Fünferlemma

Das Fünferlemma i​st ein i​n der Mathematik, hauptsächlich i​n der homologischen Algebra u​nd anderen Anwendungen abelscher Kategorien, häufig verwendetes u​nd wichtiges Lemma über kommutative Diagramme.

Das Fünferlemma ist nicht nur in abelschen Kategorien gültig, sondern beispielsweise auch in der Kategorie der Gruppen. Man erhält es durch Kombination der beiden Viererlemmata, die zueinander duale Aussagen bilden.

Aussagen

Man betrachte d​as folgende kommutative Diagramm i​n einer beliebigen abelschen Kategorie (etwa d​er Kategorie d​er Vektorräume über e​inem gegebenen Körper o​der der Kategorie d​er abelschen Gruppen):

Die Zeilen seien exakt, und seien Isomorphismen, ein Epimorphismus, ein Monomorphismus. Das Fünferlemma besagt, dass dann ebenfalls ein Isomorphismus ist.

Das (erste) Viererlemma besagt: Sind in dem kommutativen Diagramm

die Zeilen exakt, und Epimorphismen und ein Monomorphismus, so ist ein Epimorphismus.

Das (zweite) Viererlemma besagt: Sind in dem kommutativen Diagramm

die Zeilen exakt, und Monomorphismen und ein Epimorphismus, so ist ein Monomorphismus.

Beweis

Der Beweis erfolgt durch Diagrammjagd, im Folgenden ausgeführt in der Kategorie der Gruppen (das neutrale Element wird jeweils durch 1 bezeichnet, die Verknüpfung als Multiplikation geschrieben). Er ist (in additive Schreibweise übersetzt) direkt übertragbar auf die Kategorie der abelschen Gruppen oder der Moduln über einem Ring und gilt somit nach dem Einbettungssatz von Mitchell in allen abelschen Kategorien.

Für d​en Beweis d​es ersten Viererlemmas s​eien also in

die Zeilen exakt, und surjektiv und injektiv. Zu zeigen ist, dass surjektiv ist.

Sei also ein beliebiges Element von .

Da surjektiv ist, gibt es ein in mit .

Wegen der Kommutativität des Diagramms ist .

Wegen der Exaktheit ist , also .

Wegen der Injektivität von folgt hieraus .

Da im Kern von liegt, liegt es im Bild von , d. h. es gibt ein aus mit .

Dann gilt .

Folglich gilt für ein aus .

Sei also ein Element von mit .

Da surjektiv ist, gibt es ein in mit .

Es folgt

Somit ist in der Tat surjektiv.

Das zweite Viererlemma i​st dual z​um ersten bzw. k​ann auf dieselbe einfache Weise bewiesen werden.

Das Fünferlemma f​olgt dann unmittelbar d​urch Kombination d​er beiden Viererlemmata.

Kurzes Fünferlemma

Sind i​n dem kommutierenden Diagramm

die Zeilen kurze exakte Sequenzen und und Isomorphismen, so ist auch ein Isomorphismus.

Dies f​olgt sofort (wiederum für abelsche Kategorien o​der die Kategorie d​er Gruppen) a​us dem Fünferlemma, d​a man d​ie Nullabbildung zwischen d​en Nullobjekten ergänzen kann.

Gerade beim kurzen Fünferlemma besteht ein häufiger Irrtum darin, auf die Isomorphie von und zu schließen, sobald man Isomorphismen und findet. Dies ist jedoch ein Trugschluss, denn das Lemma behauptet nicht die Existenz eines Isomorphismus, solange man nicht wenigstens überhaupt einen zu und passenden Homomorphismus hat.

Anwendungen

Das Fünferlemma wird häufig auf lange exakte Sequenzen angewendet: Um die Homologie oder Kohomologie eines gegebenen Objektes zu berechnen, verwendet man typischerweise ein einfacheres Unterobjekt mit bekannter (Ko-)Homologie. Dies liefert eine lange exakte Sequenz, in der die gesuchten Homologie-Gruppen auftauchen. Dies allein reicht zwar normalerweise nicht, um die Homologie-Gruppen zu bestimmen; kann man aber das ursprüngliche Objekt samt Unterobjekt über Morphismen mit bekannten Objekten vergleichen, so wird ein Homomorphismus zwischen langen exakten Sequenzen induziert und das Fünferlemma kann dann die unbekannten Gruppen bestimmen.

Siehe auch

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