Fonte (Musiktheorie)
Fonte (italienisch fonte ‚Brunnen‘) bezeichnet in der Musiktheorie eine zweigliedrige Sequenz, deren erstes Glied in der Tonart der II. Stufe einer Durtonart schließt und dann in dieser Haupttonart, also eine Sekunde tiefer, (variiert) wiederholt wird.[1] Dieses Satzmodell ist ein prominentes Element der europäischen Musik des 18. Jahrhunderts.[2]
Der Begriff stammt von Joseph Riepel, der das Satzmodell im zweiten Band seiner Anfangsgründe zur musicalischen Setzkunst (1755) neben den von ihm so bezeichneten Satzmodellen Monte und Ponte als gängiges Mittel zur Gestaltung des Anfangs der zweiten Reprise eines Menuetts einführt und mit Nachdruck hervorhebt („Nun diese dreyerley Exempel mußt du dir merken, so lang du lebst und gesund bist“).[3] Riepels Notenbeispiele enthalten meist nur Oberstimmen; seinem ersten Beispiel eines Fonte wird im folgenden Notenbeispiel ein Bass hinzugefügt, um die implizite Harmonik zu verdeutlichen:
Repertoirebeispiel
Antonio Vivaldi: Violinkonzert in a-Moll op. 3 Nr. 6, RV 356, 1. Satz, 1. Solo-Episode, T. 15–21:
Variante
Wenn das zweite Glied statt der Dur-Haupttonart deren Varianttonart artikuliert, spricht Riepel abwertend von einem „Zwitter“:[4]
Ein Beispiel dieser Variante findet sich in: Wolfgang Amadeus Mozart, Klaviersonate in A-Dur KV 331, Menuetto, T. 19–27.
Quellen und Literatur (chronologisch)
- Joseph Riepel: Grundregeln zur Tonordnung insgemein. Frankfurt und Leipzig 1755 (online).
- Joseph Riepel: Erläuterung der betrüglichen Tonordnung. Augsburg 1765 (online).
- Stefan Eckert: „So, you want to write a Minuet?“ – Historical Perspectives in Teaching Theory. In: Music Theory Online 11/2 (2005) (online).
- Robert Gjerdingen: Music in the Galant Style. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-531371-0.
- Folker Froebe: On Synergies of Schema Theory and Theory of Levels. A Perspective from Riepel’s Fonte and Monte. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 12/1 (2015), S. 9–25 (online).
Einzelnachweise
- Riepel 1765, S. 24: „[…] gleich wie das Monte einen Ton hinauf – also steigt das Fonte, wie du weißt, einen Ton herab; das erste Glied wendet sich nämlich in die Secund Tertz minor, und das zweyte Glied in den Hauptton Tertz major.“
- Siehe u. a. Gjerdingen 2007, Kap. 4.
- Riepel 1755, S. 43f.
- Riepel 1755, S. 103.