Ein Sonntag im August
Der italienische Spielfilm Ein Sonntag im August (Originaltitel: Domenica d’agosto) entstand 1950 und schildert einen Sonntag, den die Römer Bevölkerung am Strand von Ostia verbringt. Als Ensemblefilm flicht er die Erlebnisse mehrerer Hauptfiguren zum Porträt einer Gesellschaftsschicht. In einem seiner früheren Filmauftritte spielt Marcello Mastroianni eine kleine Rolle als gutgläubiger, grundehrlicher Mann aus dem Volk.
Film | |
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Titel | Ein Sonntag im August |
Originaltitel | Domenica d’agosto |
Produktionsland | Italien |
Originalsprache | Italienisch |
Erscheinungsjahr | 1950 |
Länge | 75 Minuten |
Stab | |
Regie | Luciano Emmer |
Drehbuch | Cesare Zavattini Franco Brusati Giulio Macchi Luciano Emmer nach einer Erzählung von Sergio Amidei |
Musik | Roman Vlad |
Kamera | Leonida Barboni Ubaldo Marelli Domenico Scala |
Schnitt | Jolanda Benvenuti |
Besetzung | |
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Handlung
An einem heißen Augustsonntag zieht es die Einwohner Roms ans Meer. In vollgestopften Bussen, auf Fährrädern, in alten klapprigen und in neueren Automobilen drängen sie auf der Straße nach Ostia, zum Strand. Einige dieser Menschen isoliert die Erzählung aus der anonymen Masse heraus.
Luciana will den eher armen Verhältnissen, in denen sie lebt, entfliehen. Sie trennt sich von ihrem arbeitslosen Verlobten Roberto und steigt ins Auto ihres neuen Verehrers. Dieser führt sie in adlige Gesellschaftskreise ein, wo jedoch ein Baron ihr unzüchtig nachstellt und sie schließlich davonläuft. Ein Witwer gibt seine kleine Tochter in einem katholischen Internat ab, weil die Frau, mit der er zusammenlebt, mehr Zeit mit ihm allein haben will. Ihm wird aber die Hohlheit seiner Beziehung klar, als er am Strand eine nette, alleinstehende Mutter kennenlernt. Er verlässt seine Partnerin und holt die Kleine aus dem Internat zurück. Die Jugendliche Marcella ist mit ihren Eltern nach Ostia gekommen. Angewidert von den ordinären Jungs am öffentlichen Strand, schleicht sie sich unter dem Zaun hindurch auf den Strandabschnitt eines vornehmen Klubs. Dort lernt sie den Burschen Enrico kennen, mit dem sie sich siezt und eine gehobene Konversation führt. Beide verheimlichen voreinander, dass sie der Arbeiterschicht angehören. Sie rudern zusammen aufs Meer hinaus, verlieren die Beherrschung über ihren Katamaran und kommen stark verspätet zurück. Nicht alle diese Schicksale spielen sich am Strand ab: Das Dienstmädchen Rosetta, verlobt mit dem Verkehrspolizisten Ercole, ist schwanger, weshalb ihr die Herrschaften gekündigt haben. Für die Zeit bis zur Heirat braucht sie eine Unterkunft, denn Ercole muss als Lediger in der Kaserne logieren. Roberto, der verlassene Verlobte von Luciana, hat sich während ihrer Abwesenheit an einem Einbruchsdiebstahl beteiligt, um an Geld zu kommen. Als sie aus Ostia zurückkehrt, muss sie mit ansehen, wie er von der Polizei abgeführt wird. Dafür entdeckt Marcella bei der Ankunft in ihrem Wohnquartier, dass Enrico ebenfalls dort wohnt; für die Verliebten spielt ihr Stand keine Rolle mehr.
Kritiken
Der Corriere della Sera schrieb 1950: „Der beste Teil des Films ist der, in dem das Geschehen ganz spontan wirkt, fast als sei es vor der Kamera improvisiert worden, ohne vorherige Proben. Es ist ohne Belang, dass Emmer dabei dem Stil und der Art des Dokumentarfilms treu bleibt. Hingegen ist wichtig, dass ihm und dem Drehbuchautor Amidei immer wieder eine für den heutigen Film ungewöhnliche Ausdruckskraft gelang. Dem Film kommt auch zugute, dass für eine so neue und schwierige Geschichte zum Teil keine routinierten Schauspieler, sondern gute, unbekannte Darsteller eingesetzt werden.“[1] Im Nachruf auf Emmer 2009 im Guardian wurde der Streifen als „bescheiden und lustig, von Leidenschaft erfüllt, ohne vulgär zu sein“ beschrieben. Er soll in Europa wie außerhalb viel Anklang gefunden haben.[2] Das Lexikon des Internationalen Films sieht differenziert: „Der erste Spielfilm Emmers verrät außer Begabung zur Schauspielerführung genaue Beobachtungsgabe und die Liebe zum Detail und der Poesie des Alltäglichen. Die einzelnen Episoden - teils realistisch, teils sanft satirisch angelegt - sind künstlerisch nicht gleichrangig und nicht immer logisch miteinander verflochten.“[3]
Weblinks
- Ein Sonntag im August in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Arturo Lanocita im Corriere della sera vom 4. Juli 1950, zit. in: Claudio G. Fava, Mathilde Hochkofler: Marcello Mastroianni. Seine Filme – sein Leben. Wilhelm Heyne Verlag, München 1988, ISBN 3-453-02625-X, S. 91
- John Francis Lane: Obituary: Luciano Emmer: Distinguished Italian director noted for art documentaries. In: The Guardian, 4. Dezember 2009, S: 41
- Ein Sonntag im August. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.