Festung Thyborøn
Die Festung Thyborøn bildete während des Zweiten Weltkriegs einen Teilabschnitt des Atlantikwalls an der Westküste Dänemarks.[1][2] Sie gilt als eine der größten und wichtigsten Bunkeranlagen der dänischen Westküste.[3]
Nach der Besetzung Dänemarks durch die deutsche Wehrmacht im April 1940[2] wurde die Festungsanlage entlang des Fischerorts Thyborøn errichtet. Dem kleinen Ort kam während des Kriegs eine strategisch wichtige Bedeutung zu[3][4], da Thyborøn einen guten Blick Richtung England bot und zugleich den Zugang zum Limfjord sicherte und kontrollierte.[2]
Die Festung Thyborøn wurde zwischen den Jahren 1943 und 1944 unter Aufsicht deutscher Besatzer von dänischen Arbeitern errichtet.[1][5] Die Anlage umfasste insgesamt 66 große und 40 kleine Betonbunker.[2][6] Die Bunker dienten unter anderem als Schlafunterkünfte, Radarstationen, Depots, Beobachtungsposten sowie zur Luftabwehr.[6][2] Zur weiteren Sicherung der Festungsanlage wurden vor der Nordseeküste Thyborøns und entlang der Einfahrt zum Limfjord zahlreiche Seeminen verlegt.[1] Diese Sprengsätze wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entfernt, wobei etwa 150 Deutsche und einige Dänen ums Leben kamen.[5] Einige der insgesamt 106 Bunker[2] sind bis heute erhalten, die meisten sind jedoch mittlerweile im Meer oder Sand versunken.[1][2] Einer der Bunker wurde umfangreich restauriert und beherbergt heute ein Küstencenter.[2]
Neben ihrer Größe zeichnete sich die Festungsanlage Thyborøn auch durch ihre außergewöhnliche Architektur aus: Die Bunker wurden als Tarnbunker gebaut, passten sich jedoch nicht wie üblich an die umliegende Natur an. Stattdessen waren sie als vermeintlich normale Ortshäuser getarnt.[2] So wurden die Bunker zum Beispiel mit Dachziegeln, Schornsteinen oder aufgemalten Fenstern versehen[6] und ähnelten je nach Gestaltung Bauern- und Dünenhöfen, Wohnhäusern, Fabriken oder Ferienhäusern.[2][5] Der Architekt dieser für eine Bunkeranlage einzigartigen Tarnung[5][3] war der junge Student Poul Morell Nielsen[3], der besser bekannt ist als der Schildkrötenspion.[5][1] Nielsen arbeitete für die deutschen Besatzer und entwarf für sie die Tarnungsmöglichkeiten. Gleichzeitig kopierte er sämtliche Pläne und leitete sie an den dänischen Widerstand und die Engländer weiter.[5][2] Seine Spionagetätigkeit wird als die sorgfältigste und genaueste militärische Spionagetätigkeit des Zweiten Weltkriegs in Europa angesehen[3] und legte damit einen wichtigen Grundstein dafür, dass die Festung Thyborøn heute als einer der am besten erforschten Abschnitte des Atlantikwalls gilt.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- Meer Und Hus: Bunker Thyborøn an der Nordsee I meerundhus.de. Abgerufen am 18. Februar 2022 (deutsch).
- Thorsten: Die Festung Thyboron. In: atlantikwall-daenemark.de. Abgerufen am 18. Februar 2022 (deutsch).
- Bunkerführung Thyborøn Festung. In: Historieguiden Vestkysten. Abgerufen am 18. Februar 2022 (deutsch).
- Führung – Riesengrosse Festung Thyborøn und einer der besten Spionen im Zweiten Weltkrieg. Abgerufen am 18. Februar 2022.
- gogol medien GmbH & Co KG: Die Bunkeranlage in Thyboron. Abgerufen am 18. Februar 2022.
- 106. Festung Thyborøn | Auferstanden aus Ruinen. Abgerufen am 18. Februar 2022 (deutsch).