Erthal (Adelsgeschlecht)
Erthal (auch Ehrthal) ist der Name eines alten fränkischen Adelsgeschlechts. Untererthal, der Stammsitz der Familie, ist heute ein Ortsteil der Stadt Hammelburg im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen.
Geschichte
Bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts tritt die Familie in Franken auf. Als einer der ersten urkundlich nachweisbaren Angehörigen erscheint im Jahr 1170 Heinrich von und zu Erthal, mit dem auch die Stammreihe beginnt. Sein Enkel Heinrich von Erthal starb 1261 als Abt des Klosters Fulda, während ein weiterer Enkel, Conrad von Erthal, den Stamm fortsetzte. Im Jahr 938 soll ein Jakob von Erthal an dem Ritterturnier von Magdeburg teilgenommen haben.[1]
Einer seiner Nachkommen Burchard von Erthal, Herr auf Schwarzenau, war 1520 Gesandter der fränkischen Ritterschaft am kaiserlichen Hof und sein Urenkel Johann Christoph von Erthal († 1637) wurde fürstlich-würzburger Rat und Amtmann zu Haßfurt.
Mitte des 16. Jahrhunderts teilte sich das Geschlecht in zwei Linien, eine Fuldaer Linie, die bereits 1640 wieder erlosch, und eine fränkische Linie. Die fränkische Linie begründete 1626 eine Leutzendorfer Zweiglinie, ausgestorben 1764, und eine Elfershauser Zweiglinie.
Wegen des Besitzes bzw. Teilbesitzes der Herrschaften Elfershausen (mit Schloss Elfershausen), Obererthal, Untererthal (beide heute Ortsteile von Hammelburg) und Hetzlos (heute Ortsteil von Oberthulba) waren die Herren von Erthal vom 16. Jahrhundert bis 1806 Mitglied der Reichsritterschaft im Ritterkanton Rhön-Werra des fränkischen Ritterkreises. Wegen des Besitzes von Schloss Gochsheim und Schloss Schwarzenau Anfang des 17. Jahrhunderts bis 1806 waren sie auch im Ritterkanton Steigerwald und von etwa 1560 bis 1802 im Ritterkanton Baunach immatrikuliert. Mit Teilen der Herrschaft Binzburg bei Hohberg, Hofweier und Schutterwald gehörten sie zum Bezirk Ortenau im Ritterkanton Neckar-Schwarzwald des schwäbischen Ritterkreises.
Einer der letzten Angehörigen der Familie war Friedrich Karl Joseph Freiherr von Erthal (* 1719; † 1802). Er war der Sohn des kurmainzischen Obermarschalls Philipp Christoph von und zu Erthal (* 1689; † 1748) und der Maria Eva Freiin von Bettendorff. 1774 wurde er Erzbischof und Kurfürst von Mainz und der letzte Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches. 1805, mit dem Tod seines Bruders Lothar Franz Michael Freiherr von Erthal (* 1717), kurmainzischer Geheimrat, Oberforstmeister und Hofgerichtspräsident, erlosch das Geschlecht im Mannesstamm. Dessen Erbe fiel an die Grafen Coudenhove.
Wappen
Das Wappen ist geviert. 1 und 4 in Rot zwei silbernen Balken, 2 und 3 Blau. Auf dem bekrönten Helm zwei Büffelhörner, die wie der Schild gezeichnet sind. Die Helmdecken sind links blau-silbern und rechts rot-silbern.
Namensträger
- Franz Ludwig von Erthal (* 1730; † 1795), Fürstbischof von Würzburg und Bamberg
- Friedrich Karl Joseph von Erthal (* 1719; † 1802), Kurfürst und Erzbischof in Mainz
- Georg Friedrich von Erthal[2] (* 1565; † 1601)
- Heinrich IV. von Erthal (* um 1200; † 1261?), Fürstabt des Klosters Fulda
- Johann Christoph von Erthal[3] (* 1682; † 1713), Domherr zu Bamberg, Kammerpräsident
- Karl Friedrich Wilhelm von Erthal (* 1717; † 1780), Würzburger Domherr und Geheimer Rat
- Lothar Franz von Erthal[4][5] (* 1717; † 1805), mainzischer Staatsmann, Statthalter von Aschaffenburg
- Maria Sophia Margaretha Catharina von Erthal (* 1725; † 1796), ein mögliches Vorbild für Schneewittchen[6]
- Philipp Christoph von und zu Erthal (* 1689; † 1748), Obermarschall in Mainz, Erbauer des Erthaler Hofes
Literatur
- Johannes Kist: Erthal, Franz Ludwig von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 371 f. (Digitalisat).
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975, ISSN 0435-2408
- Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.
- Gerhard Friedrich Albrecht: Genealogischer Staats-Calender auf das Jahr MDCCLXXVI. Frankfurt/M. 1776, S. 34–39 (Volltext)
- Erthal, Ehrthal, auch Freiherren. In: Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Dritter Band, Friedrich Voigt: Leipzig, 1861, S. 151 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
- Gerhard Friedrich Albrecht: Genealogischer Staats-Calender auf das Jahr MDCCLXXVI. Frankfurt/M. 1776, S. 34.
- Als Georg Dietrich kurz erwähnt in: Dieter J. Weiß: Philipp Valentin Voit v. Rieneck. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 372 f. (Digitalisat).
- Kurz erwähnt in: Johannes Kist: Franz Ludwig Freiherr von Erthal. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 371 f. (Digitalisat).
- Kurz erwähnt in: Heribert Raab: Friedrich Karl Frhr. v. Erthal. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 517 f. (Digitalisat).
- Ein Friedrich Karl wird kurz erwähnt in: Emanuel Leser: Coudenhoven, Sophie Gräfin von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 533.
- Schneewittchens mögliche Identität wird im Spessartmuseum durchleuchtet: Schneewittchen – eine Lohrerin?
Weblinks
- Ahnentafeln (1365-1937) Nr. 364. (JPG) In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research (Johann Philipp von und zu Ehrtal).
- Ahnentafeln (1365-1937) Nr. 363. (JPG) In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research (Joannes Ludovicus Christianus von unndt zu Ehrthall).