Fontana Passugg
Fontana Passugg ist eine 1993 gegründete Genossenschaft, die in der Pension Fontana in Passugg bei Chur eine vom Kanton Graubünden anerkannte Bildungsstätte für Gehörlose, Taube und Schwerhörige betreibt.
Nach dem Tod der Besitzerin kam die Pension als Schenkung an den Bündner Hilfsverein für Gehörlose. Hundert Jahre nach Bau und Inbetriebnahme der Pension begann 1997 nach vierjähriger Fronarbeit der Genossenschaftsmitglieder die Bildungsstätte mit der Aufnahme von Freizeiten, Tagungen; u. a. zum Erlernen der Gebärdensprache, und des Übernachtungsangebots. Einige Veranstaltungen sind auch für Hörende offen, seit 2006 bemüht sich das Haus verstärkt um den Brückenschlag. Schweizweit ist die nicht-kommerziell ausgerichtete Bildungsstätte, deren Angebot einer Volkshochschule ähnelt, die einzige ihrer Art.
Die Genossenschaft ist Mitglied des Schweizerischen Gehörlosenbundes (SGB-FSS) und des Schweizerischen Gehörlosen Sportverbandes (SGSV-FSSS).
Das Grundstück der Pension liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Rabiosa und gehörte trotz geografischer Zugehörigkeit zu Passugg (und damit zu Churwalden) politisch zu Malix. Durch die Fusion von Malix mit Churwalden 2009 liegt das Haus heute auf Churwaldner Territorium.
Eine Pension und ihre Geschichte
Die Pension Fontana oberhalb Passugg stammt aus Jahre 1897. Der Bauherr des Kur- und Gasthauses, Anton Brüesch, bewirtschaftet mit seiner Familie den Betrieb. Das Haus ist wie rund ein Dutzend ähnlicher Pensionen und Hotels in Sichtweite zum berühmten Kurhaus Passugg platziert. Zwischen den beiden Weltkriegen floriert der Betrieb. Nach dem Tod von Anton Brüesch führt seine Tochter Dorly den Betrieb weiter. Die Liegenschaft besteht aus dem Pensionsgebäude mit Wohnhaus, Chalet, Waschhaus, Stall und grosszügigen 26'000 Quadratmetern Wiesland und Wald. Ein verwilderter Waldweg führt von der Pension direkt zur Trinkhalle. Unterhalb der Liegenschaft, nur 10 Spazierminuten entfernt von Fontana, wird heute das berühmte Passugger Mineralwasser abgefüllt. Von dort führt die Hauptstrasse in 10 Fahrminuten hinunter nach Chur.
Knapp hundert Jahre nach dem Bau der Pension, am 4. Februar 1983, wird das Testament von Dorothea Brüesch eröffnet. Sie bestimmt mit ihrem Letzten Willen, dass die Liegenschaft mit allen Gebäuden dem „Taubstummen- und Schwerhörigenverein Graubünden“ in Chur übergeben wird. Von den drei für Hörbehinderte tätigen Vereinen im Kanton Graubünden ist keiner unter obigem Namen eingetragen. Das Erbe wird daraufhin dem Bündner Hilfsverein für Gehörlose zugesprochen.
1992 werden Gebäude und Grundstücke aufgeteilt und zum Kauf angeboten. Gegen das Ansinnen, das dem Willen von Dorothea Brüesch in keiner Weise Rechnung trägt, regt sich Widerstand. Mit Erfolg. Die am 20. Februar 1993 gegründete Genossenschaft Fontana Passugg unterzeichnet am 31. März den Kaufvertrag. Das Anwesen geht für 118'000 Franken an die Genossenschaft über.
Schritt für Schritt
1897 wird die Pension gebaut und von der Familie Brüesch bezogen. 1983, knapp hundert Jahre nach dem Bau der Pension, bestimmt Dorly Brüesch mit ihrem Letzten Willen, dass die Liegenschaft mit allen Gebäuden dem „Taubstummen- und Schwerhörigenverein Graubünden“ übergeben wird. 1993 wird die Genossenschaft Fontana Passugg ins Leben gerufen. 1995 erfolgen erster Spatenstich und Fertigstellung für den Anbau an das Hauptgebäude. Im darauffolgenden Jahr begann der Probebetrieb der Pension Fontana Passugg, 1997 der Vollbetrieb. 1998 wurde das dreijährige Pilotprojekt „Erwachsenenbildung für Gehörlose und Hörbehinderte“ gestartet. Im Folgejahr fand das erste Fontana-Fest mit 250 Besuchern und Besucherinnen statt, zudem wurde erstmals am Churer Stadtfest teilgenommen. Im Jahre 2000 wurden Erweiterungsbauten errichtet und der neue Spiel- und Sportplatz unterhalb der Bildungsstätte eingeweiht.
2001 erschien die erste Fontana-Zeitung und das dreijährige Bildungsprojekt ging zu Ende. Im Folgejahr wurde das zweite Bildungsprojekt für drei Jahre gestartet. Im Zentrum stehen diesmal Schwerhörige und Ertaubte. 2004 geht das Haus Alpenblick in den Besitz der Genossenschaft Fontana Passugg über. Damit steht dem Seminarbetrieb ein zweiter guter Schulungsraum zur Verfügung. 2006 erfolgte eine Neupositionierung. Der Vorstand beschliesst, die Pension und das Bildungsangebot gezielter auch für die hörende Welt zu öffnen. Im Vordergrund bleibt aber die ursprüngliche Zweckbestimmung, Gehörlosen, Schwerhörigen, Ertaubten und CI-Trägern Bildungs- und Kulturangebote zu bieten, welche auf die Bedürfnisse dieser Gruppen zugeschnitten sind.