Ernst-August-Kanal (Hannover)
Der Ernst-August-Kanal ist ein historischer Kanal von etwa 900 Metern Länge im hannoverschen Stadtteil Herrenhausen.
Beschreibung
Die Breite des Kanals beträgt drei bis fünf Meter.[1] Er besitzt eine Schleuse, die 60 Meter lang, 6,5 Meter breit und 4 Meter tief ist. Die Schleusentore sind 3,15 mal 5 Meter groß und bestehen aus vier Kubikmetern Eichenholz.[2] Neben der Schleuse befindet sich ein Wehr zur Regulierung des Wasserstandes im Kanal.
Der Ernst-August-Kanal beginnt zwischen dem Leine-Wehr in Limmer und der Wasserkunst Herrenhausen und endet nach etwa 900 Metern in der Leine.[3] Am Beginn befindet sich eine um 1760 entstandene Schleuse, die einen ersten Vorgängerbau aus dem Jahre 1721 ersetzte, der nie optimal funktionierte.[4]
Ausgehoben wurde der Wasserlauf als Neuer Canal von Soldaten zwischen 1718 und 1720, um die Wasserzuführung für die Wasserkunst in den Herrenhäuser Gärten sicherzustellen.[3] Ein auf der Trasse liegender Erdhügel wurde 1717 abgegraben und näher untersucht.[5] In der quadratische Erhebung von etwa 1,5 Meter Höhe[6] fanden sich Mauerwerksreste und ein brandgeschwärzter Gipsfußboden.[5] Darüber berichtete der hannoversche Bürgermeister Christian Ulrich Grupen in seinem 1740 erschienenen Werk Origines et antiqvitates Hanoverenses.[6] Heute wird die Erhebung für den Burgstall der Burg Limmer gehalten,[3] die Überlieferungen zufolge im 13. Jahrhundert der Sitz der Grafen von Roden war.[7]
Bedeutung
Das beim Kanalbau aufgefundene geologische Profil veröffentlichte Johann Georg von Eckhart um das Geschichtsmodell der aus Rücksicht gegen die Theologie noch ungedruckte Protogaea von Gottfried Wilhelm Leibniz auf neutrale Weise bekannt zu machen.[8]
Seit dem Ende der Schifffahrt auf der Leine zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Kanal keine Bedeutung mehr.[1]
Der Ernst-August-Kanal überbrückt den Höhenunterschied zwischen dem Wehr in Limmer und umgeht den anschließenden Flusslauf,[1] in dem sich durch das Wehr gefährliche Strudel bilden. Außerdem stellte er die Versorgung der Wasserspiele im benachbarten Herrenhäuser Schlossgarten sicher.[1]
Im Zuge der Vorbereitung auf die Expo 2000 in Hannover wurde die Schleuse[3] seit 1996 umfassend denkmalgerecht renoviert.[2] Sie war danach wieder funktionsfähig und wurde zu Demonstrationszwecken in Betrieb genommen.[2] Sie ist für Bootsverkehr nach heutigen Maßstäben nicht geeignet.[2] Die Schleusentore wurden bei Vorführungen von Hand bedient.[2]
Sonstiges
In Hamburg-Wilhelmsburg gibt es einen Ernst-August-Kanal, der den Reiherstieg mit der Wilhelmsburger Dove Elbe verbindet.[9]
Literatur
- Waldemar R. Röhrbein: Ernst August-Kanal und -Schleuse. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 164.
Weblinks
- Kurzbeschreibung des Ernst-August-Kanals bei hannover.de
Einzelnachweise
- Hannover.de: Station 7 - Wasserkunst, Leine und Ernst-August-Kanal: Leibniz und die Fontäne, abgerufen am 1. September 2018.
- Bürgerinformationssystem Stadt Hannover, eingefügt am 2. September 2006 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Ernst August-Kanal und -Schleuse In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover, S. 164
- Conrad von Meding: Vorstellung des See-Projekts „Leine-Bogen“, HAZ, 22. September 2010
- Horst Dralle: 1. Der Burghügel In: Die Burg Limbere, abgerufen 1. September 2018 (PDF, 242 kB)
- Christian Ulrich Grupen: Origines Et Antiqvitates Hanoverenses, S. 3–8
- Burg Limmer In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover, S. 100
- J. G. Eckhart, Beschreibung desjenigen, was bey Grabung des Herrenhäuser‐Canals am Lein‐Strome her Curiöses in der Erde gefunden worden, Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das Jahr 1719 Nr. 24, 185–192, siehe: Cornelius Steckner: Lügenstein und Weltarchäologie.
- Stadtatlas-Großraum Hamburg, PAS Verlags GmbH, Hamburg 2009, S. 51, ISBN 978-3-934272-92-7