Friedrich Kitzinger

Friedrich Kitzinger (auch Friederich „Fritz“ Kitzinger; * 8. November 1872 i​n Fürth; † 15. Juli 1943 i​n Tel Aviv, Völkerbundsmandat für Palästina) w​ar ein deutscher Hochschullehrer, Strafrechtler a​n der Universität München (1921) u​nd Halle (1926). Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden w​ie die v​on Erwein Höpler v​on Hermingen v​om Reichsgericht „oft genannt u​nd benutzt“.[1]

Leben

Seine Eltern w​aren Samuel Lev Kitzinger (1842–1903) u​nd dessen Ehefrau Ida Kitzinger, geborene Dinkelsbühler (1849–1910). Aus d​eren gemeinsamen Ehe entstammten d​rei Brüder, darunter d​er spätere Jurist u​nd Vater v​on Ernst Kitzinger Wilhelm Nathan Kitzinger (1870–1945), d​er 1938 m​it einem Berufsverbot belegt wurde[2] u​nd eine Schwester. Aus d​er Ehe m​it Frieda Friedel Geiger entstammte d​er Sohn Hans Kitzinger (1911–2009), d​er sich später d​en Nachnamen Gad gibt.[3]

Der Emigration n​ach England u​nd Aufrechterhaltung seines Wohnsitzes i​n Deutschland folgte während seines zwischenzeitlichen Aufenthalts i​n München 1939 d​ie Verbringung i​ns KZ Dachau, a​us dem e​r entlassen w​urde und über England i​m gleichen Jahr n​ach Palästina übersiedelte.[4] Eine andere Quelle g​ibt einen Aufenthalt v​on 1938 i​m Konzentrationslager a​n und d​er folgenden Ausreise 1939.[5]

Fanny Gräfin z​u Reventlow s​tand 1911 u​nd 1914 u​nter anderem i​m Briefwechsel m​it den Eheleuten Friedel u​nd Friedrich Kitzinger[6]

Beruflicher Werdegang

Nach d​em Jurastudium u​nd der Promotion w​ar Kitzinger v​on 1895 b​is 1898 a​ls Referendar b​ei der Justiz i​n München tätig. Nach seiner Habilitationsschrift 1902 lehrte e​r schwerpunktmäßig Straf- u​nd Strafprozessrecht; 1908 w​urde er Professor.

Ab 1921 w​ar er a​ls planmäßiger außerordentlicher Professor tätig. Er w​urde 1926 n​ach Halle berufen m​it dem zusätzlichen Lehrinhalt „kriminalistische Hilfswissenschaften“ u​nd nach seiner Tätigkeit a​ls Ordinarius a​b 1931 i​m September 1933 i​n den Ruhestand versetzt.[7]

Veröffentlichungen

  • 1898: Zur Lehre von der Rechtswidrigkeit im Strafrecht (Von Rechtspractikant Dr. jur.) Friedrich Kitzinger
  • 1901: Der ambulante Gerichtsstand der Presse mit dem Titelzusatz: und die diesbezüglichen Aufgaben des Gesetzgebers.
  • 1902: Ort und Zeit der Handlung im Strafrecht: zugleich eine Betrachtung der Erscheinungsformen des Deliktes – Habilitationsschrift
  • 1905 Die Internationale Kriminalistische Vereinigung Titelzusatz: Betrachtungen über ihr Wesen und ihre bisherige Wirksamkeit
  • 1913: Die Verhinderung strafbarer Handlungen durch Polizeigewalt. Grundzüge der Rechtspolizei und Beiträge zur Konstruktion des Strafrechts. 1. Aufl. 261. S.
  • 1920: Das Reichsgesetz über die Presse
  • 1924: Der Fall Fechenbach, in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 44,[8]
  • 1925: Die Stellung der Gesellschaft zum Verbrechen und zur Strafe. 36 S.

Literatur

  • Kitzinger, Friedrich, in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München : Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 194

Fußnoten

  1. Leonie Breunung, Manfred Walther: Die Emigration deutschsprachiger Rechtswissenschaftler ab 1933. de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-025857-8, S. 293 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Das Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte in Bayern im Dezember 1938, abgerufen am 23. Dezember 2013
  3. Biografische Angaben@1@2Vorlage:Toter Link/gw.geneanet.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 24. Dezember 2013
  4. Arthur Kaufmann (Hrsg.): Gustav Radbruch. Gesamtausgabe Band 17. Briefe I. C. F. Müller Juristischer Verlag., Heidelberg 1991, ISBN 3-8114-0690-6, S. 365 und 366, Anmerkung 130 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Gustav Radbruch: Staat und Verfassung. Gesamtausgabe Band 14. Staat und Verfassung. C. F. Müller Juristischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8114-2148-4, S. 245 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Horst Baier, M. Rainer Lepsius, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelman: Max Weber Gesamtausgabe. Abteilung II: Briefe. Band 8. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 2013, ISBN 3-16-147920-3, S. 154 und 438 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Friedemann Stengel (Hrsg.): Ausgeschlossen. Zum Gedenken an die 1933–1945 entlassenen Hochschullehrer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Universitätsverlag Halle-Wittenberg, Halle an der Saale 2013, ISBN 978-3-86977-080-2, S. XX (Auszug (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive)).
  8. Felix Fechenbach im Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren, abgerufen am 24. Dezember 2013
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