Engener Notgeld

Das Engener Notgeld w​ar ein a​us einer Mangelsituation entstandener Geldersatz, d​er Anfang d​es 20. Jahrhunderts fehlende gesetzliche Zahlungsmittel ersetzte u​nd von kommunaler Stelle s​owie einem Privatunternehmen herausgegeben wurde.

Engener Notgeldschein 20 Milliarden Mark (1923)

Hintergrund

Ende August 1923 befasste s​ich der Engener Stadtrat aufgrund merklichen Kleingeldmangels i​m Stadtgebiet erstmals m​it der Ausgabe v​on Notgeld. Im September w​urde eine Notgeldausgabe abgelehnt.

Am 29. Oktober 1923 bittet d​er Stadtrat erneut u​m die Genehmigung, Notgeld i​n den Werten 5, 10 u​nd 50 Milliarden Mark heraus g​eben zu dürfen. Nachdem d​as badische Innenministerium d​iese am 2. November erteilte, beauftragte d​ie Stadt Engen d​ie ortsansässigen Druckereien m​it der Herstellung d​es Notgeldes: Fr. Eckerlein sollte 500 Stück z​u 20 Milliarden u​nd 400 Stück z​u 50 Milliarden, d​ie Hegauer Buchdruckerei A.-G. sollte 700 Stück z​u 100 Milliarden herstellen. Schnell zeigte s​ich jedoch, d​ass die Ausgaben n​icht reichen würden, s​o dass s​ie auf insgesamt 300 Stück z​u 20 Milliarden, 1200 Stück z​u 50 Milliarden u​nd 1400 Stück z​u 100 Milliarden Mark erhöht wurden.

Die Herstellungskosten d​er 2900 Geldscheine beliefen s​ich auf insgesamt 124 Goldmark, 38,50 Goldmark wurden v​on Eckerlein, 85,50 Goldmark v​on der Hegauer Buchdruckerei i​n Rechnung gestellt.

Gegen Ende d​er Inflationszeit zeigte sich, d​ass das ausgegebene Notgeld d​er Stadt Engen n​icht reichen würde. So veranlasste d​ie Hegauer Steinwarenfabrik eigenes Notgeld auszugeben.

Ausgabestellen

Gemeinde Engen

Nominal: 20 Milliarden Mark
Druck: Fr. Eckerlein, Buchdruckerei, Engen; schwarz, grün und rosabraun auf weißem Papier, ohne Wasserzeichen; ~ 130 × 86 mm
Auflage: 500 Stück mit einem Nennwert von 10 Billionen Mark
Ausgabe: ab 8. November 1923, 300 Stück mit einem Nennwert von 6 Billionen Mark
Vorderseite: xxxx * (Kontrollnummern 0001 bis 0300, 4,5 mm, schwarz)0Notgeld der Stadt Engen0Ausgabe A / 200Zwanzig Milliarden Mark020 / zahlt die Stadtgemeinde Engen dem Einlieferer dieses Scheines. Die Bezirks-Spar- u. Waisenkasse und die Banken in Engen schreiben den Gegenwert dem Einlieferer zu Lasten der Stadt gut. Nach Abfluß der öffentlich bekannt zu gebenden Umlaufzeit erfolgt die Einlösung bei der Stadtkasse. / Engen, den 8. November 1923. + Der Gemeinderat: / Ohne Amtssiegel der Stadtgemeinde Engen ist dieser Schein ungültig.
Rückseite: 20 Milliarden (senkrecht) + Notgeld der Stadt Engen im Hegau / Panorama der Stadt Engen / Engen, Tengen, Blumenfeld sind die schönsten Städt der Welt. Wäre Engen nicht dabei, wär es nichts mit allen drei!   / Fr. Eckerlein, Buchdruckerei, Engen. + 20 Milliarden (senkrecht)
Eingezogen: 151 Stück (50,3 %) mit einem Nennwert von 3,02 Billionen Mark
Nominal: 50 Milliarden Mark
Druck: Fr. Eckerlein, Buchdruckerei, Engen; auf weißem Papier, ohne Wasserzeichen; ~ 130 × 86 mm
Auflage: 500 Stück mit einem Nennwert von 25 Billionen Mark
Ausgabe: ab 8. November 1923, 500 Stück mit einem Nennwert von 25 Billionen Mark
Vorderseite: schwarz, gelbbraun und hellgrün; Kontrollnummern: 0001 bis 0500
Rückseite: ./.
Eingezogen:
Nominal: 50 Milliarden Mark
Druck: Fr. Eckerlein, Buchdruckerei, Engen; schwarz, gelbbraun und gelb auf weißem Papier, ohne Wasserzeichen; ~ 130 × 86 mm
Auflage: 700 Stück mit einem Nennwert von 35 Billionen Mark
Ausgabe: ab 8. November 1923, 700 Stück mit einem Nennwert von 35 Billionen Mark
Vorderseite: xxxx * (Kontrollnummern 0501 bis 1200)0Notgeld der Stadt Engen0Ausgabe A / 500Fünfzig Milliarden Mark050 / zahlt die Stadtgemeinde Engen dem Einlieferer dieses Scheines. Die Bezirks-Spar- u. Waisenkasse und die Banken in Engen schreiben den Gegenwert dem Einlieferer zu Lasten der Stadt gut. Nach Abfluß der öffentlich bekannt zu gebenden Umlaufzeit erfolgt die Einlösung bei der Stadtkasse. / Engen, den 8. November 1923. + Der Gemeinderat: / Ohne Amtssiegel der Stadtgemeinde Engen ist dieser Schein ungültig.
Rückseite: 50 Milliarden (senkrecht) + Notgeld der Stadt Engen im Hegau / Panorama der Stadt Engen / Engen, Tengen, Blumenfeld sind die schönsten Städt der Welt. Wäre Engen nicht dabei, wär es nichts mit allen drei!   / Fr. Eckerlein, Buchdruckerei, Engen. + 50 Milliarden (senkrecht)
Nominal: 100 Milliarden Mark
Druck: Hegauer Buchdruckerei A.-G., Engen; schwarz, graublau und graubraun auf weißem Papier, ohne Wasserzeichen; ~ 142 × 90 mm
Auflage: 1400 Stück mit einem Nennwert von 140 Billionen Mark
Ausgabe: ab 8. November 1923, 1400 Stück mit einem Nennwert von 140 Billionen Mark
Vorderseite: № xxxx (handgestempelt)00Notgeld der Stadt Engen00Ausgabe A / Hundert Milliarden Mark / ? / Engen im Hegau, 8. November 1923. / Stadtsiegel (Ø 28,5 mm) / Für den Gemeinderat: / Unterschrift des Bürgermeisters Max Knupfer / Hegauer Buchdruckerei A.-G., Engen
Rückseite: ./.
Eingezogen: 830 Stück (59,3 %) mit einem Nennwert von 83 Billionen Mark

Hegauer Steinwarenfabrik Engen

Insgesamt wurden 3000 Gutscheine m​it einem Nennwert v​on 8,25 Milliarden Mark ausgegeben.

Nominal: 500.000 Mark
Druck: wahrscheinlich Hegauer Buchdruckerei A.-G., Engen; schwarz auf graugrünem Papier, teils mit Fabrik Wasserzeichen; ~ 145 × 112 mm
Auflage: 500 Stück mit einem Nennwert von 250 Millionen Mark
Ausgabe: 25. August bis spätestens 30. September 1923
Vorderseite: № xxxx (1001 bis 1500)00Mk. 500000 / GUTSCHEIN / Die Volksbank Engen e. G. (m.) Engen (Baden) schreibt zu meinen Lasten dem Einlieferer den Gegenwert dieses Gutscheins / Fünfhunderttausend Mark / gut. / Engen (Baden), 25. August 1923. / Hegauer Steinwarenfabrik Engen / Inhaber Kommerzienrath Gustav Prym / Unterschriften „Krüger“ und ppa. „Strittmatter“ / Die Einlieferung dieses Gutscheins bei obengenannter Bank hat bis spätestens 30. September 1923 zu erfolgen. Ohne Nummer und ohne die Unterschriften der Herren Fabrikbesitzer Krüger und Prokurist Strittmatter ist dieser Gutschein ungültig.
Rückseite: ?
Eingezogen: ?
Nominal: 1.000.000 Mark
Druck: wahrscheinlich Hegauer Buchdruckerei A.-G., Engen; schwarz auf graublauem Papier, teils mit Fabrik Wasserzeichen; ~ 145 × 112 mm
Auflage: 1000 Stück mit einem Nennwert von 1 Milliarde Mark
Ausgabe: 25. August bis spätestens 30. September 1923
Vorderseite: № xxxx (0001 bis 500 und 0501 bis 1000)00Mk. 1000000 / GUTSCHEIN / Die Volksbank Engen e. G. (m.) Engen (Baden) schreibt zu meinen Lasten dem Einlieferer den Gegenwert dieses Gutscheins / Eine Million Mark / gut. / Engen (Baden), 25. August 1923. / Hegauer Steinwarenfabrik Engen / Inhaber Kommerzienrath Gustav Prym / Unterschriften „Krüger“ und ppa. „Strittmatter“ / Die Einlieferung dieses Gutscheins bei obengenannter Bank hat bis spätestens 30. September 1923 zu erfolgen. Ohne Nummer und ohne die Unterschriften der Herren Fabrikbesitzer Krüger und Prokurist Strittmatter ist dieser Gutschein ungültig.
Rückseite: ?
Eingezogen: ?
Nominal: 2.000.000 Mark
Druck: wahrscheinlich Hegauer Buchdruckerei A.-G., Engen; schwarz auf graubraunem Papier, teils mit Fabrik Wasserzeichen; ~ 145 × 112 mm
Auflage: 1000 Stück mit einem Nennwert von 2 Milliarden Mark
Ausgabe: 31. August bis spätestens 10. Oktober 1923
Vorderseite: Kontrollnummern 1501 bis 2500, schwarz
Rückseite: ?
Eingezogen: ?
Nominal: 10.000.000 Mark
Druck: wahrscheinlich Hegauer Buchdruckerei A.-G., Engen; schwarz auf hellgrauem Papier, teils mit Fabrik Wasserzeichen; ~ 145 × 112 mm
Auflage: 500 Stück mit einem Nennwert von 5 Milliarden Mark
Ausgabe: 31. August bis spätestens 10. Oktober 1923
Vorderseite: Kontrollnummern 2501 bis 3000, schwarz
Rückseite: ?
Eingezogen: ?

Literatur

  • Dr. Jens-Uwe Rixen: Notgeldausgaben im badischen Bodenseegebiet. In: HEGAU – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebiets zwischen Rhein, Donau und Bodensee; Jahrbuch 1984/85. Selbstverlag des Hegau-Geschichtsvereins Singen e. V., Singen (Hohentwiel) September 1986.
  • Manfred Müller: Deutsches Notgeld: Die Notgeldscheine der deutschen Inflation: von August 1922 bis Juni 1923. 3. Auflage. Band 4. Battenberg Gietl Verlag, Regenstauf 2010, ISBN 978-3-86646-534-3.
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