Erschließungskern

Ein Erschließungskern (auch Gebäudekern) ist ein in der Regel vertikales Element eines Baukörpers, das dessen verkehrlicher und technischer Erschließung dient. Darin enthalten sein können Treppen, Aufzugsschächte, Steigleitungen zur Versorgung mit Trink- und Löschwasser, Gas und Elektrizität, Abwasser- und Heizungsrohre, Komponenten von RLT-Anlagen und vieles mehr.

Statische Bedeutung

Erschließungskerne bilden oftmals d​as „Rückgrat“ v​on Gebäuden, insbesondere v​on Hochhäusern. Dabei k​ommt ihnen n​eben der Erschließungsfunktion a​uch statische Bedeutung zu, d​a sie a​us Brandschutzgründen – w​enn sie notwendige Treppen u​nd damit Fluchtwege enthalten – üblicherweise i​n Beton o​der Mauerwerk ausgeführt werden u​nd in Skelettbauten d​amit zur Aussteifung d​er Gesamtkonstruktion u​nd als Auflager für Geschossdecken dienen können. Dadurch werden s​ie als erstes gebaut u​nd sind s​ie auf Großbaustellen o​ft markant sichtbar. Zur Effizienzsteigerung kommen b​ei der Errichtung o​ft Kletterschalungen z​um Einsatz.

Architektonische Bedeutung

Viele Architekturstile (z. B. Strukturalismus, Metabolismus) haben Gebäudekerne besonders betont. Teilweise passierte dies durch Probleme im Bauprozess auch unbeabsichtigt, so im Universitätsklinikum Aachen. Aus Entwurfssicht spielt die Ausgestaltung von Gebäudekernen, auch bei Gebäuden geringer Höhe und sogar bei Bungalows, oftmals eine große Rolle, da sie ein wesentliches Ordnungsprinzip für Grundrisse darstellt. Viele Grundrisstypen bauen auf Raumhierarchien auf, so prägten Architekten wie Louis Kahn die Kategorien der „bedienten“ und „dienenden“ Räume. Letztere sind dabei stark funktional ausgerichtet, wie z. B. Treppenhäuser, Bäder, Lagerräume, Küchen etc. und werden oft zu Kernen im gestalterischen Sinne gruppiert. Dieses gestalterische Prinzip Kahns lässt sich z. B. bei seinen Richards Medical Research Laboratories deutlich an der Fassade ablesen.

Siehe auch

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