Francesco Francia
Francesco Francia (* 1447 in Bologna; † 5. Januar 1517[1] in Bologna; eigentlich Francesco Raibolini) war ein italienischer Renaissance-Maler, Goldschmied, Medailleur[2][3] und Bildhauer. Er gilt als Begründer der Bologneser Schule der Malerei.
Leben
Francia wird von Vasari im zweiten Teil seiner berühmten Künstlerbiographien (Le vite dei più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani) beschrieben.
Bevor er sich 1485 der Malerei zuwandte, machte er eine Ausbildung als Goldschmied. Er studierte beim italienischen Maler Francesco Squarcione. Seine Bilder sind vorwiegend mit der Darstellung der Jungfrau Maria und von Heiligen geprägt. Daneben malte er Porträts. Zu seinen Schülern gehörten Innocenzo Francucci, gen. Innocenzo da Imola, und der Kupferstecher Marcantonio Raimondi. Über seine Lebenszeit sollen insgesamt über 300 Schüler seine Werkstätte durchlaufen haben.
1483 wurde er Obmann der Goldschmiedsgilde, welches Amt er wiederholt (1489, 1506–1508 und 1512) bekleidete. 1514 ward er Obmann der vier Künste. Von den Bentivogli zum Münzmeister bestellt und vom Papst Julius als solcher bestätigt, gewann Francia bedeutenden Ruf im Stempelschnitt, Silberornament und Niello. Zwei Nielloteller von ihm befinden sich in der Akademie zu Bologna.
Berühmter ist er in der Malerei, in welcher er durch Lorenzo Costa beeinflusst worden ist – in anderen Quellen gilt wiederum Lorenzo Costa als sein Schüler. Als Oberitaliener war Francia nicht so in der Florentiner Zeichenkunst geschult wie Perugino und deshalb wirken seine Figuren schlaffer und flächiger. Es genügen ihm meist wenige Figuren, in die er einen gemessenen, weihevollen Ausdruck, ein zartes Seelenleben, besonders bei den weiblichen Gestalten, zu bringen wusste. Francia und Perugino gelten als die eigentlichen Wegbereiter der Hochrenaissance in Mittelitalien. Indem sie sich zunehmend von den realistischen Tendenzen des Quattrocento zugunsten einer Idealisierung abwandten, näherten sie sich bereits dem klassischen Stil, der dann von Raffael perfekt ausgearbeitet werden sollte. Francia und Raffael standen in einem freundschaftlichen Verhältnis (Briefwechsel von 1508). Von Vasari wird die Anekdote überliefert, Francia wäre beim Anblick Raffaels „Die Verzückung der Heiligen Cäcilia“ (Pinacoteca Nazionale di Bologna) gestorben.
Berühmt ist zudem sein (als verschollen geltendes) Porträt von Isabella d’Este 1511, da dieses in der Kunstgeschichte als Paradebeispiel für fehlende Modellsitzungen in der Renaissance gilt. Ohne Modellsitzung malte Francia die Markgräfin anhand einer fremden Zeichnung (wahrscheinlich Lorenzo Costa oder Leonardos berühmte Profilzeichnung) und der mündlichen Beschreibung ihrer Halbschwester. Isabella war so begeistert, dass sie 1536 mit 62 Jahren Francias Porträt wiederum Tizian als Vorlage für ein verjüngendes Porträt (wiederum ohne Modellsitzung) vorgab. Als Ergebnis gilt Tizians "Schwarze Isabella" im Kunsthistorischen Museum Wien.
Bilder von ihm (und seiner Werkstätte) sind ziemlich häufig, besonders finden sich viele zu Bologna (Madonna von 1490 in der Misericordia, Madonna von 1499 in der Bentivogli-Kapelle von San Jacopo Maggiore, der tote Christus und eine Madonna in der Pinakothek, Fresken aus der Geschichte der Hl. Cäcilia im Oratorium der Hl. Cäcilia etc.). München besitzt die Madonna im Rosenhag, Dresden die Anbetung der heiligen drei Könige sowie die rechts zu sehende Taufe Christi, Berlin eine Madonna von 1502 und eine heilige Familie aus seiner Jugendzeit, die Nationalgalerie zu London eine Madonna, das Louvre zu Paris Christus am Kreuz mit Hiob, die Galerie zu Parma eine Kreuzabnahme etc. Francias Söhne Giacomo (geboren vor 1487, gest. 1557, der bedeutendere) und der jüngere, Giulio (geb. 1487, gestorben nach 1543), arbeiteten im Stil des Vaters, aber mit geringerem Talent. Ihre Werke werden häufig für die des Vaters ausgegeben; verschiedene haben die Brüder auch gemeinsam gemalt, wie sie auch an den Werken des Vaters mitgearbeitet haben.
Werke (Auswahl)
- Madonna im Rosenhag, 1500-5 (Alte Pinakothek, München)
- Madonna mit Kind und den Heiligen Franziskus und Hieronymus, 1500–10 (Metropolitan Museum, New York)
- Maria mit Kind, den Hll. Franziskus, Katharina und dem Johannesknaben, 1504 (Kunsthistorisches Museum, Wien)
- Bischof Altobello Averoldo, ca. 1505 (National Gallery of Art, Washington)
- Hochzeit (Sposalizio di Cecilia e Valeriano) und Begräbnis (Sepoltura di santa Cecilia) der heiligen Lucia, 1505–1506 (Oratorio di Santa Cecilia, Bologna)
- Evangelista Scappi, 1505–1515 (Gallerie Fiorentine, Florenz)
- Taufe Christi, 1509 (Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden)
- Federigo Gonzaga (Sohn der Isabella d'Este), 1510 (Metropolitan Museum, New York)
Literatur
- Giorgio Vasari: Le vite dei più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani. Florenz 1568.
- George C. Williamson: Francesco Raibolini, called Francia. London 1901.
- Giuseppe Piazzi: Le Opere di Francesco Raibolini, detto il Francia, orefice e pittore. Azzoguidi, Bologna 1925.
- Emilio Negro, Nicosetta Roio: Francesco Francia e la sua scuola. Artioli Editore, Modena 1998, ISBN 8877920572.
- Sally Hickson: Giovanni Francesco Zaninello of Ferrara and the portrait of Isabella d'Este by Francesco Francia. Renaissance Studies Vol. 23 No. 3, 2009, S. 288–310.
Weblinks
Einzelnachweise
- http://www.virtualuffizi.com/biography/Francesco-Raibolini-called-Francia.htm
- L. Forrer: Biographical Dictionary of Medallists. Francia. Volume II. Spink & Son Ltd, London 1904, S. 137 ff.
- L. Forrer: Biographical Dictionary of Medallists. Francia (Francesco Raibolini). Volume VII. Spink & Son Ltd, London 1923, S. 318.