Englhausen
Englhausen ist ein Ortsteil von Taufkirchen im Landkreis Mühldorf am Inn in Süd-Ostbayern. Der Ortsteil liegt circa ein Kilometer nördlich von Taufkirchen an der Staatsstraße 2091, die Taufkirchen mit Kraiburg am Inn verbindet.
Geschichte von Englhausen
Erste urkundliche Erwähnung Englhausens
Englhausen wurde schon 925 urkundlich erwähnt im Codex Odalberti (datiert auf 923-935) im Wiener Haus-, Hof-, und Staatsarchiv. Dabei übergab der Erzdiakon Hartuin dem Erzbischof aus seinem Besitz zwei Liegenschaften in den Orten, die "Tiufstada" (Tiefstadt bei Eggenfelden) heißen wie solchen seine Brüder, einerseits Roccholf und seine Söhne, andererseits Vualtham innegehabt haben, für den Fall seines Todes und den der Frau Kersuuind zum immerwährenden Eigenthum, wogegen der Erzbischof ihnen auf Zeit ihrer Lebensdauer dessen bisherigen Lehensbesitz zu Engilhereshusa und Puotinperch (Englhausen und Pietenberg) gegen Heimfall zu Eigen überlässt.
Übersetzung des in Latein ausgefertigten Vertrages zwischen dem Erzbischof Odalbert und dem Erzdiakon Hartuuin:
Im Namen Christi lassen wir alle Christgläubigen, und zwar die jetzt lebenden als auch die künftigen, edle wie nicht edle wissen, wie Erzbischof Odalbert von Salzburg unter Ratschlag und mit Zustimmung der zu seinem Stuhl gehörenden Kleriker und Laien einen Vertrag mit dem edlen Mann Erzdiakon Hartuin abgeschlossen hat. Der genannte Erzdiakon übergab gemeinsam mit seinem Vogt Diotrih dem genannten Erzbischof und dessen Vogt Ruodolt aus seinem Besitz zwei Liegenschaften in dern Orten, die "Tiufstada" heißen, wie den einen dort sein Bruder Rocchofus und dessen Söhne selbst oder durch königliche Schenkung besessen haben, den anderen aber sein Bruder Waltham geerbt hat, sowie sechs Eigenleute namens Vuillopato, Adam, Regindeo, Gundhilt, Selipurch und Ratpurch; all dies soll die Salzburger Kirche (St. Peter und St. Rupert) nach seinem und seiner Kerswind genannten Frau auf ewig zu Eigen haben. Im Gegenzug übergab der genannte Erzbischof gemeinsam mit seinem erwähnten Vogt dem besagten Erzdiakon Hartwin alles, was dieser zur Zeit als Lehen (vom Salzburger Erzbischof) innehatte, für die Zeit seines und der genannten Frau Lebens zu Eigen, nämlich den Lehensbesitz in Englhausen und Pietenberg mit dem Eigenmann Engilperrht mit Frau und Söhnen und den übrigen Leibeigenen, die er zur Zeit als Lehen inne hatte. Nach dem Tod beider(nämlich des Hartwin und der Kerswin) soll jedoch alles, Behausungen wie Leibeigene, ohne jeden Einspruch in den Besitz der obengenannten Heiligen (=Salzburger) Kirche heimfallen. Das sind die von beiden Teilen hinzugezogenen Zeugen: Graf Moymir, Graf Engilperht, Diotrih, Kerhoh, Abraham, Ogo, Hadamar, Rihherie, Ruodolt, Madalhalm, Wolfperht, Kepahart, Engilscalh, Keio, Sindperth, Odalman, Gundperht, Reginolt, Salman, Gotadeo, Witagowo, Fridaperhti, Helmuni, Walto.
Geschehen zu Chiemsee an den 5. Iden des Juni (9. Juni 925).
Die Reihenfolge der Besitzer von Enghausen
Der Hof gehörte schon sehr früh dem Erzbistum Salzburg. Die Tatsache, dass die jeweiligen Bewirtschafter des Hofes nur Besitzer des "halben Guets" waren und jede Änderung durch Tod, Eheschließung etc. durch einen Consens der Kirche, der sie laufend Abgaben zu leisten hatten, genehmigen lassen mussten , ist wohl ein Beweis dafür, dass einst mehr oder weniger alles Kircheneigentum war. Die Bauern sind später doch (wie?) , zu Grund und Boden gekommen.
Die Jahreszahlen sind Steuerdokumenten, Besitzveränderungen etc. entnommen, und entsprechen deshalb nur einem ungefähren Zeitpunkt ihrer Anwesenheit auf dem Hof.
1598 Hans Englhauser vom Englhauser Guet 1612 Georg Englhauser, ain halber Hoff, einer Kirchen (Pietenberg?) zugeherig
1648 Sebastian Englhauser, hat einen Inmahn im hindern Heußl (Inmahn = Mitbewohner, Mieter) 1692 Adam Englhauser, ain halben Hof, einer Kürchen zugehörig.
1719 Galus Englhauser, Neustiffter auf diesem Gottshaus Pietenberg. ............Georg Englhauser, ain halben Hof, ainer Kürchen zugehörig. 1
1752 Sebastian Brandt, besizt das Englhauser Guet.
1775 Adam Englhauser, habsd vor einem Jar von Gabriel Englhauser (?) sambt dem Aigenthomblichen Zehent, und aller Hauß und Paumans Vahrnus erkaufft, um den Zuestandt sey er annoch nit abkhommen.
Hier beginnen die übermittelten, handschriftlichen Übergabeurkunden und sonstige Besitzveränderungen im zeitlichen Anschluss.
1788 Maria Brandin übergibt den Hof an ihren ehelichen Sohn Simon Brand. Consens vom 18. Jenner 1788
1837 Die Witwe Katharina Brand übergibt ihrem Sohn Johann Evangelist Brand den Hof.
Auszug aus der Übergabebewilligung Das Königliche Landgericht Mühjldorf als Stiftungscuratel bewilligt hiermit der Katharina Brand erwittibten Besitzerin der zur Kirche Pietenberg neustifts resp. Leibrechtsweise grundbaren 1/2 Englhauserhofes bey Taufkirchen die grundherrliche Einwilligung ertheilt, ihr besitzendes Anwesen ihrem Sohn Johann Evangelist Brand übergeben und sich hierauf 800 Fl. als Zehrpfennig und einen auf 100 fl. jährlich beanschlagten Natural-Austrag ausbedingen zu dürfen. Consens für Johann Ev. Brand und Eva Vogelmaier (Braut) Besitzer des Englhauser Hofes der Gemeinde Taufkirchen
Johann Brand beantragt 1849 den Bau eines Trockenstadels mit Brennofen.
1867 Jakob Brand, geb. 24. Juli 1843, übernimmt am 26. Juni 1867 den Hof und Ziegelei von seinem Vater und heiratet am 8. Juli Rosina Bichler. Er stirbt bereits am 20. Juni 1869.
1869 Rosina Brand erwirbt mit Erbschaftszeugnis den Gesamtbesitz nach dem Ableben ihres Mannes.
1903 Anton Asanger I , geb. 18. Dez. 1830 in Purding (Butting) erhält mit Erbvertrag als Bräutigam den Mitbesitz am 12. Okt. 1869. Trauung am 26. Okt. 1869. Anton Asanger stirbt am 10. Okt. 1893.
1893 Rosina Asanger, Witwe, erhält mit Erbvertrag vom 21. Nov. 1893 das Anwesen zum Alleineigentum.
1903 Anton Asanger II, geb.1871 erhält lt. Urkunde vom 2. Nov. 1893 zusammen mit seiner Ehefrau Elise, geb. Scheitzeneder von Waldhausen, den Besitz. Anton Asanger II stirbt am 28. Juli 1905 an Lungentuberkulose.
1905 Elise Asanger, Witwe, erwirbt mit Urkunde vom 26. Aug. 1905 den Besitz. Sie heiratet im Dez. 1906 Friedrich Puchner aus Regenstauf.
1907 Friedrich und Elise Puchner besitzen den Hof durch Ehevertrag in allgemeiner Gütergemeinschaft. Ehevertrag vom 15. Jan. 1907. Elise Puchner stirbt am 14. Okt. 1914 an Tuberkulose.
1914 Friedrich Puchner in Erbengemeinschaft mit den Kindern Anton Asanger III, Maria, Elisabeth und Margarethe Puchner.
1914 Friedrich Puchner wird nach der Erbteilung mit Vertrag vom 19. Nov. 1914 Alleinbesitzer, er heiratet am 1. Juli 1918 Maria Winnichner
1927 Puchner Friedrich und Maria in allgemeiner Gütergemeinschaft.
1942 Anton Asanger III übernimmt am 11. Febr. 1942 den Besitz. Er verunglückt am 29. Mai und stirbt am 13. Juni im Krankenhaus.
1942 Margarete Puchner übernimmt mit Erbschein vom 1. Juli 1942 den Hof. Trauung mit Josef Schwarz aus Kastl. Josef Schwarz Eigentümer der Ziegelei.
1971 Frieda Schwarz tritt als Kommanditistin in die Ziegelei ein. Sie heiratet 1972 Josef Mußner
1982 Frieda Mußner übernimmt den Hof.
1982 Josef Mußner übernimmt alle Anteile an der Firma und gründet zum 1. 1. 1983 die Josef Schwarz GmbH.
2010 Josef Mußner jun. übernimmt den Hof.
Ziegelproduktion in Englhausen
Geprägt wurde der Ortsteil Englhausen ab 1849 durch die Ziegelproduktion, durch die Englhausen im südostbayerischen Raum bekannt wurde.
Erster Nachweis für die Ziegelei Englhausen ist ein im Original aus dem Jahr 1849 erhaltener „Plan zur Neuerstellung eines Ziegelstadels samt Brennofen für Johann Brand, Einödbauer zum Englhauser der Gemeinde Taufkirchen, kgl. Landgerichts Mühldorf“. Aus dem Lageplan geht hervor, dass vorher bereits ein Trockenstadel vorhanden war, seit wann und wie bis dahin gebrannt wurde, ist nicht bekannt. Der Antrag wurde am 10. Mai 1849 von der Landgemeindeverwaltung Taufkirchen v/W (vorm Wald) genehmigt "Gegen nachstehenden Bau hat die Gemeindeverwaltung nichts zu erinnern" Simon Losbichler, Pfleger. Der Genehmigungsbescheid des Landgerichts Mühldorf war etwas ausführlicher. An den Pfleger der Gemeinde Taufkirchen v/W. Vom kgl. Bezirksrichter Mühldorf wurde dem Johann Brand, Einödbauer und Vorsteher der Gemeinde Taufkirchen, bei dem Nichtbestehen technischer, wie baupolizeilicher Bedenken, durch Beschluss vom Heutigen, die distriktspolizeiliche Bewilligung, zur Bauführung nach vorstehendem Plan erteilt, was dem Obengenannten behufs der Überwachung planmäßigen Bauführung hiermit ratifiziert wird.
Nach der Tod von Johann Brand übernahm der Sohn Jakob Brand den Besitz. Er starb bereits 1868. Die Witwe Rosina heiratete 1869 Anton Asanger von Putting, damit kam der Name Asanger nach Englhausen. 1871 wurde der Sohn Anton Asanger II geboren.
1880 brannte der Ziegelstadel ab und der Betrieb kam zum Erliegen.
Der Wiederaufbau der abgebrannten Ziegelei durch Anton Asanger I verzögerte sich. Es ist überliefert, sein Sohn Anton II habe sich erst in Italien umgesehen, wo die Tonindustrie sehr fortschrittlich war. Anton Asanger verstarb 1893. Die Witwe Rosina Asanger stellte im Mai 1896 den Bauantrag bei der Gemeinde Taufkirchen. Zusammen mit ihrem Sohn Anton Asanger II baute sie die neue Ziegelei. Es wurde ein großes Gebäude mit Kamin und einem Hoffmannschen Ringofen, Trockenhütten und Maschinen gebaut. (Friedrich Hoffmann erhielt 1858 das Patent auf den von ihm entwickelten Ofentyp. Mit dem Ringofen wurde der erste Ofen mit durchgehendem Brennbetrieb erfunden. Er ist durch stehenden Besatz und wandernde Brennzone gekennzeichnet.) Der Bauplan für den neuen Betrieb ist nicht mehr vorhanden. Bekanntmachung in der Zeitung einfügen
Der Neubau hat augenscheinlich viel Aufsehen erregt, denn Rosina Asanger ließ 1896 an der Straßenseite der Ziegelei eine (heute noch erhaltene) Tafel anbringen, auf der in Gabelsberger-Stenographie folgender Vers stand:
Wer will bauen an der Straße,
muß andere Leute reden lassen.
Rede ein jeder was er will,
ich wünsche jedem dreimal soviel.
Aufrecht, treu und fest in allen Dingen,
gibt sich selbst Gewähr für das Vollbringen.
Gott muß es schicken,
Der Lehm wurde nördlich der Ziegelei mit Schaufel und Pickel abgebaut. Dabei waren auch italienische Saisonarbeiter in Englhausen, die das Ziegelschlagen im Akkord ausführten. Im Herbst, wenn nicht mehr getrocknet werden konnte, wurde weiter abgebaut und das Material über den Winter zur Qualitätsverbesserung liegengelassen.
In den folgenden Jahren wurde immer wieder umgebaut und vor allem neue Freiluft-Trockenhütten gebaut. Hergestellt wurden anfänglich nur Vollziegel, später dann zeitweise auch Falz-Dachziegel.
Anton Asanger II heiratete Elise Scheitzeneder, Sohn Anton Asanger III wurde 1904 geboren. Anton Asanger II starb 1905. Nach seiner Heirat mit der Witwe Elise Asanger 1907 übernahm Friedrich Puchner, Sohn eines Ziegeleibesitzers aus Regenstauf, die Ziegelei. Diese erhielt um 1900 als Antriebsmaschine eine Dampfmaschine, die in einem eigenen Maschinenhaus untergebracht war. Damit wurden über eine Transmission die Ziegeleimaschinen angetrieben, in erster Linie wohl eine Ziegelpresse, die das „Ziegelschlagen“ von Hand beendete. Später wurde die Dampfmaschine durch einen Elektromotor ersetzt.
Etwa 1936 wurde ein Eimerkettenbagger angeschafft, der die Arbeit wesentlich erleichterte. Dazu musste eine Stromleitung von der Ziegelei zum Bagger gelegt werden. Der Lehm wurde mit von „Bockerln“ gezogenen Loren in die Ziegelei geschafft. Auf dem Ringofen erleichterten mechanische Schürapparate, die dosiert Kohle in den Ofen warfen, den Brennbetrieb.
Anton Asanger III unterstützte Friedrich Puchner in der Leitung der Ziegelei. Er wurde jedoch zum Kriegsdienst eingezogen und nahm am Feldzug in Frankreich teil. Da auch viele Arbeiter eingezogen wurden, musste Friedrich Puchner den Betrieb vorübergehend einstellen. Anton Asanger wurde nach 16 Monaten unabkömmlich gestellt, damit der Ziegeleibetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Hauptabnehmer waren die großen Wehrmachtsbauten in Kraiburg (jetzt Waldkraiburg). Im Februar 1942 übergab Friedrich Puchner den Besitz an seinen Stiefsohn Anton Asanger. Dieser verunglückte bereits im Mai 1942 mit dem Traktor in Wanklbach und starb am 13. Juni. Der Brennbetrieb wurde daraufhin eingestellt, die Gebäude aber mit trockener Ware gefüllt. Die Erbin Margarete Puchner, eine Halbschwester von Anton Asanger, übernahm den Besitz und heiratete Josef Schwarz, der aus der Ziegelei Schwarz in Kastl stammte.
1947 wurde den Brennbetrieb wieder aufgenommen. In den folgenden Jahren wurde die Produktpalette von Reichsformat mit wenig Lochanteil auf immer optimiertere Hochlochziegel umgestellt. Dazu wurde 1956 eine neue Lehm-Aufbereitung gebaut. Die Feuerung des Ringofens wurde von Kohle auf Heizöl umgestellt. Im Februar 1961 entstand durch einen geplatzten Heizölschlauch ein Brand, durch den das Dach des Ofengebäudes beschädigt wurde.[1] In dieser Zeit kamen auch griechische Gastarbeiter nach Englhausen und arbeiteten einige Jahre in der Ziegelei. 1964 begann mit dem Bau eines Tunnelofens in einer neuen Halle eine tiefgreifende Modernisierung des Betriebs, die in den folgenden Jahren durch den Bau einer Kammertrocknerei und den dazugehörigen Transportanlagen fortgeführt wurde.
1971 waren die Lehmvorkommen in Englhausen erschöpft und der Lehmabbau endete. Es wurde eine neue Lehmgrube in Zeiling beim Anwesen Kaiser, circa 5 km südlich von Taufkirchen eröffnet. Im folgenden Jahr wurden Grundstücke in diesem Bereich erworben und daraus der Lehm abgebaut.
1978 wurde durch den Anschluss an die Thermopor-Gruppe der Markenname THERMOPOR erworben. Weitere Investitionen wurden getätigt, so 1985 die Anschaffung einer Setzmaschine, die die getrockneten Formlinge automatisch auf die Tunnelofenwägen aufsetzt und damit die schwere Arbeit des Setzens mit der Hand beendete. In den Jahren 1990 und 1993 wurde der Tunnelofen von 60 m auf 85 m verlängert, das ermöglichte eine Leistungssteigerung. Um den gehobenen Ansprüchen für neue, hochwärmedämmende Leichtziegel zu genügen, wurde 1995 in einer neuen Halle eine neue Aufbereitung mit einem größeren Kollergang, zwei Kastenbeschickern und Transportanlagen gebaut. Damit konnten durch eine moderne Steuerung je nach Bedarf unterschiedliche Materialmischungen und Porosierungen präzise und redundant erzeugt werden.
Im Rahmen der Konsolidierung der bayerischen Ziegelwerke Ende des Jahrtausends, verursacht vor allem durch massive Umsatzeinbrüche, wurde auch der Ziegelwerksbetrieb in Englhausen zum 31. Dezember 2021 geschlossen und damit nach über 150 Jahren die Ziegelproduktion in Englhausen beendet.
Heute sind die Gebäude des ehemaligen Ziegelwerks vermietet und durch verschiedene Unternehmen genutzt. Ein großer Verleih von Festzelten belegt den Großteil der Hallen. Die Raiffeisenbank Taufkirchen-Oberneukirchen entschied in der Generalversammlung 2012, die Freiflächen im Herbst zur Maistrocknung anzumieten, nachdem das im Dorf nicht mehr erlaubt war. Die Landwirte können ihren Körnermais anliefern, der hier getrocknet und dann zurück in das Lagerhaus kommt.[2]
Die Poststelle Englhausen
Am 1. März 1957 wurde in Englhausen eine Poststelle II mit Zustelldienst eingerichtet. Bis zu diesem Datum war die Gemeinde Taufkirchen der Post Kraiburg a. Inn zugeordnet. Mit der Begründung einer Poststelle I Taufkirchen mit zwei Zustellbezirken wurden in Englhausen und in Lanzing jeweils eine Poststelle II eingerichtet.
Zuerst war Englhausen über den Postbezirk 13b registriert und ab 1962 unter der Postleitzahl 8261 geführt.
Mit Ablauf des 31. Mai 1969 wurde die Poststelle II 8261 Englhausen aufgrund wirtschaftlicher und organisatorischer Erwägungen geschlossen.
Brunnen und Trinkwasserversorgung
Im Rahmen der Wasserversorgung für Taufkirchen hat der Zweckverband zur Wasserversorgung der Schlicht Gruppe in Englhausen einen Trinkwasserbrunnen betrieben. Mit Bescheid des Landratsamtes Mühldorf am Inn vom 10. Februar 1978 (Az. 2-642-1 Nr. 466) wurde eine Bewilligung zur Entnahme von Grundwasser bis zum 31. Dezember 1999 erteilt. Die Bewilligung berechtigte zur Entnahme von max. 10 l/s aus dem Brunnen Englhausen. Die Jahresentnahmemenge war auf 93.000 m³/a beschränkt. Mit Bescheid des Landratsamts Mühldorf vom 17. Juli 2000 (Az. 64-642/1-72/00, Sg. 23) wurde die Bewilligung zur Entnahme aus den Brunnen in gleicher Weise bis 31. Dezember 2020 verlängert.[3]
Die notwendige Ausweisung eines Trinkwasserschutzgebietes zum Schutz der Trinkwasserqualität führte 2009 in der Gemeinde Taufkirchen zu Diskussionen, da damit die Dorfentwicklung stark eingeschränkt wäre.[4] 2022 wurde daher beschlossen, aus dem Brunnen kein Wasser zur Trinkwasserversorgung mehr zu entnehmen.
Neben dem Trinkwasserbrunnen wird seit circa 1890 ? ein Brauchwasserbrunnen ? betrieben, dessen Wasserförderung bis circa 1980 ? mit einem Windrad erfolgte.
Sonstiges
Sammlung alter Dachziegel
In Englhausen wurden mit dem Ziegelneubau 1896 auch Dachziegel (Doppelmulden-Falzziegel) produziert. Der Firmenname, der als Prägung auf jedem Dachziegel steht, lautete zuerst Asanger’sche Ziegelei Englhausen-Kraiburg, ab 1907 Puchner’sche Ziegelei Englhausen-Kraiburg.
Die Erkenntnis, dass auf den Dächern der Umgebung viele verschiedene Fabrikate zu finden waren von Firmen, die längst nicht mehr bestanden und auch schon vergessen waren, führte zum Wunsch nach einer Sammlung. Sie wurde mit Hilfe vieler interessierter Helfer auf über 120 Dachziegel verschiedenster Ziegelwerke aus ganz Bayern zusammengetragen und verdeutlichen die Vielzahl kleinster, regionaler Ziegelwerke in der Vergangenheit.
Die Modelle der Dachziegel veränderten sich. Gab es anfangs nur handgestrichene Biberschwanzziegel, wurden insbesondere von der Ziegelei Ludowici neue Modelle (Z1 - Z25) entwickelt, die in Lizenz auch von anderen Herstellern produziert wurden. Häufigstes Modell waren die Doppelmulden-Falzziegel, die auch in Englhausen produziert wurden. Foto
Hausbrauerei in Englhausen
Friedrich Puchner hatte, bevor er nach Englhausen kam, in der Brauerei Friedrich Behner in Regensburg laut Zeugnis des Brauereibesitzers von 1887 bis 1889 die "Brauerei" erlernt. Er begann 1931 damit, im Hof im Keller des Wohnhauses eine Hausbrauerei einzurichten. Sie bestand aus einem Sudkessel mit 3 hl Fassungsvermögen sowie weitere notwendige Einrichtungen wie z. B. eine Maischepfanne, eine Flaschenabfüllung, eine Flaschenwaschanlage und eine Kühlanlage. Das zum Sudkessel gehörige, große Thermometer ist in Grad Reaumur geeicht. Das Bier war in erster Linie für die Belegschaft der Landwirtschaft und der Ziegelei bestimmt, es wurde aber auch im Ort verkauft. Das erregte Unwillen an höherer Stelle, weil Puchner das Bier unter dem festgesetzten Preis verkaufte.
Auszug aus einem Schreiben des Gräflichen Domänendirektors an die Gräfliche Gutsverwaltung Jettenbach, die auch unter Preis verkaufte:
Aus diesem Grunde müssen auch Sie sich wohl oder übel an die festgesetzten Einfachbier-Preise halten und dem Brauwirtschaftsverband gegebenfalls sofort Mitteilung zu geben, wenn eine Brauerei die Preise unterbieten sollte. Herr Hörmann vom Brauwirtschaftsverband erklärte, dass er mit sehr hohen Strafen gegen die Brauereien vorgehen wird, die diese erlassene Anordnung sabotieren.
Gleichzeitig verständigte ich den Geschäftsführer des Brauwirtschaftsverbandes Herrn Hörmann, davon, dass die Brauerei Buchner in Englhausen bei Kraiburg, die seit 4 Jahren lediglich für den eigenen Betrieb Bier eingebraut hat, nunmehr auch seit 3-4 Monaten Hausierhandel betreibt und das Dünnbier in Flaschen um 18 Pfg. und das Vollbier in Flaschen um 30 Pfg. pro Liter an die Konsumenten abgibt. Herr Hörmann ist der Auffassung, dass es sich hier um ein gesetzwidriges Vorgehen handelt. Er wird sich sofort an das zuständige Zollamt wenden.
Wenn jemand Bier braute, wurde das vom Zollamt genau überprüft .............. Unterlagen sind noch vorhanden. Andere Hausbrauereien in Taufkirchen
Das Bier wurde früher in Literflaschen abgefüllt. Auf den Flaschen hatte jede Brauerei eine erhabene Prägung mit Ort, Firmennamen und oft auch ein Firmenlogo. Das ergab teils sehr schöne Flaschen, die zu Sammlerflaschen wurden. Besonders schön und inzwischen wertvoll waren die mundgeblasenen Flaschen. Die Brauerei Englhausen hatte keine eigenen Flaschen.
Friedrich Puchner sammelte schon damals Flaschen von anderen Brauereien, es waren ca. 50 Stück, die lange nicht entdeckt wurden. Diese Grundlage wurde in den letzten 20 Jahren ausgebaut auf ca. 350 Flaschen verschiedener Brauereien , überwiegend aus dem südostbayerischen Raum.
2005 wurden Teile des Kinofilms Atina & Herakles mit Juraj Kukura in der ehemaligen Ziegelei sowie im Bauernhof in Englhausen gedreht.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- In der Ziegelei Schwarz brach Feuer aus. In: Dachziegel-Archiv. Hans-Jörg Rüstemeier, Georg Rehfeld, 17. Februar 1961, abgerufen am 20. Februar 2022.
- Generalversammlung 2012 - Raiffeisenbank Taufkirchen-Oberneukirchen e.G. Raiffeisenbank Taufkirchen-Oberneukirchen, 26. Juni 2012, abgerufen am 20. Februar 2022.
- Planfeststellung. Landratsamt Mühldorf am Inn, 5. August 2021, abgerufen am 19. Februar 2022 (deutsch).
- Marianne Fill: Wasserschutzgebiete für den Brunnen in Englhausen. In: OVBonline. OVBonline, 16. Juli 2009, abgerufen am 19. Februar 2022 (deutsch).
- JURAJ KUKURA. In: agenturpauly.eu. Actors Management, abgerufen am 21. Februar 2022.