teilhabe. Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste. transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2681-0, S. 281–300.
- Mary Paterson: Playing up. 2016
- Maria Milbert: Forschendes Theater mit den Jüngsten: Erkundungen in einem jungen Feld Kultureller Bildung. In: Kulturelle Bildung online, 2017
- Sibylle Peters, Sibylle: Performing Citizenship. Beobachtungen zur Praxis performativer Forschung. In: Gabriele Klein, Hanna K. Göbel (Hrsg.): Performance und Praxis. Praxeologische Erkundungen in Tanz, Theater, Sport und Alltag. Bielefeld: transcript Verlag, Bielefeld 2017, S. 339–360.
- Kristin Westphal: Unterbrechungen. Verrückungen. Teilhabe und Kritik als ästhetische Praxis in Theater und Schule. In: Birgit Engel, Helga Peskoller, Kristin Westphal et al. (Hrsg.): räumen. Raumwissen in Natur, Kunst, Architektur und Bildung. Beltz Verlag, Weinheim/Basel, 2018, ISBN 978-3-7799-3025-9, S. 111–124.
- Maike Gunsilius: Dramaturgien postmigrantischer Performance. Citizenship in künstlerischer Forschung und kultureller Bildung. HafenCity Universität Hamburg, 2019
- Hannah C. Kowalski: Science on Stage. Quantenphysik und Molekularexperimente für Kinder von 3-10 am Fundus Theater/Theatre of Research. In: Ulrich Gebhard, Britta Lübke, Dörte Rohloff et al. (Hrsg.): Natur – Wissenschaft – Theater: Performatives Arbeiten im Fachunterricht. Beltz Juventa, Weinheim/Basel, 2019, S. 83–95.
- Elise von Bernstorff: Die Performance des Gerichts. Zwei künstlerische Forschungen mit Kindern. HafenCity Universität Hamburg, 2020.
- Eva Plischke: Zukunft auf Probe. Verhältnisse von szenischer Kunst und Zukunftsforschung. HafenCity University Hamburg, 2020
- Hannah C. Kowalski: Das Theater der Entscheidung. Die Rolle des Performativen beim Abstimmen. HafenCity Universität, 2020.
Weblinks
- Literatur von und über Fundus-Theater in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Offizielle Website
- Fundus Theater/Theatre of Research auf hamburg.de
- 40 Jahre Fundus Theater Video auf ndr.de, 19. September 2020
Einzelnachweise
- Gabriele Parnow-Kloth: "Wir können nicht EINFACH" oder: Im Paradis der Zeichen. In: Verband Deutscher Puppentheater e.V. (Hrsg.): Puppen Menschen & Objekte. Theaterzeitschrift. Nr. 120, Januar 2020, ISSN 1619-3539, S. 22–25.
- Sylvia Deinert: Das Wie zum Sprechen bringen – Postdramatische Stückentwicklung im Kindertheater. Nold Verlag, Frankfurt am Main 2005
- Silvia Plahl: Der Onkel läßt das Mausen nicht. In: Die Tageszeitung: taz. 10. Juli 1993, ISSN 0931-9085, S. 35 (taz.de [abgerufen am 15. September 2020]).
- Kerstin Turley: Die Kinderversteher - Das Fundus-Theater in Hamburg. In: https://www.fidena.de/. Abgerufen am 15. September 2020.
- Hamburger Abendblatt: Hamburg: Fundus Theater zieht um – für 1,7 Millionen Euro. 8. September 2021, abgerufen am 17. Dezember 2021.
- Christoph Twickel: Wir wollen leben! In: DIE ZEIT Nr. 27/2014. Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, 26. Juni 2014, abgerufen am 15. September 2020.
- Hamburger Abendblatt: Fundus Theater bekommt hochdotierten Preis. 21. Dezember 2015, abgerufen am 15. September 2020.
- Versammlung & Teilhabe | Graduiertenkolleg. Abgerufen am 14. September 2020.
- Performing Citizenship. Abgerufen am 14. September 2020.
- Kowalski, Hannah C. (2020): Das Theater der Entscheidung. Die Rolle des Performativen beim Abstimmen. HafenCity Universität.
- Elise von Bernstorff: Die Performance des Gerichts. Zwei künstlerische Forschungen mit Kindern. HafenCity Universität Hamburg, 2020.
- Eva Plischke (2020): Zukunft auf Probe. Verhältnisse von szenischer Kunst und Zukunftsforschung. HafenCity University Hamburg
- Gunsilius, Maike: Dramaturgien postmigrantischer Performance. Citizenship in künstlerischer Forschung und kultureller Bildung. HafenCity Universität Hamburg, 2019
- Hanna-Lotte Mikuteit: Schuluhr und Zeitmaschine. In: Hamburger Abendblatt. 18. Januar 2003, abgerufen am 15. September 2020.
- Peters, Sibylle (2017): “Performing Research. How to conduct research projects with kids and adults using Live Art Strategies”, in: Live Art Development Agency (ed): Restock, Rethink, Reflect, Four: On Live Art and Privilege. London, Unbound.
- Peters, Sibylle (2017): “Live Art & Kids. A Study Room Guide”, in: Live Art Development Agency (eds): Restock, Rethink, Reflect, Four: On Live Art and Privilege, London, Unbound.
- Lyn Gardner: Disrespect your elders: why artists need to embrace their inner child. In: The Guardian. 7. April 2016, ISSN 0261-3077 (englisch, theguardian.com [abgerufen am 15. September 2020]).
- Partnerschaften Portrait FUNDUS Theater. In: https://tusch-hamburg.de/. TUSCH Theater und Schule Hamburg, abgerufen am 15. September 2020.
- Fundus Theater – AHAP Arbeitskreis Hamburger Puppen- und Figurentheater. Abgerufen am 15. September 2020.
- Theatertreffen. In: Kindertheaterszene Hamburg e.V. Abgerufen am 15. September 2020.
- Jan Haarmeyer: Hamburger Kindertheater-Treffen feiert 20. Geburtstag. 15. Februar 2018, abgerufen am 15. September 2020.
- Spurensuche - Fundus Theater. Abgerufen am 15. September 2020.
- Heinz Wagner: Wie ist das Piratenleben wirklich? In: Kurier. Kurier Zeitungsverlag und Druckerei GmbH, 4. Juni 2012, abgerufen am 15. September 2020.
- Hamburger Fundus Theater mit BKM-Preis Kulturelle Bildung ausgezeichnet. In: https://www.theaterderzeit.de/. Theater der Zeit, 13. September 2012, abgerufen am 15. September 2020.
- Preisträger 2015: KLASSENTAUSCH. In: Hamburger Stadtteilkulturpreis. 18. Mai 2015, abgerufen am 15. September 2020 (deutsch).