Einsatznachsorge
Die Einsatznachsorge soll gezielt eine Belastungsverarbeitung für Erlebnisse und deren innerer Repräsentanz für die Einsatzkräfte bzw. Helfer bei Katastrophen und Unglücksfällen ermöglichen. Dabei geht es um die ehren- und hauptamtlichen Einsatzkräfte aus allen beteiligten Organisationen wie Medizin und Pflege, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten oder dem Katastrophenschutz. Ziel ist die Vorbeugung gegen möglicherweise krank machende und sehr langfristig wiederkehrende belastende Traumatisierungen. Viele Hilfsorganisationen greifen bei bestimmten Einsatzbildern inzwischen systematisch auf diese Unterstützungsform für ihre Mitarbeiter zurück und bilden dafür Untereinheiten zur Krisenintervention im Rettungsdienst aus. Die Namensgebung ist zum Teil uneinheitlich, da die verschiedenen Organisationen unterschiedlich oft mit solch auslösenden Ereignissen konfrontiert sind. In der Fachliteratur wird es oft unter dem englischen Begriff „Critical Incident Stress Management“ beschrieben. Mit diesem englischen Begriff ist auch das in Deutschland am verbreitetste Ausbildungskonzept verbunden (im Anschluss an die Katastrophe von Ramstein 1988). In großem Umfang kam die Einsatznachsorge in Deutschland gezielt erstmals nach dem ICE-Unglück von Eschede im Jahr 1998 zur Anwendung.
Der geistige Mechanismus dieser bei Einsatzkräften nach belastenden Großeinsätzen befürchteten und immer wieder beobachtbaren schlagartig auftauchenden Erinnerungen (Flashback) und der damit verbundenen psychosomatischen Störungen ist bisher wissenschaftlich im Detail nicht erklärbar. Auch die mögliche Wirkung der Einsatznachsorge als einem Präventionsmodell bei den Betroffenen ist wissenschaftlich nicht geklärt.
Siehe auch
Literatur
- J. T. Mitchell, G. S. Everly u. a: Handbuch der Einsatznachsorge. Psychosoziale Unterstützung nach der Mitchell-Methode. 3. Auflage. Stumpf & Kossendey Verlagsgesellschaft, 2019, ISBN 978-3-943174-96-0.
Weblinks
- Hilfe für die im Einsatz. Nachsorge für Polizeikräfte – Erfahrungen aus Erfurt. In: Deutsche Polizei. Nr. 7, 2002, S. 6–15. (www.gdp.de, pdf-Datei)
- Notfallseelsorge in Deutschland (eine Koordinierungsstelle)
- Sebastian Roth: Krisen-Bildung – Aus- und Weiterbildung von KriseninterventionshelferInnen. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3537-4.