Erreichbarkeitskarte
Eine Erreichbarkeitskarte ist eine maßstäbliche, kartenbasierte Darstellung der Erreichbarkeit eines Standorts in Bezug auf das ihn umgebende Gebiet. Es wird mindestens ein Standort festgelegt, zu dem für alle anderen Standorte im Gebiet die Erreichbarkeit anhand einer Isochrone ermittelt wird. Mit „erreichen“ wird dabei im Allgemeinen das Vorhandensein eines Wegs bzw. einer Route bezeichnet.
Erreichbarkeit
Der Begriff Erreichbarkeit bezieht sich in seiner grundlegenden Form auf die Feststellung, ob zwei räumliche Positionen auf irgendeinem zulässigen Weg erreicht werden können. Als zulässige Wege kann zum Beispiel das Netz aller öffentlichen Straßen definiert sein. Durch Festlegung und Einschränkung der „zulässigen Wege“ können unterschiedliche Fachaussagen generiert und in Erreichbarkeitskarten dargestellt werden. Beispielsweise wird durch Festlegen einer maximalen Reisezeit (z. B. 30 Minuten) zu einem Standort (z. B. Bahnhof) und einer Fortbewegungsform (z. B. zu Fuß) in einer entsprechenden Erreichbarkeitskarte sichtbar, was ein Reisender bei einem Aufenthalt mit dieser Zeitvorgabe potentiell besuchen könnte.
Erreichbarkeit und Reisezeit
Der Begriff "Erreichbarkeit" wird häufig im übertragenen bzw. erweiterten Sinn gebraucht, zum Beispiel im Sinne von „erreichbar innerhalb einer definierten maximalen Reisedauer“. Hier werden alle räumlichen Positionen, die innerhalb der definierten maximalen Reisezeit liegen, mit ihrer konkreten Reisezeit qualifiziert; alle anderen räumlichen Positionen werden als „nicht erreichbar“ klassifiziert.
Erreichbarkeitskarten finden auch im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs Einsatz („travel time maps“ bzw. Reisezeitkarten oder Isochronenkarten), insbesondere zur Beurteilung von Verbindungs- und Reisemöglichkeiten (s. Abbildung).[1]
Erreichbarkeitskarten lassen sich dazu einsetzen, wegenetz- und fortbewegungsmittelspezifische Aussagen über ein Gebiet zu erhalten. Beispielsweise kann das Wegenetz auf fahrradgeeignete Wege eingeschränkt werden, um ein Gebiet in Hinblick auf seine entsprechende Freizeiteignung zu klassifizieren.
Erreichbarkeitsermittlung
Die Ermittlung der Erreichbarkeit eines gegebenen Gebiets erfolgt im Allgemeinen durch ungerichtete Suche innerhalb eines gegebenen Wegenetzes (im Gegensatz zur gerichteten Suche im Routing). Das heißt, zu einer ausgewählten räumlichen Position werden zu allen anderen räumlichen Positionen Routen gebildet und bewertet. Es ist also nicht das Ziel, eine einzelne optimale Route zwischen zwei räumlichen Positionen zu ermitteln.
Das Wegenetz kann Strassennetze, öffentliche Transportnetze, Fußgängerwege, Bahnverbindungen, Luftverkehrsverbindung etc. beinhalten. Die Berechnung mit Berücksichtigung der Reisezeit kann auch multimodale Bewegung (z. B. zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem privaten PKW, mit ÖPNV etc.) in hybriden Wegenetzen (Multimodaler Verkehr) berücksichtigen[2].
Einsatzgebiete
Erreichbarkeitskarten sind grundlegende Informationen zur Ermittlung und Bewertung von räumlichen Gebieten (Geospatial Analysis) in Hinblick auf räumliche Bewegung (bzw. räumliche Mobilität) und räumliche Anbindung.
Sie erlauben zum Beispiel eine Bewertung eines Standorts, in dessen Umgebung zeitlich innerhalb einer gegebenen Schranke bestimmte Objekte aufgesucht werden müssen. Beispielsweise kann so bei der Auswahl eines Standorts für ein Ladengeschäft ermittelt werden, ob bestimmte andere konkurrierende Ladengeschäfte fußläufig innerhalb von 15 Minuten in der Nähe liegen. Weiter kann beispielsweise die „Familienqualität“ einer Wohnung ermittelt werden, in dem das Vorhandensein bestimmter Einrichtungen (z. B. Kindergarten, Kinderarzt, Schule, Freiflächen) ermittelt und zu einem Maß für die Standortqualität transformiert wird.
Erreichbarkeitskarten bilden Grundelemente in Motion Intelligence-Lösungen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Erreichbarkeitskarten zur Visualisierung der Mobilitätsqualität im ÖPNV. Tassilo Glander, Martin Kramer, Jürgen Döllner: Kartographische Nachrichten, 2010.
- https://www.targomo.com