Fingerfehler
Fingerfehler ist ein Ausdruck, der aus dem Schachjargon stammt (und eventuell aus der Musiksprache entlehnt wurde). Man versteht darunter den Fall, dass ein Spieler „eine Figur anfasst, ohne es eigentlich gewollt zu haben“,[1] oder aber, sie auf ein anderes Feld als geplant zu stellen. Der deutsche Ausdruck ist als Lehnwort in die internationale Schachspielersprache eingegangen.[2][3]
Diese Figur muss entsprechend der Berührt-Geführt-Regel gezogen oder eine berührte gegnerische Figur notfalls geschlagen werden. Bei einem motorischen Missgeschick, also dem unabsichtlichen Berühren oder Umwerfen einer Figur, gilt die Regel nicht. Man spricht dann auch nicht von einem Fingerfehler.
Wenn sich ein Spieler „vergreift“ und z. B. anstelle des geplanten Zuges eine Figur auf einem benachbarten Feld in die Hand nimmt, liegt ein Fingerfehler vor. Es sind vielfältige Konstellationen möglich. Im Schach resultieren viele Fingerfehler daher, dass ein Spieler vorausberechnete Varianten verwechselt und Züge in der falschen Reihenfolge ausführt. Insbesondere in Zeitnot kann es vorkommen, dass der vorherige Zug des Gegners nicht richtig wahrgenommen und reflexhaft beantwortet wird. Häufig wird deshalb der psychologische Ratschlag erteilt, dass man „auf den Händen sitzen“ sollte, um überhastete Züge zu vermeiden. Schachspieler verwenden den Begriff zudem gelegentlich als Ausrede, um eine Niederlage als unglücklich darzustellen oder ein Übersehen nicht einzugestehen.
Weitere Beispiele
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Bobby Fischer unterlief ein Fingerfehler in einer Partie gegen Wolfgang Unzicker beim Turnier von Buenos Aires 1960. Fischer fasste in der abgebildeten Stellung seinen Bauern auf h7 an und sah sich genötigt, den Randbauern vorzurücken. Da 12. … h7–h6 wegen 13. Lg5xh6 sofort verliert, war er zu dem Zug 12. … h7–h5 gezwungen. Nach diesem Fingerfehler war seine Königsstellung jedoch unrettbar geschwächt, und er verlor die Partie in nur 22 Zügen.
Eine Sonderform des Fingerfehlers ist ein mit der „richtigen“ Figur falsch ausgeführter Zug. Dies unterlief beispielsweise Wassyl Iwantschuk gegen Gata Kamsky beim Turnier in Tilburg 1990. Iwantschuk, der mit den schwarzen Steinen spielte, hatte als Antwort auf 1. e2–e4 die Französische Verteidigung vorbereitet, zog jedoch aufgrund von Nervosität seinen Bauern ein Feld zu weit nach e5, wonach die Spanische Partie entstand. Dieser Fingerfehler brachte ihn derart aus dem Konzept, dass er die Partie schnell verlor, obwohl in diesem Fall eigentlich kein realer Schaden entstanden war.[2]
In diesem Zusammenhang ist der sogenannte mouse-slip im Internet-Schach zu erwähnen. Definiert wird dies als das „unbeabsichtigte Loslassen einer Figur“.[4] Fehlerursache ist das ungeschickte Betätigen des Eingabegeräts, der „Maus“. Zwischen einem motorischen Versehen und dem Fingerfehler-Typus liegt in solchen Fällen oftmals kein erkennbarer Unterschied.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Bernd Feustel: Kleines Blitzschach-Brevier. Beyer, Hollfeld 1983, S. 72. ISBN 3-88805-006-5.
- Schachkolumne von Robert Byrne, in: New York Times, 4. November 1990.
- OPK/Bronzen Paard ronde 4: Jan-Willem de Jong aan de leiding. http://delftseschaaksite.nl/, 3. März 2010, abgerufen am 17. September 2020 (niederländisch): „Gert Legemaat verloor na een Fingerfehler.“
- Siehe z. B. Djordje Vidanovic: „WinBoard Modularity, Engines and Chess Servers“