Erzkolibri
Die Erzkolibri (Aphantochroa cirrochloris) ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art ist endemisch in Brasilien. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.
Erzkolibri | ||||||||||
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Erzkolibri | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||
Aphantochroa | ||||||||||
Gould, 1853 | ||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||
Aphantochroa cirrochloris | ||||||||||
(Vieillot, 1818) |
Merkmale
Der Erzkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 12 cm, wobei die Flügel 7,2 cm, der Schwanz 43 mm und der Schnabel 21 mm lang sind. Dabei wiegt er nur ca. 9 Gramm. Die gesamte Oberseite und die Flügeldecken sind düster bronzegrün bis schwärzlichbronzegrün gefärbt. Die Oberschwanzdecken weisen einen kupferfarbenen Glanz auf. Die Unterseite ist graubräunlich mit leichtem Grünglanz, besonders an der Kehle und den Halsseiten. Die weißgesäumten Unterschwanzdecken sind graubraun. Die Flügel sind schwärzlichpurpurn, die Schwanzfedern schwärzlich dunkelgoldbronze mit stahlblauem Schimmer, doch an den Wurzeln deutlich grünlicher gefärbt. Hinter dem Auge befindet sich ein weißer Fleck. Der Schnabel und die Beine sind schwarz. Es gibt kaum einen Geschlechtsdimorphismus, außer das die Weibchen tendenziell etwas kleiner sind.[1]
Verhalten
Bei Forschungsarbeiten im immergrünen Flachlandwald von Fazenda Jueirana nahe dem Reserva Biológica de Una wurde erstmals das Schlafverhalten des Erzkolibris beobachtet. Der beobachtete Kolibri landete auf isolierten horizontalen Weinrebenkeimen in ca. 13 Meter Höhe. Hier gab er zunächst einige Minuten eine laute Serie Schwirrlauten von sich. Danach setzte er sich auf einen Ast der ca. eine 30 Grad Neigung hatte. Dabei bedeckte er die Beine mit den Bauchfedern. Der Kopf war nach oben geneigt, so dass der Schnabel ca. im 60 Grad Winkel stand. Außerdem verschanzte er sich unter einem Blätterdach, das ihn vermutlich vor Regen schützen sollte.[2] Im Allgemeinen landen sie auf Bäumen, die frische Früchte tragen. Hier setzen sie sich hin schauen sich um und putzen sich gelegentlich. Zwischendurch fliegen sie Angriffe auf andere Kolibris oder Vögel wie den Gelbzügel-Todityrann (Todirostrum poliocephalum) (Wied-Neuwied, 1831), wo bei sie relativ schnell an ihren alten Sitzplatz zurückkehren. Ihr vertikaler Flug ähnelt dem des Neuweltfliegenschnäppers.[3]
Fortpflanzung
Ihre napfförmigen Nester bauen sie auf waagrechten Ästen. Ein Ei wiegt ca. 0,76 Gramm bei einer Größe von 16 mal 10 mm. Die Brutzeit ist von November bis März. Die Brutdauer beträgt 16 Tage. Die Jungvögel sind ca. 28 Tage Nesthocker bevor sie das Nest verlassen.[1]
Nahrung
Bei einer Forschungsreise im Jahr 2005 wurde nahe dem Parque Estadual Carlos Botelho beobachtet, wie drei Erzkolibris die offenen Blüten des Afrikanischen Tulpenbaumes (Spathodea campanulata) anflogen, um Nektar zu rauben, sowie Insekten, die vor den Blüten schwirrten, zu jagen. Diese Tatsache ist umso bemerkenswerter, da bekannt ist, dass viele Insekten während der Blüte dieses Baumes am Gift der Blüten verenden.[4] Aus früheren Studien ist bekannt, dass andere Nektarsammler wie der Blaue Gabelschwanzkolibri (Eupetomena macroura) (Gmelin, 1788)[4] oder der Zwerg-Epauletten-Flughund (Micropteropus pusillus) (Peters, 1867)[5] keine Vergiftungserscheinungen durch die Aufnahme des Nektars zeigten. Es wird vermutet, dass die Pflanze diese Strategie entwickelt hat, um sich gegen Pflanzenfresser zu schützen und doch die Verteilung ihrer Pollen zuzulassen.[6]
Verbreitung und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den Südosten und Osten Brasiliens.[7] Hier halten sich die Vögel gerne in der Nähe von Waldrändern, Gärten, Plantagen und Sekundärvegetation auf.[8] Im Jahr 2004 wurde er angeblich erstmals in der Provinz Misiones in Argentinien gesichtet.[9] Dies stelle sich aber als Fehlidentifikation heraus. Es handelte sich in Wirklichkeit um eine Glanzamazilie (Amazilia versicolor) (Vieillot, 1818).
Etymologie und Forschungsgeschichte
Louis Pierre Vieillot beschrieb den Kolibri unter dem Namen Trochilus cirrochloris. Als Fundort gab er Brasilien an. Ein Typusexemplar befand sich zum Zeitpunkt der Erstbeschreibung im Muséum national d’histoire naturelle.[10] Es war John Gould, der ihn in seiner Lieferungen 6 seiner Kolibritafeln 1853 in der neuen Gattung Aphantochroa einordnete.[11][12] Dieser Name ist griechischen Ursprungs und leitet sich von »aphantos, αφαντος« für »undeutlich, verborgen« und »khroa, χροα« für »Haut, Schaale« ab.[13] Das Artepitheton »cirrochloris« ist aus dem lateinischen »cirrhus« für »grau« und dem griechischen »khlōros, χλωρος« für »grün« abzuleiten.[14]
Literatur
- Rolf Grantsau: Die Kolibris Brasiliens. Ein Bestimmungsschlüssel für alle Kolibriformen Brasiliens. Expressão e Cultura, Rio de Janeiro 1988, ISBN 85-208-0101-3.
- Ber van Perlo: A Field Guide to the Birds of Brazil. Oxford University Press, Oxford 2009, ISBN 978-0-19-530155-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Yoshika Oniki, Karl Ludwig Schuchmann, Edwin O'Neill Willis, Tomás de Aquino Sigrist, Gerard Baudet: Roosting site of the Sombre Hummingbird Campylopterus cirrochloris (Trochilidae) in southern Bahia, Brazil. In: Bulletin of the British Ornithologists' Club. Band 121, Nr. 4, 2001, S. 256–257 (online [abgerufen am 30. August 2014]).
- Yoshika Oniki, Edwin O'Neill Willis: Aphantochroa cirrochloris um estado de caso e o misterio da tulipa africana. In: Atualidades Ornitológicas. Band 128, Nr. 6, 2005, ISSN 0104-2386, S. 6–7.
- Edward Solomon Ayensu: Plant and Bat Interactions in West Africa. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 61, 1974, S. 702–727 (online [abgerufen am 30. August 2014]).
- José Roberto Trigo, Wagner Ferreira dos Santos: Insect mortality in Spathodea campanulata Beauv. (Bignoniaceae) flowers. In: Revista Brasileira de Biologia. Band 60, Nr. 3, 2000, S. 537–538 (online [PDF; 17 kB; abgerufen am 30. August 2014]).
- Juan C. Chebez, Rodrigo Castillo, Roberto M. Güller: Notas sobre picaflores del noreste argentino. In: Hornero. Band 19, Nr. 1, 2004, S. 1–5 (online [PDF; 83 kB; abgerufen am 30. August 2014]).
- James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
- Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 23. Deterville, Paris 1818 (online [abgerufen am 30. August 2014]).
- John Gould: A monograph of the Trochilidæ, or family of humming-birds. Band 2, Lieferung 6. Taylor and Francis, London 1853 (online [abgerufen am 30. August 2014]).
- Frederick Herschel Waterhouse: The dates of publication of some of the zoological works of the late John Gould, F.R.S. R. H. Porter, London 1885 (online [abgerufen am 30. August 2014]).
Weblinks
- Aphantochroa cirrochloris in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2014.2. Eingestellt von: BirdLife International, 2012. Abgerufen am 30. August 2014.
- Factsheet auf BirdLife International
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Sombre Hummingbird (Campylopterus cirrochloris) in der Internet Bird Collection
- Erzkolibri (Aphantochroa cirrochloris) bei Avibase; abgerufen am 30. August 2014.
- Aphantochroa cirrochloris im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Sombre Hummingbird (Aphantochroa cirrochloris)
Einzelnachweise
- Rolf Grantsau, S. 109
- Yoshika Oniki u. a. (2001), S. 256
- Yoshika Oniki u. a. (2005), S. 6.
- José Roberto Trigo u. a., S. 537
- Edward Solomon Ayensu, S. 713.
- Yoshika Oniki u. a. (2005), S. 7.
- IOC World Bird List Hummingbirds
- Ber Van Perlo, S. 69.8
- Juan C. Chebez u. a., S. 3.
- Louis Pierre Vieillot, S. 430.
- John Gould, Tafel 54 plus Text, Volume 2. Diese entspricht der Lieferung 6 aus dem Jahre 1853.
- Frederick Herschel Waterhouse, S. 46. Hier wird Publikationsjahr, Lieferung mit den Tafel in A monograph of the Trochilidæ dargestellt.
- James A. Jobling, S. 50.
- James A. Jobling, S. 109.