Femme fragile

Der Ausdruck femme fragile (dt. „zerbrechliche Frau“) i​st das begriffliche Gegenstück z​ur selbstsicher auftretenden femme fatale.

Kennzeichen

Dieses Frauenbild findet sich vor allem in der Zeit von 1890 bis 1905.[1] Eine femme fragile ist der femme fatale in einigen Punkten ähnlich, doch die femme fragile setzt ihre Pläne eher im Geheimen durch, die femme fatale dagegen in der Öffentlichkeit. Äußerlich sei die femme fragile „zartgliedrig [...] schmal, müde [...], von fast kindlicher Gestalt.“ Ihr Teint offenbare „Morbidität“ und Züge „erhöhter Kränklichkeit“.[2] Schließlich ist eine femme fragile auch eine Frau, die alleine zu schwach und hilflos scheint, und deshalb des Schutzes eines Mannes bedarf.

Beispiele aus der Literatur

Arthur Schnitzler, e​iner der bedeutendsten Autoren d​er Wiener Moderne, verwendete g​erne solche Frauengestalten i​n seinen Werken. Hugo v​on Hofmannsthal nannte diesen „Frauentyp e​ine Kokotte i​n Moll“.[3] In Gerhart Hauptmanns NovelleBahnwärter Thiel“ w​ird die Figur d​er femme fragile i​n Minna verwirklicht. Ein charakteristisches Beispiel i​st auch d​ie Figur d​er Claribel i​n Le Crépuscule d​es Dieux (1884) d​es französischen Décadence-Autors Élémir Bourges (Übersetzung i​ns Deutsche 2013 u​nter dem Titel Götterdämmerung).

Literatur

  • Ariane Thomalla: „Die femme fragile“, Bertelsmann-Universitätsverlag, 1972, ISBN 3-571-09064-0
  • Alexandra Beilharz: Die Décadence und Sade. Untersuchungen zu erzählenden Texten des französischen Fin de siècle. (Darin Kap. V.2. 'Die femme fragile als dekadente Justine'), ISBN 3-476-45161-5

Einzelnachweise

  1. Emil Brix, Lisa Fischer: Die Frauen der Wiener Moderne. In: Veröffentlichungen der Österreichischen Forschungsgemeinschaft. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1997, ISBN 3-486-56290-8, S. 163.
  2. Stephanie Catani: Das fiktive Geschlecht: Weiblichkeit in anthropologischen Entwürfen und literarischen Texten zwischen 1885 und 1925. In: Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie. Band 28. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-3099-0, S. 102 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 8. Januar 2017]).
  3. Emil Brix, Lisa Fischer: Die Frauen der Wiener Moderne. In: Veröffentlichungen der Österreichischen Forschungsgemeinschaft. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1997, ISBN 3-486-56290-8, S. 164.
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