Else Ulich-Beil
Else Ulich-Beil (* 30. August 1886 in Elberfeld; † 4. Mai 1965 in Berlin) war eine deutsche Politikerin. Sie war Regierungsrätin und Landtagsabgeordnete in Sachsen. Sie setzte sich für die Rechte von Frauen ein und bekam dafür das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Leben
Else Beil studierte Philosophie und Geschichte und promovierte anschließend mit einer Arbeit zur "Entwicklung des Begriffs der Weltliteratur". 1914 wurde sie zur Verwaltungsdirektorin der Hochschule für Frauen in Leipzig ernannt. Ein Jahr später engagierte sie sich für den Aufbau eines Forschungsinstituts für Kultur- und Universalgeschichte an der Universität Leipzig. Sie heiratete Robert Ulich (1890–1977), von dem sie sich 1929 wieder scheiden ließ.
1917 wurde sie zur Leiterin des Frauenreferats beim Kriegsamt Leipzig ernannt. In dieser Funktion schuf sie in ganz Sachsen über 10.000 Arbeitsplätze für Frauen. 1920 wurde sie als Nachrückerin für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) in die Sächsische Volkskammer und von 1926 bis 1929 in den Sächsischen Landtag gewählt. Auch dort engagierte sie sich für die Stellung der Frauen.
Als Regierungsrätin für Soziales im sächsischen Innenministerium kam sie 1920 nach Dresden. Unter ihr entstanden unter anderem das Landesamt für Wohlfahrtspflege und Mütterberatungsstellen. Ab 1921 arbeitete sie im Staatsbürgerinnen-Verband, dem Nachfolger des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, dessen zweite Vorsitzende sie war. Ab 1929 war sie Mitarbeiterin im Vorstand des "Landesverbandes der Sächsischen Frauenvereine". Sie übernahm von Lotte Schurig die Führung der privaten "Sozialen Frauenschule" innerhalb des Dresdner Reformprojektes "Gartenstadt Hellerau", die zwanzig Jahre zuvor unter dem Einfluss des Deutschen Werkbundes und Friedrich Naumanns gegründet worden war. Unter Beil wurde sie in eine staatliche Wohlfahrtsschule für Frauen und Männer umgewandelt.
Nach der Machtübernahme der NSDAP wurde die Schule 1933 aufgelöst, ebenso wie der Allgemeine Deutsche Frauenverein. Beil selbst wurde mit einem Berufsverbot belegt. Erst nach dem Krieg konnte sie wieder anfangen zu arbeiten. Sie übernahm 1947 die Leitung des neugegründeten Staatsbürgerinnen-Verbandes und von 1952 bis 1955 des Deutschen Frauenrings.. Sie setzte sich in den folgenden Jahren für Flüchtlinge und Vertriebene ein. Im Jahr 1956 bekam Beil das Große Verdienstkreuz für ihr Lebenswerk verliehen. 1961 veröffentlichte sie unter dem Titel „Ich ging meinen Weg“ ihre Autobiografie.
Elise Ulich-Beil starb 1965 im Alter von 78 Jahren in Berlin. Die Beisetzung erfolgte im Erbbegräbnis der Familie ihres geschiedenen Mannes Robert Ulich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße im heutigen Ortsteil Berlin-Westend (Grablage: I-Erb.-Mauer).[1] Sie ruht dort an der Seite des gemeinsamen Sohnes Eckart Ulich (geb. 1923), der im Frühjahr 1943 in München an den Folgen schwerer Verwundungen gestorben war, die er sieben Monate zuvor als Soldat in Nordafrika erlitten hatte.[2] Auch Robert Ulich wurde 1977 in dem Erbbegräbnis auf dem Friedhof Heerstraße bestattet.[3]
Werke
- Die Entwicklung des Begriffs der Weltliteratur. Leipzig: R. Voigtländer, 1915.
- Ich ging meinen Weg. Lebenserinnerungen. Berlin: Herbig, 1961.
Literatur
- Manfred Berger: Wer war... Else Ulich-Beil?, in: Sozialmagazin 2002/H. 2, S. 9–12
- Peter Reinicke: Ulich-Beil, Else, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit. Freiburg : Lambertus, 1998 ISBN 3-7841-1036-3, S. 598f.
Weblinks
- Broschüre Frauen auf die Straßen(-)schilder! der Landeshauptstadt Dresden, siehe Seite 54 (PDF-Datei; 2,2 MB)
Einzelnachweise
- Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 496.
- Else Ulich-Beil: Ich ging meinen Weg. Lebenserinnerungen. Herbig, Berlin-Grunewald 1961. S. 151–155. Angelika Schaser: Eingeschrieben? Geschlecht in Autobiographien der ersten Politikerinnen in Deutschland. In: L'homme. Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft. Jg. 24, Nr. 2, 2013, ISSN 2194-5071. S. 23–38, hier S. 29.
- Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. S. 496.