Francis Dhomont
Francis Dhomont (* 2. November 1926 in Paris, Frankreich) ist ein französischer Komponist der elektroakustischen Musik. Dhomont ist einer der bedeutenden Vertreter der akusmatischen Musik, die für die Wiedergabe über Lautsprecher und nicht für die Aufführung durch Interpreten konzipiert wird.
Leben
Dhomont studierte in den 1940er Jahren in Paris Komposition bei Ginette Waldheimer, Charles Koechlin und Nadia Boulanger. Erste Erfahrungen mit elektronischer Musik sammelte Dhomont bereits etwa 1947 bei Experimenten mit einem Webster Magnetophone, einem frühen Diktiergerät mit Drahttontechnik, etwa zeitgleich zu den Anfängen der musique concrète von Pierre Schaeffer. 1951 verließ Dhomont Paris und zog in die Provence.
Seit 1963 widmete er sich ausschließlich der elektroakustischen Musik und gründete sein eigenes elektronisches Studio. Er war Mitbegründer und Präsident des Festivals Musiques Multiples in Saint-Rémy-de-Provence. 1979 verlegte er seinen Wohnsitz nach Montreal, wo er an der Universität zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Artist in Residence am Studio für elektronische Musik, und später von 1980 bis 1996 als Professor für Elektroakustische Musik tätig war.[1] Seit 2004 lebt und arbeitet er wieder in Frankreich.
Werk
Kern seines Verständnisses der elektroakustischen Musik ist das Spiel mit Klangspektren sowie die Verbindung eines Sounds mit den Bildern, die beim Hörer hervorgerufen werden.
Seine Kompositionen verwenden sowohl natürliche als auch synthetische Klänge, die er mit analogen und digitalen Instrumenten erzeugt und bearbeitet. Auch Alltagsklänge sowie eigenes, älteres Klangmaterial werden eingesetzt.
Kompositionen (Auswahl)
- 1981 – Sous le regard d’un soleil noir (51:31 Min.)
- 1982 – Points de fuite (11:21 Min.)
- 1986 – Drôles d’oiseaux (14:51 Min.)
- 1996 – Lettre de Sarajevo (14:38 Min.)
- 1998 – Cycle du son (54:10 Min.), bestehend aus:
- Objets retrouves – 1996 (5:20)
- AvatArsSon – 1998 (18:11)
- Novars – 1989 (19:06), 1991 bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik ISCM aufgeführt.[2]
- Phonurgie – 1998 (12:43)
- 2000 – Foret Profonde (58:03)
- 2007 – De naturè Parmé sons (3:28 Min.)
- 2010 – Le Flux des sons (5:46 Min.)
- 2011 – Le travail du rêve (17:11 Min.)
Literatur
- Francis Dhomont: Abstraction et figuration dans ma musique / Abstraktion und Gegenständlichkeit in meiner Musik (französisch/deutsch). In: Komposition und Musikwissenschaft im Dialog VI (2004–2006). Hrsg. von Christoph von Blumröder und Marcus Erbe (=Signale aus Köln: Beiträge zur Musik der Zeit , Bd. 12). Saarbrücken 2008. ISBN 978-3-85450-412-2
- Gayou, Évelyne (Hrsg.): Francis Dhomont. Paris 2006. ISBN 2-86938-189-1
- Paland, Ralph: Dhomont, Francis. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite, vollständig überarbeitete Ausgabe. Supplementband. Hrsg. von Ludwig Finscher. Kassel, Stuttgart Sp. 153–154. ISBN 978-3-7618-1139-9
- ders.: In akusmatischer Nacht: Elektroakustische Proust-Bilder franko-kanadischer Komponisten im poetologischen Kontext der Musique acousmatique. In: Marcel Proust und die Musik: Beiträge des Symposions der Marcel Proust Gesellschaft in Wien im November 2009. Hrsg. von Albert Gier. Berlin 2012. S. 233–284. ISBN 978-3-458-17459-2
- ders.: Mythen der elektroakustischen ‘Revolution’: Aktuelle Geschichtskonstruktionen einer Musik ohne Vergangenheit. In: Vorzeitbelebung: Vergangenheits- und Gegenwarts-Reflexionen in der Musik heute. Hrsg. von Jörn Peter Hiekel. Hofheim 2010. S. 107–139. ISBN 978-3-936000-85-6
- Andrew Lewis: Francis Dhomont’s Novars. In: Journal of New Music Research. Band 27, Lisse 1998, S. 67–83
Weblinks
- Francis Dhomont in The Canadian Encyclopedia (englisch, abgerufen am 31. Oktober 2014)
- Composer Profile: Francis Dhomont, Musica Kaleidoskopea Blog (englisch, abgerufen am 31. Oktober 2014)
- Spektrogrammanalyse von „Novars“
- Spektrogrammanalyse von „AvarArsSon“
Einzelnachweise
- vgl. W. Matthew McFarlane: The Development of Acousmatics in Montréal, in: eContact!, Nr. 6.2, E-Journal der Canadian Electroacustic Community (englisch, abgerufen am 31. Oktober 2014)
- Programme der ISCM World Music Days von 1922 bis heute