Friedrich Brie
Friedrich Daniel Wilhelm Brie (* 21. November 1880 in Breslau; † 12. September 1948 in Freiburg im Breisgau) war ordentlicher Professor der Anglistik und Rektor der Universität Freiburg.
Leben
Friedrich Brie wurde als Sohn des ordentlichen Professors für Staats- und Kirchenrecht, Siegfried Brie, in Breslau geboren. Während seines Studiums in Heidelberg wurde er Mitglied der schwarzen Verbindung und späteren Burschenschaft Vineta Heidelberg. Brie promovierte 1902 in Berlin zum Dr. phil., drei Jahre später folgte die Habilitation in Marburg bei Wilhelm Viëtor mit einer Arbeit über die mittelenglische Prosachronik The Brute of England.
Er heiratete 1907 Käthe Erdmann, Tochter des Benno Erdmann, Professor der Philosophie in Berlin, und Schwester von Lothar Erdmann.
1910 wurde er auf die Professor für Anglistik in Freiburg berufen, die zunächst ein Extraordinariat, ab 1911 dann ein ordentlicher Lehrstuhl war. Im Wintersemester 1911/12 unterrichtete er als erster Dozent an der Universität Freiburg amerikanische Literatur (Irving und Poe). Während des Ersten Weltkriegs schrieb Brie eine Reihe stark nationalistisch und anti-britisch geprägter Bücher und Artikel, darunter „Imperialistische Strömungen in der englischen Literatur“ (1916).[1] Unter dem Eindruck seines Lektors Max Henry Ferrars unterstützte er den irischen Freiheitskampf.
In den zwanziger Jahren war Brie ein Jahr lang Rektor der Universität (1927/8) Im selben Jahr machte er in USA die Bekanntschaft von Matthew Taylor Mellon aus der Pittsburgher Carnegie / Mellon-Dynastie und warb ihn als Lektor für das Englische Seminar in Freiburg an, wo Mellon 1934 mit einer Arbeit über die Sklavereifrage promoviert wurde. Als Halbjude im Sinne der NS-Ideologie hätte Brie eigentlich entlassen werden müssen; Kollegen, Mellon und der Rektor Metz hielten ihn jedoch bis 1937/l38 im Amt, so dass er sogar noch sein Hauptwerk, „Die nationale Literatur Schottlands … bis zur Renaissance“ (1937)[2] veröffentlichen konnte. 1937 zwangsemeritiert, wurde er während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 verhaftet und für einige Tage im KZ-Dachau interniert.[3]
Während des Krieges hielt er insgeheim Privatissimen ab und wurde von Mitgliedern des Freiburger professoralen Widerstandskreises unterstützt. Er publizierte noch bis 1940; einige dieser Artikel sind so zweideutig formuliert, dass widerständige Bedeutungen herausgelesen werden können. Nach Kriegsende wurde er von der französischen Verwaltung als erster Professor der Universität wieder auf seinem Lehrstuhl eingesetzt und diente als Dekan der Philosophischen Fakultät. Bei einer Wanderung mit Studierenden auf dem Schlossberg starb er überraschend an einem Herzinfarkt. Sein Name erscheint in der Eingangshalle des Kollegiengebäudes I auf dem Mahnmal für die Verfolgten und Opfer des NS-Regimes.
1933 wurde Brie außerordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, aus der er 1939 ausgeschlossen wurde. 1947 wurde er als außerordentliches Mitglied wieder aufgenommen.[4]
Literatur
- Brie, Friedrich, in: Frank-Rutger Hausmann: Anglistik und Amerikanistik im „Dritten Reich“. Klostermann, Frankfurt am Main 2003, S. 446f.
Weblinks
- Ernst Theodor Sehrt: Brie, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 610 f. (Digitalisat).
- Literatur von und über Friedrich Brie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Brie, Daniel Wilhelm Friedrich. Hessische Biografie. (Stand: 15. April 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Friedrich Brie: Imperialistische Strömungen in der englischen Literatur. Hrsg.: M. Niemeyer. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Halle 1928, OCLC 3032590 (279 S.).
- Friedrich Brie: Die nationale Literatur Schottlands von den Anfängen bis zur Renaissance. Hrsg.: Max Niemeyer. 1. Auflage. Max Niemeyer Verlag, Halle 1937, OCLC 2102540.
- Eckhard Wirbelauer: Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Verlag Karl Alber, Freiburg / München 2006.
- Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung 1909. Friedrich Brie. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 18. Juli 2016.