Eichhäuser Hof
Der Eichhäuser Hof ist ein um 1850 entstandenes ehemaliges Hofgut der Freiherren von Gemmingen bei Bonfeld, einem Ortsteil von Bad Rappenau in Baden-Württemberg, auf dem Getreideanbau und Viehwirtschaft, anschließend auf einer rund 30 Hektar großen Plantage auch Obstbau betrieben wurde.
Geschichte
Der Hof wurde 1852 von Moriz von Gemmingen (1817–1883) im gerodeten Breitlochwald bei Bonfeld angelegt. Der Name Eichhäuser Hof rührt von der im 9. Jahrhundert bezeugten Siedlung villa Eichusa, die sich bei Bonfeld befunden hatte. Bei der Rodung des Breitlochwaldes traten weitere der Fundamente zu Tage, die bereits seit Generationen bekannt waren und die allgemein als Reste der untergegangenen Siedlung betrachtet wurden. Spätere Erkenntnisse haben jedoch ergeben, dass die Fundamente beim Eichhäuser Hof römischen Ursprungs sind und sich die frühmittelalterliche Siedlung an einer anderen Stelle befunden hat.
Der Gründer des Hofes entstammte der ehemals reichsritterlichen Familie von Gemmingen-Guttenberg, in deren Besitz sich der nahe Ort Bonfeld seit dem 15. Jahrhundert bis zur Mediatisierung 1806 befunden hatte und die dort weiterhin über großen Grundbesitz verfügte. Moriz war zunächst Oberjustizrat in Ulm, doch bewirtschaftete er selbst von 1857 an den Hof, bevor er 1868 des Landlebens überdrüssig nach Ulm in den Staatsdienst zurückkehrte. 1905 bezog einer seiner Söhne, Ernst Karl Friedrich von Gemmingen (1863–1939), das Bonfelder Untere Schloss und bewirtschaftete von dort aus den Hof als Pächter und nach Auflösung einer bis 1932 bestehenden Gemmingenschen Kondominatsverwaltung letztlich als Alleinbesitzer. Auf ihn geht 1929 die Anlage einer Obstplantage zurück. Sein Besitz ging nach seinem Tod an seinen einzigen Sohn Reinhard von Gemmingen (1908–2001), der nach seiner Heirat 1932 ebenfalls das Bonfelder Unterschloss bezog und von dort aus den Hof bewirtschaftete. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte Reinhard von Gemmingen als Offizier. Als er nach Kriegsende mit seiner Familie nach Bonfeld zurückkehrte, war das Untere Schloss mit ehemaligen Fremdarbeitern belegt, so dass die Familie auf das Hofgut zog und es weiter bewirtschaftete. Die Bewirtschaftung des Hofguts erfolgte mit ebenfalls dort wohnenden Angestellten sowie mit Tagelöhnern. 1946 waren 60 Personen auf dem Hof beschäftigt. Die Vermarktung der Produkte des Hofs erfolgte auf dem Heilbronner Großmarkt.
Reinhard von Gemmingen wohnte weiterhin mit seiner Familie auf dem Hof und kehrte nicht mehr in das Unterschloss zurück, denn 1956 brannte es nieder, 1971 wurde es letztlich gesprengt. Als Reinhards Nachfolger auf dem Hof war Sohn Michael von Gemmingen (1943–1976) vorgesehen, der Diplom-Agraringenieur war und eines seiner Praktika auf dem Hof absolviert hatte. Er verstarb jedoch bei einem Autounfall in Ägypten 1976. Seine Witwe und seine Tochter kehrten zwar vorerst auf den Hof zurück, verzogen dann aber nach München, wo die Töchter Reinhards bereits seit längerem lebten. Reinhard von Gemmingen betrieb den Hof und die Obstplantage noch bis ins hohe Alter. 1989 gab er die Obstplantage auf und veräußerte den größten Teil des Grundbesitzes an das Kraichgauer Adelige Damenstift. Die Hofgebäude gingen nach Reinhards Tod von dessen Erbinnen an eine Tierärztin über, die sie saniert hat und dort seitdem eine Praxis betreibt.
In die heutige Freiflächengestaltung des Hofes sind die noch zu Reinhard von Gemmingens Lebzeiten dorthin verbrachten Überreste vom Portal des 1971 gesprengten Bonfelder Unteren Schlosses eingegangen.
Literatur
- Rudolf Petzold: Bonfeld und die Freiherren von Gemmingen-Guttenberg. In: Heimatbuch Bonfeld, hrsg. von der Stadt Bad Rappenau 2000.
- Maria Heitland: Familien-Chronik der Freiherren von Gemmingen. Fortsetzung der Chroniken von 1895 und 1925/26, Elztal 1991, S. 97–102.