Elias Holl
Elias Holl (* 28. Februar 1573 in Augsburg; † 6. Januar 1646 ebenda) war ein Augsburger Baumeister der deutschen Renaissance. Holl setzte sich in seiner Architektur vor allem mit der von Andrea Palladio geprägten Tradition Oberitaliens auseinander.
Leben
Elias Holl wurde in der Augsburger Innenstadt, Werbhausgasse 2, geboren. Er entstammte einer Baumeisterfamilie. Schon frühzeitig unterrichtete ihn sein Vater Hans Holl (1512–1594). 1596 legte Elias Holl die Meisterprüfung ab. Nach einem Italien-Aufenthalt in den Jahren 1600/01 – er reiste über Bozen nach Venedig – wurde er 1602 „Werkmeister“ von Augsburg. 1629 verlor er sein Amt als Stadtbaumeister auf Grund seines protestantischen Bekenntnisses. Seither wurde er nur noch als „Stadtgeometer“ tituliert.
Elias Holl heiratete 1595 Maria Burkhart († 1608), aus dieser Ehe entstammten acht Kinder. Mit seiner zweiten Frau, Rosina Reischle († 1635), hatte Holl 13 Kinder, von denen einige Söhne ebenfalls das Bau- bzw. Goldschmiedehandwerk erlernten und ausübten.
Holl starb in der Kapuzinergasse 14, keine 500 Meter Luftlinie von seinem Geburtshaus entfernt. Sein Grab befindet sich auf dem Protestantischen Friedhof in Augsburg. Die aus rotmarmor bestehende Grabplatte wurde später in das südliche Treppenhaus des Rathauses eingebaut.[1]
Holls Büste fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.
Der Platz hinter dem Augsburger Rathaus ist zu seinen Ehren Elias-Holl-Platz benannt worden. Auf diesem wurde 1968 ein Elias-Holl-Denkmal in Form eines Obelisken errichtet.
Werke
Holls Hauptwerk ist das Augsburger Rathaus (1615–1620) mit dem Goldenen Saal im Stil der Spätrenaissance, das im Rahmen seines Stadterneuerungsprogramms entstand und durch seine Höhe auch die Aufstockung des benachbarten Perlachturms (1614–1616) durch ihn erforderlich machte.[2]
Von den meisten Werken Holls aus der Zeit vor dem Rathaus hat man vermutet, dass sie lediglich als Ausführungen von Entwürfen der beiden Maler Joseph Heintz d. Ä. (seit 1597 sporadisch in Augsburg) und Matthias Kager (seit 1603 in Augsburg) anzusehen seien. Beide haben mit Sicherheit wesentlich dazu beigetragen, Formengut des italienischen Cinquecento nach Süddeutschland und Augsburg zu vermitteln, ihr tatsächlicher Anteil an den Arbeiten Holls ist jedoch unklar. In der Auseinandersetzung mit ihrem Stil fand auch Holl allmählich seine eigene, meist recht nüchterne Formensprache.
Holls Bauwerke prägen weite Teile der historischen Altstadt Augsburgs: Das Zeughaus (1602–1607), das Wertachbrucker Tor (1605) und die Stadtmetzg (1609), das Gymnasium bei St. Anna (1613), der Neue Bau (1614), das Rote Tor (1622) und das Heilig-Geist-Spital (1626–1631, heute Sitz der Augsburger Puppenkiste) sowie die Gießhalle im heutigen A. B. von Stettenschen Institut sind nur einige seiner heute noch bestehenden oder wiedererrichteten Bauten.
Ferner lieferte Holl 1606 die Entwürfe für die Dreifaltigkeitskirche in Haunsheim sowie 1608 die für den Gemmingenbau der Willibaldsburg zu Eichstätt. Die Pläne für Schloss Schwarzenberg (1608–1618) stammen ebenfalls von ihm.
- Augsburger Rathaus und Perlachturm
- Tafel am „Hollbau“, Gymnasium bei St. Anna
- Zeughaus
- Stadtmetzg
- Der untere St.-Jakobs-Wasserturm
Quellen
- Die Selbstbiographie des Elias Holl. Hrsg. von Christian Meyer, Augsburg 1873, Online-Version
Literatur
- Robert Dohme: Holl, Elias. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 744–746.
- Christian Meyer: Die Hauschronik der Familie Holl (1487–1646), insbesondere die Lebensaufzeichnungen des Elias Holl, Baumeister der Stadt Augsburg. Selbstverl., München 1910 (Digitalisat).
- Norbert Lieb: Holl, Elias. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 531 f. (Digitalisat).
- Elias Holl und das Augsburger Rathaus. Regensburg 1985, Hrsg. v. Wolfram Baer, Hanno-Walter Kruft, Bernd Roeck.
- Julian Jachmann: Die Kunst des Augsburger Rates 1588–1631. Kommunale Räume als Medien von Herrschaft und Erinnerung. München/Berlin 2008.
- Bernd Roeck: Elias Holl: Architekt einer europäischen Stadt. Pustet, Regensburg 1985, ISBN 3-7917-0926-7.
- Johannes Erichsen: Überlegungen zum Augsburger Rathaus anlässlich der Ausstellung Elias Holl und das Augsburger Rathaus. In: Kunstchronik, 38 (1985), 486–502.
- Dorothea Diemer, Peter Diemer: Elias Holl und das Augsburger Rathaus. Kolloquium im Augsburger Rathaus, 5. und 6. Juli 1985. In: Kunstchronik, 38 (1985), 502–519.
- Thomas Fichtner, Kai Wenzel: Elias Holl. In: Arnold Bartetzky (Hrsg.): Die Baumeister der „Deutschen Renaissance“. Ein Mythos der Kunstgeschichte?. Sax-Verlag, Beucha 2004, ISBN 978-3-934544-52-9, S. 213–236.
- Benedikt Mauer: Die Hauschronik des Elias Holl: Autobiographie eines Renaissancearchitekten? In: Autobiographie und Selbstportrait in der Renaissance. Köln 1998. S. 192–201.
- Renate Miller-Gruber: Elias Holl: Der geniale Augsburger Baumeister der Renaissance. context, Augsburg 2010, ISBN 978-3-939645-29-0.
- Eva Haberstock: Der Augsburger Stadtwerkmeister Elias Holl (1573–1646). Werkverzeichnis. Imhof, Petersberg 2016 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Augsburg; 7), ISBN 978-3-7319-0094-8.
Weblinks
- Literatur von und über Elias Holl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Elias Holl. In: archINFORM.
Einzelnachweise
- Gertrud Seyboth: Augsburg – früher und heute. Presse-Druck- und Verlags-GmbH, Augsburg 1976, S. 8.
- Robert Dohme: ADB. Band 12 - Version vom 27. November 2019, 12:51 Uhr UTC. In: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abgerufen am 27. November 2019.